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Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt

Tilo Nachdenklich / 23 Antworten / Baumansicht Nickles

Bisher dachte man die Kubakrise sei das Non-Plus-Ultra gewesen.

Die "Nachrüstung" mit amerikanischen Mittelstreckenraketen verkürzte für Russland die Vorwarnzeit auf 8 Minuten und ein bischen mehr. Die Nato musste natürlich gleich mit den neuen Waffen Manöver veranstalten und neue Funkcodes einsetzen. Die Aktivitäten plus der neuen Tarnung wurde vom russischen Geheimdienst als Angriff eingeschätzt. Etwas unklar bleibt, warum um alles in der Welt, sie nicht die Knöpfchen gedrückt haben. Wenn man so Leute wie die beiden Helmuts (Schmidt und Kohl) hört, waren die Anti-Raketen-Demonstranten ja der letzte Abschaum. Heute muss man sagen, dass die großen Strategen die uns regiert haben Zauberlehrlinge und unzurechnungsfähige Knallköpfe waren. Eingeleitet hat diese Nachrüstung noch der nette Herr Carter (US-Präsident und Friedensfreund). Der kalte Krieger Ronald Reagen (the friendly beast) hat, als er von den Geheimdiensten aufgeklärt wurde, sofort einen Vertrag mit Moskau abgeschlossen, um die Gefahrenlage abzuwenden.

Textprobe:
"Gegenüber früheren NATO-Übungen wurden dabei für den Übergang vom konventionellen zum atomaren Krieg neue Formate für die entsprechenden Funkbefehle verwendet.

Diese wurden vom russischen Abhördienst aufgefangen. Dabei stellten die Sowjets fest, dass die neuen Funksprüche ein anderes Format als die früheren Übungs-Funkbefehle hatten. Sie schlossen dabei aber nicht auf ein neues Übungs-Format, sondern vermuteten irrtümlich, dass es sich um die lange erwarteten echten Befehle zum Nuklearangriff handelte. In der Nacht vom 8. auf den 9. November warnte das KGB-Hauptquartier in Moskau seine Auslandsniederlassungen, dass es eine Mobilmachung auf den US-Stützpunkten in Westeuropa gäbe, obwohl dies real nicht der Fall war."
www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18998/1.html


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Emily22 Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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Ach das war doch schon öfters so, als von den amerikanischen Computern ein Grossangriff russischer Langstrecken-Raketen gemeldet wurde und was war.. Fehlalarm wie immer. Wahrscheinlich arbeiten die mit Win 95 oder so lol
Bisher haben noch ein paar Leute mit etwas Hirn das schlimmste verhindert.
Aber irgendwann trifft garantiert ein Idiot die falsche Entscheidung, und dann gute Nacht, liebe Welt.
Im übrigen sind die Amerikaner technisch nicht immer unbedingt vorne, gerade in der Zeit des kalten Krieges und sehr lange danach, wären die USA einem Erstangriff schutzlos ausgesetzt gewesen (Stichwort EMP), worauf die mit immensem Aufwand ihre auf Halbleiter basierende Technik EMP-sicher machen musssten.
Den russischen Raketen war das egal, die Leitrechner und sonstige Technik waren bei denen mit unempfindlichen Röhren ausgestattet.

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Tilo Nachdenklich Emily22 „Ach das war doch schon öfters so, als von den amerikanischen Computern ein...“
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Schön zu erfahren, dass die "Abschreckung" nicht funktioniert hätte, dann hätte vielleicht der eine Teil der Welt teilweise überlebt. Für den edlen Zweck der Abschreckung hat man dem Steuerzahler viel Geld aus dem Arm geleiert...Geld erzeugt Glauben und der Glauben wirkt:
Die Fiktion der Abschreckung wird real. Die Welt ist voller Logik.

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gelöscht_137978 Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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Ach Tilo.....
Wenn ich mich jedesmal, wenn ein Atomkrieg "droht", unter den Teppich verkrümmeln wollte, na da hätten mich die Teppichmilben längst aufgefuttert.

Also, was juckts?

