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Sind Sie zertifiziert? Oder?

Konstantin / 3 Antworten / Baumansicht Nickles

Hi allerseits,


was haltet ihr vom Zertifizieren? Wie kann man sich davor schützen?


Der Handwerker arbeitet nach ISO-EU-Norm xyz139000 und hat nur


zertifizierte Schraubendreher, Bohrmaschinen und auch zertifizierten


Kleber mit zertifizierten Mitarbeitern..


Der zertifizierte Arzt arbeitet mit zertifizierten Blutdruckmessgeräten,


hat zertifizierte Spritzen, eine zertifizierte Fortbildung und ein


zertifiziertes Spezialgebiet.


Wenn mich die Polizei zur Verkehrskontrolle anhält, so zeige ich dem


Polizisten mein Zertifikat, das folgendes bestätigt:


Mein Auto hat den TÜV, ich habe ein Warndreieck und einen


Verbandskasten, auch kümmere ich mich regelmäßig ums Reifenprofil.


Auch habe ich einen Führerschein.


Sollen wir jetzt alle als Roboter (= russisch: Arbeiter) zertifiziert werden?


Meinen Handwerker beurteile ich nach seiner Leistung, und die kann nur


ich beurteilen. Er kann eine Scheißqualität liefern und davor schützt


mich kein Zertifikat. Ein zertifizierter Arzt ist ein genormter Arzt, und


nichts sagt das über sein Können aus. Man könnte auch Erdbeben


zertifizieren. Und dann?


Wenn ich in ein Taxi steige, dann frage ich:“Sind Sie zertifiziert?“


„Ja!“ Und was bedeutet das dann für mich?


Fährt der jetzt schneller, besser, oder was?


Normen sind gut für Maschinen. Das ist meine Meinung.


1984?


Die Sowjetunion hatte auch eine Zertifizierung, die hieß GOST.


Wenn jemand heiratet, wird der dann auch zertifiziert werden?


Nach Länge, Breite usw. ? Wie macht man das beim Mann?


Und wie bei der Frau?


Was ist dann mit den nicht-zertifizierten Heiratswilligen?


Das klingt alles irgendwo nazihaft.


Europa hat offenbar nichts gelernt.


Nach dem 2. Weltkrieg wurden Nazis „entnazifiziert“, Für mich


hört sich das wie „zertifiziert“ an.


Wäre euch ein zertifizierter Taxifahrer oder Arzt lieber, als


ein nicht-zertifizierter?


Wer zertifiziert? Wer sagt uns denn, was genau das denn sei?


1984.


 


CU


Konstantin


 

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Andreas42 Konstantin „Sind Sie zertifiziert? Oder?“
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Hi"

Für mich heisst "zertifiziert" sein, man "wurde geprüft und hat bestanden (und dafür gibt's auch einen schriftlichen Beleg)".

Ein "zertifizierter Arzt" (Hab' ich zwar noch nie gehört...), wäre dann ein Arzt, der seine Ausbildung bestanden hat.

Ein nach "DIN ISO 9000 zertifizierter Betrieb" erfüllt die Anforderungen die in DIN ISO 9000 festgeschriebt wurden. Das wurde geprüft und (damit) offiziell bestätigt.

Für eine Software zertifiziert zu sein, bedeutet, eine Menge Geld bezahlt und dann eine Prüfung abgelegt und bestanden zu haben.

OK, und was sagt uns das?

Naja, der mit dem Zertifikat hat es einmal richtig gemacht. Mehr sagt uns das nicht, der Rest ist Glauben. ;-)

Bis dann
Andreas

Hier steht was ueber mein altes Hard- und Softwaregedoens.
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Fetzen Konstantin „Sind Sie zertifiziert? Oder?“
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Du verstehst da etwas verkehrt. Es werden Prozesse zertifiziert, aber keine Menschen. Iso 9001 (oder gibt es schon 2) legt z.B. fest, in welchem Beschilderungen vorhanden sein müssen. Wenn eine Firma danach arbeitet, dann sagt das letztlich nur über die Organisation des Arbeitsplatzes und der Fertigungsprozesse aus, aber nicht viel über die Produktqualität, wobei es da natürlich Überschneidungen gibt. Ich finde das grundsätzlich nicht schlecht, weil es den Leuten das Zurechtfinden in der Arbeit schon erheblich erleichtert, nur die damit verbundene Paragraphenreiterei nervt doch etwas. Im übrigen haben wir bei uns mit schöner Regelmässigkeit den TÜV zu Gast, der die dauerhafte Einhaltung der Zertifizierung sicherstellen soll.

Das wahre Leben ist nicht der Kampf zwischen Gut und Böse, sondern zwischen Böse und noch Schlimmeren!(Joseph Brodsky)
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Grossadministrator Konstantin „Sind Sie zertifiziert? Oder?“
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Das Problem liegt ganz woanders. Im Gegensatz zu GMP und GLP sowie FDA-Anforderungen gibt die ISO 9001 in ihrer gültigen Form 9001/2000 keineswegs Prozesse oder Abläufe vor. Die vorherige ISO 9001 basierte auf einem 20-Punkte System (Inprozeßkontrolle, Dokumentation usw), die neue basiert auf Prozeßorientierung.
Leider kann sich ein Betrieb zum Beispiel bei der Prüfmittelüberwachung (nehmen wir mal Waagen) ein selbstgesetztes Limit heraussuchen. Wenn du also in deiner QM-Verfahrensanweisung die Prüfmittelüberwachung auf alle 2 Jahre mit einer Abweichung von 5% festlegst, bist du zwar ziemlich bescheiden dran, erfüllst aber die (dir selbst auferlegte) ISO-Norm.
Anderes Beispiel: Alle Firmen deiner Branche haben 0,1% Ausschuss, du genehmigst dir 0,5%. So lange du diesen Wert erfüllst, darfst du dich zertifiziert nennen.
Es erscheint zwar ein "unabhängiger" Prüfer, dessen Firma Geld für die Zertifizierung bekommt und genau das ist der Knackpunkt: Wenn die zuviele durchfallen lassen, bleiben die Kunden weg.
Bei der ISO 9001 gibt es ja auch keine Schuldigen; es gibt Fehler und es gibt Fehlerbehandlungsmaßnahmen. Und selbst wenn du die Anforderungen nicht erfüllst, bekommst du eine Nachbesserungsfrist.
Man kann also ersehen, das eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 besser ist als nichts, aber nicht viel besser.

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