Hallo room!
Bei uns im Soziokurs behauptet eine, dass man als Fragender in unserer Gesellschaft anders behandelt wird, als ein Antwortender?
Sie meinte noch sowas wie:
>>>Du musst so tun als wenn du es wüsstest, egal ob du es weisst oder nicht!
So richtig habe ich das leider nicht verstanden, was sie damit meint?
>>>Da wäre ja dann noch der Umkehrschluss
Vielleicht outet man sich als Blödmann, wenn man etwas fragt?
Vielleicht erheben sich "Andere" über einen, wenn man etwas fragt?
Vielleicht manöveriert man sich selbst in die niedrigere Rangposition?
Nasser
Off Topic 20.484 Themen, 227.596 Beiträge
Je nun, wer eine Frage stellt, outet sich als jemand, der (an dieser speziellen Stelle) ein Wissensdefizit hat. Gleichzeitig liefert er sich dem Befragten gewissermaßen aus, weil es von dessen Großzügigkeit abhängt, ob dieses Wissensdefizit ausgeglichen wird oder nicht.
Der Gefragte kann sich nun geschmeichelt fühlen und - um seine Überlegenheit zu unterstreichen - mehr oder weniger süffisant (sachlicher vs. belehrender Tonfall) die Antwort geben.
Oder aber er verspricht sich aus seinem Wissensvorsprung einen Vorteil und gibt die Antwort nicht.
Andererseits sind diejenigen, die Inf_ormationen zurückhalten, um sich selber in die (vermeintlich) bessere Position zu bringen (dies ist gern in Unternehmen zu beobeachten, aber auch unter Studenten und Schülern) meist Personen mit schwach ausgeprägtem Selbstbewusstsein bzw. -vertrauen. Und für die ist es eben ein fast natürlicher Reflex, den "Feind" (bzw. Konkurrenten) nicht durch direkte Konfrontation (dazu wäre Selbstvertrauen notwendig), sondern auf subtilere (man könnte auch sagen: hinterfotzige) Weise aus dem Feld zu schlagen.
Man denke an einen Studenten, der durch Zufall an die Lösung der bevorstehenden Examensklausur gekommen ist. Wird er seinen Wissensvorsprung nutzen, um dadurch seine Examensnote gegenüber den Kommilitonen zu verbessern, oder wird er Andere an seinem Wissen teilhaben lassen?
Das Grundproblem ist: Wissen ist (oft) Macht. Und wer teilt schon gerne so etwas wie Macht?
Nasser wenn die these deiner lehrerin stimmt, bist du mit deinen Post voll in die kqe getreten wenn man sich die zahl der frage zeichen anschaut^^
Den rest hat ja schon out-freyn gesagt, allerdings Signalisieren fragen auch Intresse welches oft positiv aufgenommen wird.
Kann dem nur beipflichten. Ob in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit, Fragen zu stellen fällt immer mehr Leuten immer schwerer. Imo liegt das daran, daß Frage und Fehler eng miteinander verbunden sind. Leute, die Fehler machen, werden bestraft, der Lächerlichkeit preisgegeben oder gemieden. Da der Konkurrenzdruck immer stärker wird, meidet man, seine Fehler oder Wissenslücken offen zu zeigen, außerdem will man vermeiden, daß sich andere dadurch evtl. gestört fühlen, meist sind es aber die Lehrer und Dozenten, die Fragen sogar abwürgen, weil sie ihren Zeitplan einhalten wollen/müssen. Fragen sind nicht vorgesehen... Das fängt wohl schon im Kindesalter an, setzt sich in der Schule fort und begleitet einen das ganze Leben. Daraus entwickelt sich bei vielen sogar eine Art soziale Phobie (Angst).
Das ganze ist aber nicht auf unsere Zeit beschränkt, schon Leonardo da Vinci hat wohl tausende Zeichnungen verbrannt, damit niemand merkt, wieviel er hat üben müssen, nach dem Motto: Ein Genie übt nicht.
@out-freyn
Ja, genau das meinte ich, wie du es beschrieben hast.
Aber was ich nur nicht verstehe, dass man Andere zuerst immer als Feinde ansehen muss.
Vielleicht könnte man ja auch mit einem gleich hohen unterschiedlichen Wissensstand diskutieren ohne das man den anderen gleich in eine Ecke deklassiert?
Vielleicht haben die Menschen ja auch unterschiedliche Interessen und Lebenserfahrungen und könnten sich austauschen?
@Massafagga
Also, meine Lehrerin ist sie nicht.
Und was die Fragezeichen angeht: Das ist schon Absicht. ;)
Das würde ja dann ergeben:
Das man als Fragender in unserer Gesellschaft anders behandelt wird, als ein Antwortender!
@The Wasp
Ich denke du hast Recht und trotzdem werde ich fragen, wenn mir danach ist.
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Interessant finde ich auch, dass manche nur Antworten und andere nur Fragen. :)
Nasser
Im Beruf ist das noch einigermaßen nachvollziehbar, da evtl. der berufliche Aufstieg davon abhängt. An der Schule/Uni sollten die Schüler/Studenten ja eigentlich das Gefühl haben, im selben Boot zu sitzen und daher zusammenhalten zu müssen. Meist klappt das auch, allerdings gibt es auch hier Ausnahmen - meist sind das Personen, die sich auch sonst eher als Einzelkämpfer/Einzelgänger sehen. Für die sind alle Mitschüler/Kommilitonen früher oder später Konkurrenten um knappe Arbeitsplätze.