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Tilo Nachdenklich gelöscht_137978 „Ach Tilo..... Wenn ich mich jedesmal, wenn ein Atomkrieg droht , unter den...“
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Das ist ungefähr so, als wenn Du beim russisch Roulett dreimal Glück gehabt hast und so tust, als hätte man vergessen eine Patrone einzuschieben. Klar, auch in dem Fall bringt aufregen gar nichts. Aber nun stell Dir mal vor Reagen hätte nix verhandelt, niemand hätte protestiert, Kennedy hätte sich mit Chrustschow weniger Mühe gegeben. Stell Dir mal vor, Du wärst nicht der Einzige, den nix juckt, sondern alle wären mit Deiner Einstellung gesegnet.

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The Wasp Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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Mein Meerschwein hatte an dem Tag fürchterliche Blähungen und in die Sägespäne hatte es eine Art Atompilz aus Kackpillen geschissen. Ich wollte mit ihm zum Psychater, aber da war die Praxis des Genossen geschlossen und an der Tür hing ein Schild:
"Heute geschlossen, lasse mich gegen Atomkrieg impfen! Drushba Tavarish!"

Ich war leider kein Genosse und hatte kein Westgeld, deshalb bekam ich keine Impfung, verdammt!

Ende
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charlie62 Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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Etwas unklar bleibt, warum um alles in der Welt, sie nicht die Knöpfchen gedrückt haben.

Jeder vernünftige Mensch würde sagen: "Weil sie auf ihren Radarschirmen keine anfliegenden Atomraketen gesehen haben".

Es gibt aber einen hier, der bewegt sich schon seit einiger Zeit jenseits aller Vernunft.
Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: -Das ist mein!- und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: -Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.- (Jean-Jacques Rousseau)
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Tilo Nachdenklich charlie62 „Etwas unklar bleibt, warum um alles in der Welt, sie nicht die Knöpfchen...“
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Charlie, charlie, so ne Rakete braucht ein paar Minuten bis sie startet, bis die Befehle verifiziert werden. Man kann nicht warten bis etwas auf dem Radarschirm sichtbar ist. Das unterscheidet die Situation von all den anderen Vorfällen vorher. Sie mussten, entgegen den erststellten Auswertungsrichtlinien (!), ohne irgendwelches Wissen, schlicht unterstellen/hoffen, dass es nichts bedeutet. Damit ist natürlich die Abschreckungphilisophie vollständig geplatzt. Ein solcher Umgang mit Informationen lässt sich auch nicht auf Ewigkeit geheimhalten...wie man jetzt am Telepolis-Beitrag sieht. Soviel zu glaubwürdiger Abschreckung. Mit glaubwürdiger Abschreckung wären wir alle tot.

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charlie62 Tilo Nachdenklich „Charlie, charlie, so ne Rakete braucht ein paar Minuten bis sie startet, bis die...“
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Charlie, charlie, so ne Rakete braucht ein paar Minuten bis sie startet, bis die Befehle verifiziert werden. Man kann nicht warten bis etwas auf dem Radarschirm sichtbar ist.

Da man den Start einer gegnerischen Rakete sowieso nicht verhindern kann, aber die Zeit für einen Gegenschlag immer ausreichend ist, war es nur logisch zu warten ob es sich um ein Manöver handelt oder nicht. Dies wurde auch bei diversen Fehlalarmen der installierten Frühwarnsysteme so praktiziert. Erst verifizieren und dann den Knopf drücken.

Aber Verschwörungstheoretiker und Logik....
Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: -Das ist mein!- und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: -Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.- (Jean-Jacques Rousseau)
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Tilo Nachdenklich charlie62 „Charlie, charlie, so ne Rakete braucht ein paar Minuten bis sie startet, bis die...“
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8 Minuten.

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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So bald man sich den kalten Krieg näher betrachtet und diesbezüglich recherchiert, trifft man immer wieder auf die "was wäre gewesen wenn" Frage. Situationen wie die von Dir beschriebene gab es in den 40 Jahren, die der kalte Krieg dauerte recht häufig. Das ist erschreckend. Darüber besteht Einigkeit. Schwieriger wird es hingegen bei der Entscheidung welche Schlüsse man aus alledem ziehen sollte.

