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Volkswirtschaftslehre jenseits des neoliberalen Voodoo

Tilo Nachdenklich / 14 Antworten / Baumansicht Nickles

Heiner Flassbeck in der Financial Times Deutschland (FTD).
gerade mal anderthalb Seiten
Beantwortet wird in schlichten Worten, wie Wohlstand und Beschäftigung entsteht: Nicht über zu hohe Gewinne! Eine Volkswirtschaft wird nur reich über höhere Löhne, das unterscheidet sie von normaler Haushaltsführung. Da haben sie was angerichtet mit den 1-Euro-Jobs.

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Abe S. Tilo Nachdenklich „Volkswirtschaftslehre jenseits des neoliberalen Voodoo“
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Ich kann dem Beitrag des Hr. Flassbeck nicht zustimmen. In der heutigen Zeit, wo niemand weiss, welche Gesetze morgen geändert werden und welche zusätzlichen Kosten einem morgen noch aufgebürdet werden [Steuer auf Atemluft? ;-)], hält man doch jeden zusätzlichen Euro fest und dreht ihn vor dem ausgeben 3x um. Der im Artikel beschriebene Außenbeitrag ist doch etwas ganz normales. Hier wird allerdings impliziert, dass ein Überschuss zugunsten der Bundesrepublik Deutschland eine Verschuldung sei. Den Punkt kapier ich nicht ganz und ich glaube, dass auch mein VWL-Dozent dem nicht zustimmen würde.

Zusammenfassend glaube ich, dass der Beitrag (wie auch Dein Posting) doch eine starke (gewerkschafts-) politische Einfärbung hat und nur Stimmungsmache ist.

MFG
Abe S.

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Tilo Nachdenklich Abe S. „Ich kann dem Beitrag des Hr. Flassbeck nicht zustimmen. In der heutigen Zeit, wo...“
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Nehmen wir den Beitrag doch mal in Thesen auseinander (Analyse nennt sich sowas):
1) Die Masse der enorm sprundelnden Unternehmensgewinne kommt aus dem Exportbereich/Exportüberschuss.
2) Das Ausland hat bei uns auf Pump eingekauft.
3) Das ist ja, als hätte sich der Staat verschuldet, um ein Nachfrageprogramm aufzulegen.
4) Was nicht aufgeführt wird, weil eigentlich selbstverständlich, es sind natürlich keine Staatsschulden, vielmehr haben wir Guthaben.
5) Um gleich wieder an Punkt 3 anzuknüpfen, die Gewinnkonjunktur ist aber nur über Verschuldung (des Auslandes) zustande gekommen, muss also ein Strohfeuer bleiben.
6) Der Euro wertet ständig auf, u.a. spielen die Schulden des Auslandes da eine Rolle. Nicht angeführt, aber ich sage es mal dazu, der Euro wertet gegenüber dem Dollar und der chinesischen Währung auf.
7) In Fortsetzung der Strohfeuerthese in Punkt 5 wird gesagt, Gewinne produzieren nur Nachfrage und Arbeitsplätze, wenn diese Gewinne in die Binnenkonjunktur fließen, sprich die Arbeitnehmergehälter.

Schlussthese:
8) Die (neoliberale) These, von steigenden deutschen Unternehmensgewinnen die Lösung der deutschen Probleme zu erwarten, ist verkehrt.

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Olaf19 Tilo Nachdenklich „Nehmen wir den Beitrag doch mal in Thesen auseinander Analyse nennt sich sowas :...“
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Man spricht in der Wirtschaftslehre gern vom "magischen Viereck" in der Wirtschaftspolitik. Dazu gehört - neben stetigem Wirtschaftswachstum, hohem Beschäftigungsstand und mäßiger Inflationsrate - auch der Punkt "Außenwirtschaftliches Gleichgewicht".

