Die Rede findet sich hier:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15978/1.html
Sicherlich nicht so sehr, jedenfalls vordergründig beim Schräglesen. Es kommen zwar heftige Anklagen gegen Teile der Juden (Bolschewiken, ungläubige), aber er bekennt sich auch unablässig (!) zur deutschen Schuld den Juden gegenüber. Um dann feststellen zu können, die ständige Erinnerung daran sei doch etwas sehr Schädliches. Wenn seine Rede hier schon ein wenig infam ist, was werden wir dann wohl noch finden? Schauen wir mal an, wie er vorgeht.
Zunächst redet er ziemlich durcheinander. Vom Kalifen von Köln, von Miami-Rolf, von Viagra für Sozialhilfeempfänger (die Leute sind wohl grundsätzlich Schuldige). Seine Rede zum Judenthema ist zwar nicht per Argumentation, aber doch per Nebeneinanderstellung mit dem Schmarotzer-Thema verwoben - das kennen wir, nur eben in der direkteren Variante, aus der Nazizeit.
Er bekämpft dann noch Eigennutz und Anspruchsdenken nicht nur bei Sozialhilfeempfängern, nein er vergisst nicht einmal skandalöse Managerabfindungen. Wäre er doch bei diesem Thema geblieben, aber er hat gerechtes Lamento auf seinem Plan stehen, denn es gibt nicht nur Anspruchsdenken, nein es gibt eben auch ungerechte Belastungen!
Er hat da Probleme ausgemacht, interessanter Weise um zu lamentieren. Wie man das politisch besser gedreht bekommt, weiß er nicht, außer vielleicht einfach nix mehr zu zahlen. Wehklagen an ein ungerechtes Schicksal, nebenbei, das war Hitlers wichtigste Rethorikfigur!
1) Zahlungen an die EU
2) Deutsche Zwangsarbeiter wurden nie entschädigt???? Rethorisch richtig trixi: Ob Deutschland für diese Faschismusfolge gegenüber seinen Bürgern selber eingetreten ist, wird nicht behandelt. Vielmehr wird auf ausländische Regierungen abgehoben...obwohl die Länder ihre Kriegsschäden nur bruchstückhaft ersetzt bekamen.
3) "Ist die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsentwicklung und des Rückgangs der Steuereinnahmen bereit, ihre Entschädigungszahlungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz (also an - vor allem jüdische - Opfer des Nationalsozialismus) der gesunkenen Leistungsfähigkeit des deutschen Staates anzupassen? Die Antwort war: Nein, der Respekt vor dem damaligen Leiden dieser Menschen gebiete, das Entschädigungsniveau uneingeschränkt aufrechtzuerhalten. "
Seine Schlussfolgerung: Der deutsche Staat sollte vor allen Dingen für die eigenen Bürger da sein. Warum ist das nicht so? Es liegt an der Geschichte. Eben an Hitlers Untaten und dass diesen Untaten immer noch zu vielzuviel Raum eingeräumt wird. Er zitiert Olaf Henkel: "Unsere Erbsünde lähmt das Land."
Hier bahnt sich also an, was später als Argumentation rauskommt. Weil die Juden nicht verzeihen können, kommt das Land nicht in Schwung. Die abgewürgte Konjunktur hat mit den Juden zu tun, die nicht vergessen können.
"Der Rest der Welt hat sich hingegen in der Rolle der Unschuldslämmer - jedenfalls der relativen Unschuldslämmer - bestens eingerichtet." Während bei uns Hinterfragen, das Kritisieren, das Entlarven angesagt ist. Dann knöpft er sich noch Goldhagen vor, naja.
Er schimpft noch ein bisschen auf die NPD und Hitler - kann man ja auch verlangen - um dann überzuleiten: "Nicht die braunen Horden, die sich unter den Symbolen des Guten (?) sammeln, machen tiefe Sorgen. Schwere Sorgen macht eine allgegenwärtige Mutzerstörung im nationalen Selbstbewusstsein, die durch Hitlers Nachwirkungen ausgelöst wurde." (Fragezeichen von mir eingefügt)
Dass wir ein Tätervolk sind, lähmt den Mut.
Nach der bisherigen rethorischen Einstimmung - immerhin mehr als die Hälfte der Rede - kommt jetzt ne rethorische Keule zum Einsatz, wie man sie nicht alle Tage hört:
"Auf diesem Hintergrund stelle ich die provozierende Frage: Gibt es auch beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?"
Und da hat er Henry Ford ausgemacht, den mit der Tin Lizzy, der weiß die Antwort.