Stichwort: "Fiktion der Abschreckung" . Ein Atomwaffenarsenal, das quantitativ im fünfstelligen Bereich lag, war gewiss keine Fiktion. Es war ein Versprechen für beide Seiten, dass im Fall einer Eskalation die Welt wie man sie kannte verschwinden würde. Langfristige strategische Kriegsführung wurde unplanbar. Hat dies den dritten Weltkrieg verhindert ? Ist natürlich eine rhetorische Frage, die Antwort ist ja. Der bruchlose Übergang des zweiten Weltkrieges in einen dritten wurde durch die Erfindung der Atombombe verhindert.

Der Konflikt zwischen der USA und der UDSSR wurde nicht direkt ausgetragen- nur über Stellvertreterkriege. Die Abschreckungsstrategie gehört dennoch zu den gefährlichsten und wahnsinnigsten Ideen der Mnescheitsgeschichte.

Im Kern enthielt sie nämlich folgende These: Die Welt wird sicher ( bzw. sicherer ) wenn man erst das Potential aufbaut, sie völlig zu vernichten - um dann auch genau damit dauernd zu drohen.

Ich denke mit "Sicherheit" hatte all dies nichts zu tun. Man hat die Verhinderung eines offenen Konfliktes mit dem Wort Sicherheit gleich zu setzen versucht. Ein schwerwiegender Denkfehler. Sicherheit hätte man durch die politische Lösung des Konfliktes erreichen können- nicht durch die Beharrung auf den politischen Status quo, der eine krude Mischung aus Aufrüstung, Drohung und deeskaliernden Konferenzen war.

Ich denke die Formulierung "fiktion der Abschreckung" ist falsch. Aber es gab eine fatale Fiktion. Die Fiktion von Sichherheit. Und eben diese hätte die Welt tatsächlich in den Abgrund reissen können. An Ihr lag es sicherlich auch, dass die reale Bedrohung des kalten Krieges 40 Jahre lang währte. Eine Zeitspanne, die den beteiligten Machthabern auf beiden Seiten, angesichts der Gefahr eines Atomkrieges, ein Armutszeugnis ausstellt.

Ich sag mal, lasst uns froh sein, dass das hinter uns liegt.


Gruß

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Tilo Nachdenklich vanGoehs „So bald man sich den kalten Krieg näher betrachtet und diesbezüglich...“
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Das liegt nicht hinter uns.

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Das liegt nicht hinter uns.“
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Die Hybris und die Dummheit mancher Machthaber sicher nicht - Der kalte Krieg schon.

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subvision1 Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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ach ja, soweit ich weiß, wäre berlin 1945 auch im pilz weggeraucht,
wenn der gute addolf sich nich vorher abgegemurkst hätte.
die amis wollten den nämlich umbedingt loswerden.

wenn wir jedes mal einen schreck kriegen würden, wenn ein atomkrieg
droht oder irgend ein spinner eine schmutzige bombe baut, würden wir
wie geisteskranke mit verfolgungswahn ängstlich unterm bett kauern
und fingernägel fressen.

gruss
micha

Wenn Du Dich verhältst, wie immer, bekommst Du auch das, wie immer...
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Tilo Nachdenklich subvision1 „ach ja, soweit ich weiß, wäre berlin 1945 auch im pilz weggeraucht, wenn der...“
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Mir geht es nicht so sehr um die Bewältigung des Lebens mit der Angst im Hintergrund. Mir ging es darum, dass die beiden Helmuts (diese Zauberlehrlinge) so weise tun und die Demonstranten von damals als Abschaum behandeln. Außerdem wird jede Menge Geld vernichtet, dass man anderswo bräuchte und natürlich leistet man der Verbreitung von Kernwaffen Vorschub, wenn man die atomare Abschreckung (+ ziviler Atomernergie als Infrastruktur dahinter) so durchexerziert. - Nun stellt sich aber heraus, dass für die Geheimdienste die Abschreckung schon lange nicht mehr funktionieren darf...weil sie zwangsläufig in den Atomkrieg münden würde. Zeit über neue Strategien nachzudenken und Geld zu sparen.

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Mir geht es nicht so sehr um die Bewältigung des Lebens mit der Angst im...“
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Hmm. Bin mir nicht sicher worauf Du genau abzielst.

"Zeit über neue Strategien nachzudenken und Geld zu sparen."