Das ewige Gejubel "Hurra, hurra, Deutschland ist Exportweltmeister", so wie es Bild-Zeitung & Co. anstimmen, entspringt einer ziemlich kurzsichtigen Denke. Mittelfristig ist es nicht gut, wenn sich die Außenhandelsbilanz dauerhaft im Ungleichgewicht befindet, die Exporte die Importe bei weitem übertreffen. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass immer mehr Geld aus dem Ausland nach Deutschland fließt; übertrieben formuliert: Deutschland saugt andere Länder finanziell aus. Auf die Dauer kann das zu empfindlichen Störungen der internationalen Handelsbeziehungen führen, z.B. könnten andere Länder empfindlich hohe Zölle auf Waren aus Deutschland erheben oder - ganz drastisch - sogar Handelsembargos verhängen.

Ein weiterer Nachteil einer nur auf Exportüberschüssen basierenden konjunkturellen Belebung besteht darin, dass der Außenhandel immer mit besonderen Risiken behaftet ist, Stichwort Zollrisiko, internationaler Terrorismus, politische Unruhen in den Exportländern, oder salopp ausgedrückt: "Andere Länder - andere Sitten". Das ist mehr oder weniger unberechenbar, aus einem Großabnehmer von heute kann morgen schon ein Pleitegeier werden. Nicht alle Länder der Erde haben so relativ stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse wie Deutschland und seine Nachbarn.

Letztlich ist die ganze Euphorie rund um den exportbedingten Bonsai-Aufschwung der deutschen Wirtschaft ziemliche Augenwischerei. Stattdessen muss die Binnennachfrage endlich wieder anziehen, und das erreicht man ganz bestimmt nicht dadurch, dass man dem einfachen Bürger bei steigenden Preisen und konstanten Löhnen mit immer mehr Steuern, Abgaben und Sozialkürzungen immer tiefer in die Tasche greift.

Schön zu sehen, dass ein wirtschaftsnahes Blatt wie die FTD auch mal über den Tellerrand schickimicki-neoliberaler Lebenslügen hinausblickt.

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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Hardcore1 Olaf19 „Außenwirtschaftliches Gleichgewicht“
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Als Augenwischerei empfinde ich das nicht,Olaf,der Export ist vielmehr das einzige,was uns noch hält.einen Aufschwung der Binnennachfrage gibt es nicht und wird es auf viele Jahre gesehen nicht geben,weil schwerwiegende Gründe(Verschuldung,demografische Situation) dies auf dauer verhindern.Tja,schlechte aussichten!Wir werden froh sein können,wenn das Wachstum nicht ins minus gerät.

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Olaf19 Hardcore1 „Als Augenwischerei empfinde ich das nicht,Olaf,der Export ist vielmehr das...“
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> einen Aufschwung der Binnennachfrage gibt es nicht und wird es auf viele Jahre gesehen nicht geben,
> weil schwerwiegende Gründe (Verschuldung, demografische Situation) dies auf dauer verhindern


Ja, das befürchte ich auch. Nur sollte eine Stärkung der Binnennachfrage längerfristig schon vorrangiges Ziel sein, auch wenn es momentan alles andere als gut aussieht. Wenn unser ganzes wirtschaftliches Wohlergehen am Exportüberschuss hängt, begeben wir uns in nicht ungefährliche Abhängigkeiten von der Weltwirtschaftslage, d.h. von dem was andere Länder machen. Wobei ich die demografische Entwicklung gar nicht mal so dramatisch finde - inzwischen hat sogar schon die Werbewirtschaft die Senioren als lukrative Zielgruppe entdeckt. Die "jungen Alten" kommen langsam aber gewaltig :-)

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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Hardcore1 Olaf19 „ einen Aufschwung der Binnennachfrage gibt es nicht und wird es auf viele Jahre...“
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Weißt du was?Ich sehe das so,daß die jungen Alten ab so 40 diesen ganzen Laden,solange sie arbeiten,gerade noch so halbwegs halten können.wenn diese generation aus dem Berufsleben ausscheidet,wird es nur noch nach unten gehen mit unsrer sozialen republik,glaube ich.

