Neulich hatten wir abends eine Gruppe von lärmenden Halbstarken vor dem Haus, die es sich dort gemütlich gemacht hatten.
Als ich dann bei der Polizei anrief, und darum bat, diese Versammlung aufzulösen (Kinderspielplatz bis 14 Jahre), fragte mich der diensthabende Beamte, ob ich mit den Jungs denn vorher gesprochen hatte. Dies musste ich verneinen und teilte ihm mit, dass ich Besorgnis hätte, auf unseren Autos oder an unserem Haus Kratzer oder Schmierereien wiederzufinden, sollte ich mich ihnen gegenüber als "Spielverderber" outen. Daraufhin sagte er mir "So schlimm ist unsere Jugend doch auch wieder nicht."
Nichtsdestotrotz kaum dann geraume Zeit später eine Streife und löste die Versammlung auf.
Jetzt meine Frage an Euch: Bin ich zu besorgt, dass bei unserer heutigen Jugend mit Repressalien zu rechnen ist, oder sind meine Befürchtungen begründet ? Welche Erfahrungen habt Ihr mit unseren Hoffnungsträgern ?
Off Topic 20.479 Themen, 227.523 Beiträge
da ich sehr eine zeitlang mit jugendlichen zu tun hatte, im sozial bereich, kann ich heute sagen, daß deine aengste absolut unbegründet sind. deine "halbstarken( ein beschissenens wort), sind alt genung um auf vernüftige argumente zu reagieren, der ton macht, wie immer im leben die musik.
so wie ich deinem wortlaut und deinem schreibstil entnhemen kann, bist du ein etwas älter "herr", der nie jung war und keine freunde hatte. ist nicht böse gemeint nur soll es dich auf eine recht provokante art zum weiteren nachdenken bewegen. ich bin nicht vor morgen abend am pc, also kann ich auch nicht vorher antworten.
Das glaube ich allerdings nicht uneingeschränkt. Wenn ich im Bus sitze, dann höre ich häufig das Gebrabbel dieser "Halbstarken" aus den letzten Reihen (da wo immer die Obercoolen sitzen). Gut, mit 19 bin ich auch noch nicht altklug oder stehe kurz vor der Rente, aber das lass ich mal bei Seite.
Auf jeden Fall ist dieses größtenteils undefinierte Gebrabbel eine Mischung aus etwas, was man am ehesten als Deutsch bezeichnen würde und anderen Sprachen (vorwiegend russisch schätze ich, aber ich versteh das ja nicht). Nun gut, als Ausländer hat man so seine Probleme mit einer fremden Sprache, aber es erschreckt dass auch die deutschen Jugendlichen mit derartigen Sprachdefiziten durchs Leben gehen. Ein Wortschatz den man an zwei Händen abzählen kann ist das eine, das andere ist, dass ich bezweifle, dass einige dieser Jugendliche mehrere Gedankenstränge erfassen und sinnvoll interpretieren können (Pisa lässt grüßen). Die sind halt sehr einfach getrickt in ihrer Denkweise. Untermalt ist das ganze mit einem etwas rauhen Umgangston (unter Kumpels aber üblich). Auch wenn diese Jugendlichen vielleicht intelligent genug sind, so bezweifle ich ernsthaft, dass sie bei einer Diskussion ihre Argumente gescheit artikulieren könnten.
Diese Gruppen halten sich dann häufig auf öffentlichen Plätzen auf (sehr beliebt ist hier die Grundschule und der Spielplatz). Ich gewinne da häufig den Eindruck, dass die nur am rumgammeln sind oder kein zu Hause haben, sich statt dessen aber mit Rauchen und anderen zweifelhaften Beschäftigungen den Tag vertreiben.
Vielleicht produziere ich gerade lauter Voruteile, aber dass sehe und höre ich und gibt mir Nährboden.
Hallo Indronil,
vielen Dank für Deine Gedanken, aber was Deinen Tipp angeht, so ist der leider voll daneben ;-).
Ich bin Mitte dreißig und war auch mal jung - allerdings, und da liegt das eigentliche Problem, nie besonders lautstark und chaotisch. Deswegen finde ich den Begriff "Halbstarker" gar nicht mal so weit hergeholt. Heranwachsende Jugendliche, die häufig mit ihrer wachsenden Kraft nicht viel anzufangen wissen.
Du schreibst, dass Du im sozialen Bereich tätig warst. Da ist Dein Optimismus im Umgang mit Jugendlichen sozusagen "von Amts wegen" (das ist jetzt nicht böse gemeint).
Aber ich fürchte, meine Einstellung bezüglich unserem jugendlichen Nachwuchs gleicht mehr der von Thilo Nachdenklich.
Abgesehen davon, dass man sie kaum noch versteht (Ey, das ist voll krass, Alter), scheinen sie sich mit ihren Rechten deutlich besser auszukennen als mit ihren Pflichten.
Dies wäre mal ein schönes Grundsatzthema fürs OT-Brett.
Die Woche werde ich wenig Zeit haben, aber am Freitag schaue ich mal wieder rein.
Gruß
Asgarond
hallo asgarond, vom alter her dürften wir ähnlich liegen, ich von mir würde allerdings durchaus behaupten, daß ich chaotisch und halbstark war. wenn ich mal von meiner jugend ausgehe, und das als vorlage für die heutige nehme, so denke ich schon, daß deine befürchtungen nciht ganz unbegründet sind. selbst wenn wir damals das ein oder andere argument schon insgeheim verstanden hatten und vernünftig fanden, wir haben allein schon um nicht spießig und langweilig zu sein mist gebaut. mit abstrichen denke ich auch, daß plazebos text nicht ganz an der realität verbei geht, wobei es bestimmt davon abhängt, in welcher region/stadt/dorf man lebt. du solltest aber eins bedenken (und das kenn ich auch noch von früher), als jugendlicher ohne führerschein und eventuell geld ist man nirgends gern gesehen oder kommt nciht da hin, wo man gern gesehen wäre. viele von denen hängen eventuell nur auf einem kinderspielplatz rum, weil sie sonst auch nirgends hinkönnen. vielleicht solltest also lieber mal ein paar abstriche an der ruhe und bequemlichkeit machen und damit eventuell dafür sorgen, daß die jugendlichen von heute nicht nur ablehnung und negative erfahrungen machen, ich glaub nämlich, daß wenn man denen vertrauen und verantwortung zumutet durchaus was vernünftiges bei rauskommen kann.