Deutschland ist keine Atommacht. Der Wehretat ist so niedrig, dass die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe nach NATO- Kriterien nicht mehr gegeben ist. Die Kommunikationsmittel sind völlig veraltet und inkompatibel zum High-Tech- Equipment etwaiger Partner bei Friedensmissionen. Neue Strategien im Militärbereich ? Sicher nötig aber dann kannst Du kein Geld sparen sondern mußt welches investieren.

Verbreitung von Kernwaffen ? Der (illegale) Transfer von Know How und/oder Material besorgt nicht die Politik. Das besorgen skrupellose Herrschaften in der Wirtschaft.

Die beiden Helmuts haben aus Ihrer Zeit heraus gehandelt. Der
(blinde) Glaube, man könne der UDSSR schon vertrauen, dass sie Berlin, Westeuropa und den Rest der Welt in Ruhe lassen würde, wenn man, salopp formuliert, die Waffen einfach wegwirft, widersprach damals schlicht den Erfahrungen, die man mit der UDSSR gemacht hatte. Es handelte sich um einen quasi totalitären Staat mit massiven Repressionsapparat, dessen territorialer Machtanspruch gefährlich hoch war. Die Ideologie der UDSSR war zudem global gedacht. Aus Ihr ließ sich durchaus ein globaler Machtanspruch ableiten.

Dieser Staat und dieses Sytem nun verfügte über tausende atomarer Sprengköpfe und machte keinen Hehl daraus, dass es den Westen als den Feind betrachtete.

Was die Demonstranten damals forderten, sah zur damaligen Zeit für viele nach gefährlichem Appeasment aus. München 1938 wollte man auf keinen Fall wiederholen. In diesem Trauma wurzelt nebenbei die harte Haltung fast aller "kalter Krieger" im Westen. Man muß da vorsichtig sein, diese mit dem heutigem Wissenstand im Kopf, voreilig als Schwachköpfe ab zu tun. "Zauberlehrlinge" hätten aus der damaligen Sicht ebenso die Demonstranten sein können.

Gruß

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Tilo Nachdenklich vanGoehs „Hmm. Bin mir nicht sicher worauf Du genau abzielst. Zeit über neue Strategien...“
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Die wenigsten Demonstranten waren Radikalpazifisten, wenn auch der von interessierter Seite angefachte Gruppendruck in die Richtung zielte. Es ging schlicht um die verantwortungslose Verkürzung der Vorwarnzeiten. Wenn man ehrlich war rechneten die informierten Kreise nicht mehr mit allzuviel Aggressivität seitens der Sowjetunion, sondern mit deren Zusammenbruch...die Mähr von den schlecht informierten Diensten mag man Leuten erzählen die sowas gerne glauben.

Die Idee mit den "Waffen wegwerfen", die wir ja auch aus Star-Wars kennen, ist die Variation eines Themas von Carl Schmitt (Konservative Revolution, Wegbereiter der Nazis, Vordenker der Neo-Liberalen).

"Es wäre tölpelhaft zu glauben, ein wehrloses Volk habe nur noch Freunde, und eine krapulose Berechnung, der Feind könnte vielleicht durch Widerstandslosigkeit gerührt werden."(Carl Schmitt)
Quelle
http://www.konservativ.de/buch/schmitt.htm

Die vom Verfassungsschutz beoabachtete "Junge Freiheit" zu Carl Schmitt:
www.jf-archiv.de/archiv00/270yy44.htm

Eine eher objektive Einschätzung der Person:
www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr157s.htm

Carl Schmitts Hintergrund_bekannte Persönlichkeiten:
www.schrimpf.com/ph/cs/e6.html

Hinweis auf eine Arbeit des renomierten Hamburger Instituts für Sozialforschung am Mittelweg zu Carl Schmitt. Carl Schmitt und die Juden.
www.his-online.de/projekte/schmitt.htm

Wer die geschichtlichen Zusammenhänge nicht kennt, ist gezwungen Geschichte zu wiederholen...jedenfalls wenn es sich um ein Trauma handelt.

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Die wenigsten Demonstranten waren Radikalpazifisten, wenn auch der von...“
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"Die wenigsten Demonstranten waren Radikalpazifisten"

Stimmt. Eher Instinkttäter mit gesundem Menschenverstand.