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Tilo Nachdenklich Hardcore1 „Als Augenwischerei empfinde ich das nicht,Olaf,der Export ist vielmehr das...“
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Es hat niemand was gegen Exporte, das hast Du falsch verstanden. Vielmehr wird gegen die platte neoliberale These oppuniert, Gewinne schaffen Arbeitsplätze. Das stimmt nicht, wenn
1) das wesentliche Gewinnvolumen nur im Export erziehlt wird
2) die Exporte auf Pump gekauft werden,
3) sich in der Folge die Währungskurse ändern,
4) die Gewinne durch Lohnverzicht erziehlt wurden.

Die nächste Gewinnrunde bei den Exporten würde wieder(!) zusätzlichen Lohnverzicht verlangen und auch zusätzlichen Pump, wobei die Schulden des Auslandes (obwohl es nicht unsere Schulden sind, sondern unser Guthaben) hier im Land alle negativen Folgen des klassischen Defizit-Spending zeigen.
Diese negativen Folgen sind z.B., dass Geld ins Land gepumpt wird, für dass es (hier) keine Gegenwerte gibt und es ist Geld, dass man weder hier, noch in dem Ausland, dass die Schulden gemacht hat, sinnvoll investieren kann.

Ich finde es erstaunlich, dass Abe S. dass nicht von seinem Volkwirtschaftslehre-Prof lernt, es ist doch vergleichsweise simpel. Der Hinweis lässt tief blicken über den Zustand der Unis, wer selber denkt, wird beseitigt.

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Tilo Nachdenklich Nachtrag zu: „Es hat niemand was gegen Exporte, das hast Du falsch verstanden. Vielmehr wird...“
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Mein Posting mit den vier Punkten hatte ich totsicher ordentlich nach hardcores Beitrag eingehängt. In so ner Diskussion ziemlich tötlich wenn's verkehrt landet. Grrrr

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Olaf19 Tilo Nachdenklich „Mein Posting mit den vier Punkten hatte ich totsicher ordentlich nach hardcores...“
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Neenee, du hast schon direkt auf Hardcore geantwortet. In der Threadstruktur kommt das deswegen nicht gut zur Geltung, weil ich vor dir geantwortet und meinerseits eine Antwort von Hardcore bekommen hatte. Deswegen hängen die beiden Posts deinem "im Wege".

Bis vor ein paar Wochen war es noch so, dass neue Postings immer oben eingefügt worden sind, was mir im Ganzen besser gefallen hat. Ist evtl. aber auch Gewöhnungssache. Wenn man von deinem Post aus vertikal aufwärts blickt, sieht man, dass es auf gleicher Ebene steht wie meins - also beides Antworten auf Hardcore ;-)

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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Hardcore1 Tilo Nachdenklich „Es hat niemand was gegen Exporte, das hast Du falsch verstanden. Vielmehr wird...“
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Allein schon die absurde Behauptung,Exporte werden auf Pump gekauft,läßt über deinen zustand tief blicken!

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Tilo Nachdenklich Hardcore1 „Allein schon die absurde Behauptung,Exporte werden auf Pump gekauft,läßt über...“
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Hallo hardcore!


Die USA haben ein hohes Außenhandelsdefizit und kaufen bei uns Waren. Das ist auf Pump. In der Richtung steht es im Artikel - nicht irgendwelcher Chaoten-Postillen - sondern in der Financial Times Deutschland...und woanders kannst Du das auch hören. Unsere Exporte werden von den anderen Ländern - den wesentlichen Nachfragern - z.Z. auf Pump gekauft.

Ist ja mal wieder ziemlich heftig:
Es bringt nichts, wenn Du mit meinem "Zustand" argumentierst, das fällt auf Dich zurück. Es nutzt auch nichts, dass Du hier damit nicht allein bist. Es ist alles in einfachen klaren Worten erklärt und jeder kann's nachlesen. Tut mir ja leid wenn Dein Weltbild und Dein Narzismus zusammenbricht, aber auch damit bist Du in diesem unserem Lande nicht allein. Im Moment lernen ne Menge Leute dazu. :-)

In China sind die Verhältnisse beispielsweise völlig überhitzt. Unter den Bauern verhungern die Wanderarbeiter massenhaft und dauernd werden Bauernaufstände zusammengeschossen. Nur noch jeder 7-te Chinese hat Rentenversicherung oder Gesundheitsversicherung. Und jeder 7-te Erdbewohner ist ein chinesischer Bauer. Die Neoliberalen zeigen uns lieber den Bund in Shanghai, das andere passt nicht in ihr Weltbild. Bis vor ein paar Tagen war die chinesische Währung an den Dollar gekoppelt, d.h. wurde permanent abgewertet.

