Weit weg von den Zielen
Merkel kündigte auch die Aufstockung des deutschen Entwicklungshaushalts für 2008 und die drei Folgejahre um je 750 Millionen Euro an. Laut Hilfsorganisation Oxfam entspricht diese Steigerung jedoch nur ungefähr der Hälfte der Mittel, die erforderlich wären, um bis zum Jahr 2010 die versprochenen 0,51 Prozent am Bruttoinlandsprodukt zu erreichen. Die ausgewiesene Summe der offiziellen Entwicklungshilfeetats der Industrieländer wird zudem dadurch geschönt, daß in ihr auch Schuldenerlasse enthalten sind.
Ein wesentlicher Punkt auf der Tagesordnung in Heiligendamm ist – ebenfalls auf Initiative der deutschen Regierung – unterdessen auch der Schutz des sogenannten geistigen Eigentums, also von Patenten aller Art. Dabei geht es nicht zuletzt um die Wahrung der Interessen der Pharmaindustrie, die denen der Kranken in den armen Ländern entgegenstehen.
In bezug auf HIV/AIDS hatten sich die G 8 schon in Gleneagles verpflichtet, bis 2010 den Zugang zu Prävention, Behandlung und Pflege für alle Menschen weltweit zu gewährleisten. Doch bis Ende 2006 erhielten laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer nur zwei Millionen von 7,1 Millionen Patienten in Entwicklungs- und Schwellenländern die lebensverlängernden antiretroviralen Medikamente. Insgesamt leben derzeit 40 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus, fast zwei Drittel davon in Afrika. 8000 sterben jeden Tag an AIDS. Parlamentarier aus den G-8-Staaten erklärten vergangene Woche in Berlin, die Finanzierung des Kampfes gegen die Immunschwächekrankheit hinke den Versprechen weit hinterher: Statt 8,3 Milliarden bereitgestellten Dollar wären bereits in diesem Jahr 17,3 Milliarden nötig.