Es gibt natürlich, wie Xafford geschrieben hat, unterschiedliche Motive, eine Frage zu stellen.
Aus meiner Studienzeit sind mir Kommilitonen in Erinnerung, welche - wohl um sich beim Prof einzuschmeicheln - in der Vorlesung häufig Fragen gestellt und auch im Anschluss an die Vorlesung den Prof mit Fragen bombardiert haben. Die Aufmerksamkeit des Profs haben sie sich damit gesichert, seine Zuneigung vermutlich weniger, denn oft wurden Fragen gestellt, die 5 Minuten vorher eigentlich schon beantwortet waren. Offenbar waren diese Personen so darauf konzentriert, die nächste Frage möglichst schlau zu f_ormulieren, dass sie der Vorlesung gar nicht mehr gefolgt waren.
Es sollte so vermutlich Interesse bekundet werden, tatsächlich aber wurde nur dokumentiert, dass man nicht aufgepasst hatte...
Andererseits war es teilweise schon beeindruckend, wie ein ganzer Hörsaal mit 600 Studenten aufgestöhnt hat, weil sich in der 2. Reihe der Finger einer bestimmten Person in die Luft gebohrt hat... :-)
Das ist eine sehr einseitige und allgemeine Aussage, die ich so als nicht zutreffend stehen lassen würde, es kommt immer darauf an wie und was man fragt.
Eine Frage kann zum Beispiel Interesse bekunden. Auch wenn man die Antwort weiß, kann man in bestimmten Situationen durch Nachfragen an die Person Interesse zeigen, oder gar dem Ego schmeicheln, indem man sich gelehrig und wissbegierig zeigt, oder einfach indem man so tut als aktzeptiere man seine Autorität auf einem gewissen Gebiet. Das mag nicht immer ehrlich sein, aber oft wirkungsvoll.
Zudem können z.B. intelligente Fragen, welche zeigen, daß man über das bereits bekannte nachdenkt und es hinterfrag von mehr Intellekt zeugen, als zu heucheln, man wüsste die Antwort. Spätestens an einer Uni oder FH wird jeder merken, daß Professoren Studenten, welche in der Lage sind die richtigen Fragen zu stellen oft höher ansehen, als Studenten, die meinen alles zu wissen. Im Übrigen zeichnet sich ein erfolgreicher Forscher oft auch dadurch aus, die richtigen Fragen zu stellen.
Btw: Ich gehöre nicht zu den Leuten, die meinen es gäbe keine dummen Fragen, es ist aber noch dümmer (in meinen Augen) nicht zu fragen...
>>>Das ist eine sehr einseitige und allgemeine Aussage, die ich so als nicht zutreffend stehen lassen würde.
Weiss leider nicht, auf welche genaue Stelle du dich beziehst? :(
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>>>als zu heucheln, man wüsste die Antwort
Ähmm, nee ich meinte das schon so wie gesagt habe.
Ich will es noch einmal anders formulieren.
Wenn man als Externer zu einer Gruppe stösst (lassen wir mal die Art der Gruppe aussen vor "informell" "formell").
Dann ist es doch vielleicht besser, wenn man sich als "Fragender" gibt?
Ein "Antwortender" hätte doch vielleicht weniger Chancen?
Hmm, mir fällt gerade auf, dass ich vielleicht das Wort "Antwortender" unglücklich gewählt haben könnte.
"Wissender" würde auch nicht ganz zutreffen, käme aber der Sache vielleicht ein bischen näher, wenn es sich auf ein bestimmtes Gruppengesprächsthema bezieht.
*****
Allerdings denke ich, dass hier im Internet noch andere Faktoren eine Rolle spielen, die man im Realen unbewusst abklärt.
Sympathie und Antipathie...äusserlich.
Vielleicht unterhalten sich hier Menschen miteinander, die im Realen Leben, aneinander vorbei gehen würden.
Allein durch ihren Status in der Gesellschaft bedingt.
Nasser
Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten!
Ich werde öfters mal angesprochen mit den Worten: "Ich hätte mal eine dumme Frage".
Sowas ist mir unverständlich und zeugt meiner Meinung nach von Minderwertigkeitskomplexen des Fragenden.
Als erstes antworte ich dann immer mit meinem oben genannten Satz und einem Lächeln und schon legt der Fragende seine eigentlichen Hemmungen ab und fragt dann auch wirklich nach.
Gruß
luttyy
Soll man darauf antworten? Das wäre in jedem Fall verräterisch.
Das Problem mit den "dummen Fragen" ist, dass sie oft nicht vom Gefragten als dumm empfunden werden, sondern vom restlichen Publikum, das sich entweder nicht traut zu fragen oder zu cool dafür ist...das erfahre ich tagtäglich in der Schule: Keiner will eine Frage stellen, weil er oder sie Angst hat, vor dem Lehrer oder vor allem vor den Kameraden als "dumm" dazustehen.
Hier im Forum gibt es einen User, der nur und ausschließlich nur dumme Antworten gibt!!!
Gedärmi oder so ähnlich heißt der, vieleicht auch nur ein Troll.... hat zwar jetzt nichts direkt mit dem Thema zu tun aber es erinnert mich dran :-)
Keep smiling
Meaghotte