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Hardcore1 Tilo Nachdenklich „Hallo hardcore! Die USA haben ein hohes Außenhandelsdefizit und kaufen bei uns...“
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Tilo,ich sagte das mit dem Zustand lediglich,weil du zu Abe S etwas ähnliches sagtest.Ist auch nicht so bierernst zu nehmen.Die Behauptung,die Länder,die bei uns Waren kaufen,bezahlten diese Waren durchwegs mit geliehenem Geld,ist an den Haaren beigezogenes zeug.Bei mir bricht auch nix zusammen,keine sorge.Erstens ist ja mit dem euro ein hoher Teil des Währungsrisikos ausgeschaltet worden,und dann haben schwankende wechselkurse trotz allem nicht so ein Gewicht.Mit deiner analyse kann ich nichts anfangen,die analyse von AbeS hingegen trifft voll zu.

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Tilo Nachdenklich Hardcore1 „Tilo,ich sagte das mit dem Zustand lediglich,weil du zu Abe S etwas ähnliches...“
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Abe S. argumentiert nicht ganz sauber. Niemand hat gesagt, dass ein Handelsüberschuss unsererseits Schulden für uns seien. In der FTD wurde nur darauf hingewiesen, dass dieser Überschuss wie das zurecht verpönte Defizit Spending wirkt. Und dass deutsche Arbeitslöhne dadurch zusätzlich unter Druck geraten...habe ich vor allem noch zusätzlich verdeutlich.
Einzig damit, dass die Leute grundsätzlich verunsichert sind und dass auf lange Zeit einer Nachfragebinnenkonjunktur im Wege stehen wird, damit hat Abe S. natürlich Recht.

Unter bestimmten Bedinungen wirkt Defizit Spending phantastisch, im Jahre 1969 hat es prima funktioniert. Sogar zu gut, die überhitzte Konjunktur musste gebremst werden. Im Moment geht der Staat aber in die Schuldenfalle und dass 25% der Staatseinnahmen in den Finanzmarkt fließen (selber kein produktiver Bereich) ist ne enorme dauerhafte Konjunkturbremse.

Schröder hat sich ja allen Ernstes überzeugen lassen, die Unternehmensgewinne der großen Konzerne müssten mit denen der großen Finanzspekulationen konkurenzfähig sein, damit die Konzerne nicht in Länder abwandern, die solche Raten bieten. Momentan lassen sich zu große Spekulationsgewinne realisieren und die Arbeitnehmer sind beliebig erpressbar. Aufkaufen, auf Profit mästen, schlachten. Zuletzt geschehen mit Beru.

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pco Olaf19 „Außenwirtschaftliches Gleichgewicht“
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Das Magische Sechseck (+Ziele Marktgleichgewicht und Umwelt) und ist ein ökonomisch unlösbares Paradoxon, da jedes der Ziele ein anderes negativ beeinflusst.

Dieses im Grundgesetz (Stabilitätspackt) verankerte Reglement dient lediglich der Orientierung der Staatlichen Aufgaben in der Marktwirtschaft.

Was die Einkommensverteilung angeht ist die Volkswirtschaftliche (Makroökonomische) Rechnung nach Fischer sehr einfach:
Pi * Hi = G * U

Bedeutet: Die Summe aller Preise mal dem dazugehörigen Handelsvolumen (verkaufte-Hemden * Preis pro Hemd) ist gleich der Geldmenge mal deren Umlaufgeschwindigkeit.