"Wenn man ehrlich war rechneten die informierten Kreise nicht mehr mit allzuviel Aggressivität seitens der Sowjetunion, sondern mit deren Zusammenbruch..."

Na ja. Der Zusammenbruch Der SU kam ähnlich überraschend wie die Wende und wurde von niemanden vorhergesagt ( auch nicht von der Disziplin der Politologie, was den Herrschaften bis heute peinlich ist ). Es ist richtig, dass niemand mehr ernsthaft mit einer Invasion Westeuropas rechnete. Eine neue Berlinkrise oder eine Konfrontation in einem anderen Teil der Welt war jedoch weiterhin auf der Agenda. Und vor Krisen, die in der Lage sein könnten beide Seiten ihrer Handlungsfeiheit zu berauben hatte man weiterhin Angst. Das änderte sich erst mit Gorbatschow.

Die Debatte über die wir hier reden, wurde in aller Hitzigkeit vor Perestroika und Glasnost geführt, das sollte nicht unerwähnt bleiben.

"die Mähr von den schlecht informierten Diensten mag man Leuten erzählen die sowas gerne glauben."

Dazu zählt dann ein großer Teil renommierter Historiker und Politologen - und die glauben nicht, sondern untersuchen und ziehen Schlüsse. Was natürlich nicht ausschließt, dass Du recht hast.

"Die Idee mit den "Waffen wegwerfen", die wir ja auch aus Star-Wars kennen, ist die Variation eines Themas von Carl Schmitt (Konservative Revolution, Wegbereiter der Nazis, Vordenker der Neo-Liberalen)."

Yep, ich weiß wer Carl Schmitt war. Schöne Links übrigens. Den Versuch, meine oben zitierte Aussage durch den Hinweis auf Schmitt unter den Generalverdacht bedenklich rechter Gesinnung ( ich bin geneigt zu sagen: Faschismusverdacht ) zu stellen und damit zu diskreditieren finde ich hingegen äußerst unangebracht und deplaziert. Ähnlich, wenn auch nicht so abwägend und intelligent, argumentiert die AntiFA gern mal.

Carl Schmitt ist nicht der Ahnherr der Realistischen ( bzw. Neorealistischen ) Schule der Internationalen Politik, das sollte man feststellen. Bei Schmitt wird man auf viele Theoreme treffen die NICHT- ideologisch geprägte Denkschulen weit VOR und NACH ihm ähnlich formuliert haben. Diese Aussagen und Theorien dann schlicht auf Schmitt zu reduzieren ist wissenschaftlich gesehen fahrlässig, weil falsch. Die Rezeption Schmitts hat keine so große Bedeutung, wie dein Hinweis auf Ihn unterstellt.

Nur um das mal gesagt zu haben: Du redest mit jemandem der ziemlich weit links steht.

"Wer die geschichtlichen Zusammenhänge nicht kennt, ist gezwungen Geschichte zu wiederholen...jedenfalls wenn es sich um ein Trauma handelt"

Ein psychologisch geprägtes Geschichtsbild. Ob richtig oder falsch- Hat was.

Gruß






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Tilo Nachdenklich vanGoehs „ Die wenigsten Demonstranten waren Radikalpazifisten Stimmt. Eher Instinkttäter...“
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Hallo vanGoehs!

Rückt Dich schon so ne Warnung nach rechts? Wenn ich sage, die Denkfigur stamme von Carl Schmitt und der schlimme Finger hat mit den Nazis geflirtet? Ich glaube das muss man nicht so sehen und ist ja schnell geklärt. Andererseits haben echte Linke einen fast untrüglichen Instinkt und erkennen ihre Pappenheimer bzw. entsprechende Sprüche an der übertriebenen Rethorik. Es sollten ja nicht alle Waffen weg.

Die objektive wissenschaftliche Einordnung Carl Schmitts habe ich mir lieber nicht vorgenommen, bin erst gerade aufs Thema gestoßen und ist nicht gerade mein Steckenpferd. Vielmehr meinte ich, der Beitrag der Jungen Freiheit zeigt, welche Rolle Carl Schmitt für die Neue Rechte spielt. Natürlich haben wir es mit einem Intellektuellen von Format zu tun, der auch viel Richtiges sagt oder aufgreift. Insgesamt sind Leben und Aussagen aber schwer problematisch.