Das strategische Problem bei der Abwehr aggressiven Platzhirschverhaltens ist, Du weißt nicht wer sie sind, aber sie wissen wer Du bist. Du bist im Zweifelsfall allein, sie sind eine Gruppe. Wenn Du so willst, ist das von vornherein ein Sadomaso-Arrangement und dazu wirst Du überhaupt nicht gefragt, ob es Dir liegt Dich da einzubringen. Eigentlich ist die Polizei dafür da, dass es nicht soweit kommt.
Wenn sich das Grüppchen als rechter Pögel, als Jugendgang, als bekifft (schräge drauf) herausstellt und der Kommunikationsversuch etwas "unsymmetrisch" verläuft und die Leutchen "verbindliche Kommunikation" ablehen, nicht gleich Ruhe geben usw., hast Du vielleicht ein jahrelanges Probelm.
Meine Eltern haben sich z.B. nie durch sowas zu irgendeiner Reaktion oder Äußerung verleiten lassen und trotzdem wurde jedes Jahr Sylvester geradezu versucht das Häuschen in Brand zu schießen. Die Haustiere haben hier sehr gelitten und ich habe mal versucht mit denen zu reden. Aber wen man auch ansprach, der ging einfach weg, aufs gegenüberliegende Grundstück (da war Party) und wenn man weg ging, flogen gleich die Kanonenschläge hinterher.
Es war richtig die Polizei zu rufen, deren Frage finde ich unglücklich, aber die sind eben knapp besetzt. Natürlich sollte man mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen, aber nicht wenn Krawall in der Luft liegt, es ist dann immer etwas riskannt, man könnte sozusagen in deren "Beuteschema" passen.
Ich glaube allerdings nicht, was nahe liegt, dass sie aus Arroganz oder "Coolness" einem aus den Weg gehen, wenn man sie alleine anspricht, sondern kein ausreichendes Selbstbewußtsein haben.
So habe ich es jedenfalls ein oder zweimal erlebt. Ich musste mir auch mal eine Zeit lang ein paar dumme Sprüche anhören. Immer von den selben Leuten und immer nur, wenn sie mindestens zu zweit und ich alleine war. Bei 1:1 gaben die allerdings kein Ton von sich und schauten eher beschämt auf den Boden beim vorübergehen. Naja, auf jeden Fall haben sie irgendwann damit aufgehört (warum sie überhaupt angefangen haben, ist mir schleierhaft, habe nie ein Wort mit denen gesprochen), aber einen musste ich erst ansprechen.
Vielleicht sind die alleine auch ganz okay. Aber in Gruppen eher unerträglich.
hab mal was seltsames festgestellt: es gibts 2 gruppen von Jugentlichen:
1. saufende gruppen
2. pc süchtige
natürlich mit kleinen abweichungen, und eine person kann auch beiden anghehören... aber im großen und ganzen, ist es so.
wollt ich nur so gesagt haben...
Vorige Woche wohl, bei uns an einer größeren und belebten Bushaltestelle: zwei Vietnamesenmädel, ein Junge. So Anfang 20. Kam so ne Gruppe, 5 Mann hoch, Bierbüchsen in der Hand und pöbelten diese Ausländer an. Alle anderen hatten ganz plötzlich ganz viel ganz woanders zu tun. Nun kann ich von mir nicht eben behaupten, ein Ausländerfreund zu sein. Aber diese Übermacht (rein körperlich) gegen dies Viets - das ging mir irgendwie gegen den Strich. Ich hab mich nur ganz einfach davor gestellt, die drei hinter mich geschoben und keinen Ton gesagt. Und gewartet. Haben dann noch ein wenig Imponiergehabe gezeigt, wo jeder von denen versucht hat, nicht zu nahe bei mir zu sein. So entfernten sie sich immer weiter von mir, bis sie dann im vollen Bewußtsein ihres Sieges davon zogen. Das wars! Die drei wollten sich bei mir bedanken, hab ihnen nur auf die Schulter geklopft und bin gegangen. Noch bevor die Polizei mit tatütata erschien, die doch wohl einer alarmiert hatte! So geht es eben auch. Total wortlos.
Jürgen
Sadistische Jugendliche schreien nach einer Grenze. Ich glaube tatsächlich nicht, dass Reden im Akutfall hilft. Es ist nur die Frage, ob die Grenzen funktionieren.
Respekt an jüki!!!
schließe mich an "Respekt an jüki!!!"
Durch sein Verhalten hat er auch den Pöblern den Wind aus den Segeln genommen. Somit war es für die wahrscheinlich auch weniger interessant. Das er sich einer Gefahr ausgesetzt hat ist keine Frage. Aber es zeigt auch das sich Situationen auch durchaus gewaltlos und mit Zivilkourage lösen lassen.
Ich kann mir vorstellen, daß es heute auch für die Jugendlichen nicht sehr leicht ist sich in der Welt zurechtzufinden. Aber ich denke daß auch Juggendliche auch heute noch für echte Werte zu haben sind und für etwas eintreten können wenn Sie vernünftig behandelt werden. Und das will schließlich jeder.