In der Inflation steigen die Preise. Entsprechend muss entweder

1. das Handelsvolumen abnehmen (die Menschen Sparen)
2. die Geldmege zunehmen (höhere Bargeldausschüttung, Auflösen von Sparguthaben...)
3. die Umlaufgeschwindigkeit zunehmen (die Leute nehmen mehr ein und geben mehr aus)

während 1. und 2. leider beobachtbar sind, wäre 3. wünschenswert, ist aber völlig unrealistisch - eine psychologische Kiste.
Je mehr Kohle Du hast, desto mehr gibst zu zwar Summarisch aus, aber prozentual sparst Du auch mehr.
Man muss das immer Gesamtwirtschaftlich sehen. Die "Reichen" sparen mehr weil sie:
1. Es können
2. Es psychologisch wollen

Nun sind wir gleich bei Marx angelangt, der bereits 50 Jahre vor Fischer diesen Zusammenhang kannte, ihn aber als Mikroökonomisches Theorem formulierte.

Der Unternehmer schöpft seinen Gewinn aus dem vom Arbeiter und seinen Maschinen geschaffenen Mehrwert.

Sprich wenn Du eine Geldmenge g hast und einen Produktionsmitteleinsatz P, dann egibt sich:

g'(P) = g(P)

Gemünzt auf das Unternehmerische Ziel der Gewinnmaximierung ist es also so so:

g'(P) = MAX(g(P))

Wobei Marx die Produktionsmittel P als Arbeit, Rohstoffen und Maschinen (Kapital) gesehen hat.

Der Wert der Rohstoffe verändert sich an sich nicht, die Maschinen werden sogar eher weniger Wert (Abnutzung). Also muss die Arbeit den Wert einer Sache definieren.

Nach Marx kamen die Keynesialisten, die eigentlich Kapitalisten im Herzen sind. Keynes definiert das grundlegende Verständnis der Marktwirtschaft.
Er hat erkannt, dass der erzielte Mehrwert auch dem Konsumenten zu gute kommt, denn einen Grossteil dieses Mehrwertes bekommt er für viel weniger Geld. Beispiel: Als es nur einen Computerhersteller gab, kosteten Computer ein Vermögen.
Seit es dutzende solcher Hersteller gibt, sind Computer für alle erschwinglich geworden. Ich wills hier nicht weiter ausführen, doch Keynes selbst kam zu dem Schluss, dass eine Marktwirtschaft in einem Teufelskreis gefangen ist, in dem sie an einem Paradoxon hängt:

Der Unternehmer will seinen Gewinn maximieren.
Dies erreicht er mikroökonomisch nach dem:
1. Minimalitätsprinzip: (Mit minimalem Einsatz ein Ergebnis erreichen)
2. Maximalprinzip: (Mit gegegebenem Einsatz ein Maximales ergebnis erreichen)
->Daraus folgt nach Marx: Möglichst wenig Arbeit einsetzen, um einen maximalen Mehrwert zu erreichen.
So weit so durchrechenbar.

Nun reduziert er also die Arbeitskräfte oder bezahlt sie schlechter.

Makroökonomisch bedeutet dies eine sinkende Konsumquote bei unveränderter Produktionsmenge.

Da nun die lokalen Märkte schrumpfen steht der Unternehmer vor der Wahl:
1. Verkaufe ich weniger? Dann sinkt mein Gewinn. Also muss ich auch
1.1. teurer verkaufen
1.2. oder noch mehr rationalisieren!

1.1. scheidet aus, da die Konkurrenz unter umständen sich für 1.2 entscheidet. Bekannt ist dieses Verhalten als "Prisoners Dilemma" (Spieltheorie) in welchem die Mitspieler immer vom ungünstigsten Verhalten des Konkurrenten ausgehen müssen.

Folge: Es wird schlimmer.