Schätzungen zur angeschlagenen Sowjetunion.
Angeblich hat es Valentin Falin früh gewusst, dass es zu Ende geht. Sagte Seine Wichtigkeit (Beziehungen) unser Klassenlehrer 1969: Noch 10 Jahre, dann gehen alle eingemeindeten Völker eigene Wege. Wer sich auskannte, sah das Ende, allerdings nicht so schnell. Aber noch ein Wettrüsten würde die Sowjetunion nicht packen. Und dann erst Afghanistan und Tschernobyl, da kam das Ende dann doch schneller.

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Hallo vanGoehs! Rückt Dich schon so ne Warnung nach rechts? Wenn ich sage, die...“
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Hey Tilo !

"Rückt Dich schon so ne Warnung nach rechts? Wenn ich sage, die Denkfigur stamme von Carl Schmitt und der schlimme Finger hat mit den Nazis geflirtet ?"

Innerhalb einer argumentativen Diskussion: ja. Um es in der Calmund Sprache zu formulieren ( Fakten und kein Hochschulgeplapper ) : Wenn jemand ein Argument bringt und sein Gegenüber erwidert darauf mit hochgezogenen Augenbrauen, " das hat auch Carl Schmitt gesagt" unterstellt dieser, der Erstere gehe evtl. auch mit den anderen reichlich fragwürdigen Theoremen dieses Staatsrechtlers konform und diskreditiert damit das ursprüngliche Argument. Daher meine Reaktion

(war jetzt doch irgendwie Hochschulgeplapper- uups ) .

Ein weit verbreiteter Trick der bereits erwähnten ANTIFA - für die ich wenig Sympathie aufbringen kann. DIese Jungs definieren sich als Gegenpol zu einem Begriff, den sie inzwischen dermaßen verwässert haben, dass sie selbst schon gar nicht mehr wissen was Faschismus ist. Sie glauben es aber. Sie gehen dermaßen leichtfertig mit dieser Begrifflichkeit um, das man sich schon wundern muß.
Das halte ich für gefährliches Denken, im Ansatz mit totalitärem Anspruch. Womit wir wieder bei Carl Schmitt wären: das Freund / Feind Denken. Ausgerechnet die sog. ANTIFA bedient sich bewußt oder unterbewußt dieses Theorems. Das ist wirklich ein Treppenwitz.

Zurück zum Thema:

"Schätzungen zur angeschlagenen Sowjetunion."

"...Wer sich auskannte, sah das Ende, allerdings nicht so schnell."

Das stimmt. Dein Hinweis auf die Geschwindigkeit ist dabei besonders wichtig. Genau das ist der entscheidende Punkt. Die Überraschung war weniger DASS sondern WANN erst die Wende und dann der ZUsammenbruch der SU erfolgte. Keiner der beiden Helmuts hätte vermutet ( oder Anlass dazu gehabt ) den Zusammenbruch so bald in der Zukunft zu verorten. Gorbatschow war nicht vorhersehbar.

Das "Tolle" an totalitären Systemen ist ja, dass man den Zusammenbruch durch zunehmende Repressionsmaßnahmen herauszögern kann. Und bezeichnender Weise war das Ende der SU nicht durch eine "Revolution" von unten, sondern von oben verursacht worden.

Für Helmut Schmidt in seiner Funktion als Bundeskanzler hat sich diese Frage also überhaupt nicht gestellt ( Gorbatschow war da noch nicht an der Macht ). Für Kohl zwar schon, aber unter dem Vorbehalt ob man den neuen Tönen aus Moskau denn trauen kann oder nicht. Nach Stalin, Chruschtschow und Breschnew war das eine abolut berechtigte Überlegung.

Wenn Du also glaubst, unsere beiden Helmuts hätten am Anfang der 80er Jahre bereits gewußt wohin die Reise geht und hätten trotzdem eine weitere Eskalation riskiert: dann liegst du falsch. Niemand wußte Anfang der 80er was und wann etwas passieren würde. Nicht einmal der Kreml selbst.

Selbst Gorbatschow war über den von ihm verursachten Zusammenbruch der UDSSR einigermaßen überrascht. Den beiden "Zauberlehrlingen" zu unterstellen, sie wären es nicht gewesen, ist , sagen wir mal: gewagt.

Liebe Grüße

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Tilo Nachdenklich vanGoehs „Hey Tilo ! Rückt Dich schon so ne Warnung nach rechts? Wenn ich sage, die...“
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An der ANTIFA, da denke ich, wird mächtig dran gedreht. Die Leutchen sollen so nervig sein und sollen so komische Charaktäre rekrutieren. Das spielt ne wichtige Rolle bei der Immunisierung der Gesellschaft gegen links. Wenn es Dir gelingen sollte in begrenztem Rahmen wirksam was dagegen zu tun, wird mit Sicherheit Dein Leben plötzlich "anders" verlaufen. Du wirst in dieser Gesellschaft nicht für linksradikalen Unfug bestraft...da laufen bestenfalls bestimmte Rituale ab. Richtig Ärger gibt es, wenn Du Wahnsinnsaktion stoppst, indem es Dir gelingt sie rechtzeitig der Lächerlichkeit preis zu geben. Unser Staat regagiert darauf ausgesprochen unfreundlich.

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Emily22 subvision1 „ach ja, soweit ich weiß, wäre berlin 1945 auch im pilz weggeraucht, wenn der...“
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Das stimmt so nicht ganz. Unabhängig vom Selbstmord Adolf Hitlers hätten die Amerikaner auch schon vorher Atomwaffen in Deutschland eingesetzt, wenn die Invasion in der Normandie gescheitert wäre ;-)

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vanGoehs Tilo Nachdenklich „Am 8. 11.1983 haarscharf am Atomkrieg vorbeigeschrabt“
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Nachtrag @ tilo .

Ein Buch, dass dir außerordentlich gut gefallen dürfte und wirklich fernab jeder Verschwörungstheorie argumentiert ist "Kritik der Außenpolitik" von Ekkehart Krippendorff ( Professur für Politische Wissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen ).

Verlag: Suhrkamp, ISBN: 3-518-12139-1

Sehr erhellend und flüssig geschrieben ( nicht typisch in dieser Materie ).

Neue Strategien ? Besorge Dir diesen Text. Wenn ich mich recht erinnere umschreibt er das Denken im Kalten Krieg als "systematisierten Wahnsinn". Was ich sehr treffend fand. Denn in der Tat war der kalte Krieg ein System. Indem das Undenkbare zum Planspiel gemacht wurde.

Lange Rede kurzer Sinn: lohnt sich.

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Tilo Nachdenklich vanGoehs „Nachtrag @ tilo . Ein Buch, dass dir außerordentlich gut gefallen dürfte und...“
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Ich habe wohl weder Zeit noch Geld mir mal eben so ein Buch zu besorgen...da stehen viele andere Bücher vor...und der Kampf dass mir der "Nachstar" weggelasert wird. Aber ich habe mal Google angeschmissen und einen äußerst amüsanten Text gefunden, indem es (auch) eine Diskusion zwischen Mao Tse Tung und Henry Kissinger gibt:
http://userpage.fu-berlin.de/~kpdff/texte/apkritik.htm
Kleiner Auszug:
"Mao: Wollen Sie unsere chinesischen Frauen? Wir können Ihnen zehn Millionen geben. (Gelächter, vor allem bei den Frauen)
Kissinger: Der Vorsitzende steigert sein Angebot.
Mao: Indem wir das tun, können wir sie Ihr Land mit Unheil überfluten lassen und Ihre Interessen schädigen. Wir haben in unserem Land zu viele Frauen, und die machen alles auf ihre Weise. Sie setzen Kinder in die Welt und wir haben zu viele Kinder. (Gelächter)
Kissinger: Das ist ein ganz neuer Vorschlag, wir werden ihn studieren müssen.
Mao: Sie können einen Ausschuß einsetzen, um diese Sache zu untersuchen. So löst Ihr China-Besuch das Bevölkerungsproblem. (Gelächter)
Kissinger: Wir werden die Nützlichkeit und ihre Unterbringung studieren."

Krippendorf scheint ja recht originell zu sein, wie er da zitiert, wie Kissinger und Mao versuchen(!) originell zu sein.

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