2. Expandieren auf neue Märkte
Das wiederum geht nur entlang eines Wohlstandsgefälles, bzw. eines Nachfragegefälles.
Der Unternehmer wird 2. genau in 2 Fällen in Betracht ziehen:
2.1. Ich kann nur in Märkte verkaufen, in denen ich ein Produkt teurer verkaufen kann, als ich es herstelle. Beispiel: Deutsche Fahrräder nach China ist sinnlos, da ich die Räder
2.1.1. In Deutschland teurer verkaufen kann
2.1.2. Dort zu keinem Konkurrenzfähigen Preis anbieten kann
2.2. Ich werde also erst 1.2 ausschöpfen, um dann in anderen Absatzmärlkten Fuss zu fassen

Durch Export fliesst der "Mehrwert der Arbeit" der eigentlich der Gemeinschaft gehört ins Ausland.

In den 70ern wusste man noch, dass das nichts gutes ist. Man nannte es die "Gefahr von Fernost" oder auch die "Japanische Bedrohung" - der Volkswirt: "Toyotismus".

Man kann dies auch so betrachten:
Exportiert eine Wirtschaft fliesst Geld rein, Importiert sie, fliesst es raus und Waren rein.

Schauen wir uns noch einmal Onkel Fischer an:

Pi * Hi = G * U.

Beim Export steigt also definitiv die Geldmenge, während das inländische Handelsvolumen nachlässt.
Ergo: Entweder bremsen wir also die Umlaufgeschwindigkeit U.
Das geht über den Leitzinsatz, den die EZB aber nun partout nicht senken will, oder aber die Preise steigen.

Export fürt also zur Inflation.

Import wiederum steigert das Handelsvolumen, Geld fliesst ins Ausland und somit wird G geringer.

Hier also das selbe Problem: Die Preise fallen entweder ins bodenlose, oder die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nimmt zu.

Die EZB könnte mehr Geld drucken um die Preise stabil zu halten, doch das würde den Geldwert im Falle eines Importrückgangs ins Uferlose steigen lassen - kommt also nicht in Frage.
Also fallen die Preise ins Bodenlose - Deflation.

Ein Markt mit fallenden Preisen wiederum ist unattraktiv für Unternehmer, sie beginnen zu exportieren.

Es stellt sich also ein Gleichgewicht zwischen Ex- und Import ein.

Was bedeutet es also Exportweltmeister zu sein?
Nun es bedeutet, dass wir ein Land sind, welches so viel es nur kann exportiert, da die erzielten Preise für unsere Produkte im Inland für Unternehmer uninteressant sind, bzw. die abgesetztzen Mengen.

Wenn wir jetzt ein grosses, Industriereiches und evtl. auch Rohstoffereiches Land wären, würde dies sogar gut sein, denn das würde bedeuten, dass wir unsere Wirtschaft sättigen können und gleichzeitig exportieren können um andere Märkte zu befriedigen.

Schlussfolgerungen

Woran erkennt man nun, ob es ein guter gesunder Export ist, oder ob es ein schlechter Export ist, wenn man viel davon hat.

Nun hat man eine Inflation, einen eindeutig ungesättigten Markt also(weniger Angebot, mehr Nachfrage führt nach Keynes zu steigenden Preisen - sollte jeder in Sozialkunde gelernt haben).
Und trotzdem exportieren einheimische Unternehmen - dann ist das schlecht, denn der exportierete Mehrwert kommt nicht dem Inland zu gute, sondern rein dem Unternehmer und dem ausländischen Abnehmer.

Nun könnte man schnell den Unternehmer verteufeln, denn er denkt nur ans Geld. Aber dabei wird immer vergessen, ein Unternehmen ist ein totes Ding, welches sich wohl fühlt, wenn Geld rein kommt und schlecht, wenn welches raus geht.
Das ist seine simple Grundfunktion - sein Atem.

In diesem "Flair" der steigenden Preise, der hohen Exportquoten, der abfliessenden Mehrwerte, der gigantischen Unternehmensgewinne und -pleiten kommt eine Regierung und verkündet das Sparen, schwächt die Kaufkraft und drückt Unternehmen, die keine Kaufkraft haben und kein Interesse einen einheimischen Markt zu stützen - das Geld in die Hand.

Neoliberalismus ist anders!

PCO

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