"Er (Henry) vermeinte, einen "alljüdischen Stempel auf dem roten Russland" ausmachen zu können wo damals die bolschewistische Revolution tobte. Er bezeichnete die Juden in "hervorragendem Maße" als "Revolutionsmacher"."
Auch um andere Zitate ist er nicht verlegen:
"Der Sozialismus ist eine jüdische Idee ... Jahrtausende predigten unsere Weisen den Sozialismus."
Leider, leider vergisst Hohmann dabei, dass alle Religionen Sozialismus-Elemente enthalten, da knabbert selbst die CSU gelegentlich ratlos dran rum. Man muss sagen an dieser Stelle hat er sich doch so einseitig auf die Juden eingeschossen, dass es in Zukunft nicht mehr zum Spitzenpolitiker reichen wird.
Nun zählt er Prozentsätze von Juden auf (erschreckend hoch), bei SPD und KPs und vergisst, dass jüdische Intellektuelle sowie so überall dort überrepräsentativ vertreten waren, wo man mit gedanklicher Beweglichkeit noch was werden konnte, Beziehungen oder Abstammung nicht allein den Karriereweg ebneten.
Jetzt kommt der Zarenmord, die Münchener Räterepublik (da unten gibt es ja noch immer diese anarchistischen Biergärten).
"Auch die Ende April 1919 von Rotgardisten durchgeführte Erschießung von sieben Mitgliedern der "Thule-Gesellschaft", die in enger Verbindung zur späteren NSDAP stand, zeigt die Entschlossenheit des revolutionären Prozesses." Zu wenig Entschlossenheit werden andere Leute als Hohmann meinen, schade dass nicht die gesamte Thule-Gesellschaft samt NSDAP weggeputzt wurde, aber Hohmann findet nun mal Mord ist Mord und zeige mörderische Gesinnung, wer kann sich so simpler Logik entziehen? Denn diese Tschekisten haben auch noch viele Kirchenleute getötet. Schließlich stellt er noch fest, dass nicht-religiöse Juden (Trotzki) religiöse Juden gemordet haben. Da sieht er das Grundproblem, den Unglauben. (Nebenbei, Hitler meinte jede große Idee hätte sich durch religiösen Fanatismus ausgezeichnet.)
Am Anfang dieser Argumentationslinie hatte er zwar noch die jüdische Religion für sozialistische Ideen verantwortlich gemacht, aber wirklich schlimm sind die anti-religiösen Juden. Doch was nun, Schluss mit der Differenzierung die kein klares Bild ergibt, zum rethorischen Redeschluss kommt nun mal der ganzheitliche Rundschlag.
"Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet." Na mit der Logik steht Hohmann eben auf Kriegsfuß. Mord = Täter. Eine Ideologie, die alle Juden vernichten wollte (also etwas, das noch erschreckender ist, als Mord aus niederen Beweggründen oder abgestürzten Idealen) kommt in dieser eindimensional-zurechtgestutzten Logik nicht vor.
Nach all den grausigen Erkenntnissen folgt nun nicht der gerechte Zorn, kein Progromaufruf, ja nicht einmal etwas Bedenkenswertes oder ein Zukunftsprojekt, sondern positives Denken pur, in brutaler Schlichtheit:
"Unser Leitspruch sei: Gerechtigkeit für Deutschland, Gerechtigkeit für Deutsche."
"Mit Gott in eine gute Zukunft besonders für unser deutsches Vaterland!" Ähnlich im Tonfall wird die Mehrheit aller Nazireden geendet haben.
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Ich hab die Rede zunächst nicht vollständig gelesen, reingezerrt hab ich mir erstmal lediglich die Auszüge hier: http://www.n-tv.de/5191672.html . Dann hab ich bei spiegel.de so sinngemäß gelesen, daß die Rede, die zunächst nicht weiter beachtet wurde, ihren Weg durchs Internet über den Rechner einer Nordamerikanerin und erst von dort irgendwie in die deutsche Presse gefunden hat. Reichlich umständliche Verkettung für Gedankengut, welches ach so aufregenswert sein soll.
Hohmann ist als Rechtsausleger bekannt, bis dato hat das seine Tragbarkeit anscheinend nicht beeinträchtigt; er ist als ehrlicher Mann und grundsolieder Politiker bekannt und selbst jetzt räumt er die Nazi-Verbrechen ohne Einschränkung ein und verwahrt sich gegen Wiederholung. Aber er macht einen guten Punkt: So langsam muß mal Schluß sein mit der Selbstkasteiung. Zumal der jüdische Einfluß auf unsere Gesellschaft allmählich lächerliche Ausmaße annimmt. Die Juden sind eine religiöse Gemeinschaft, die meisten von ihnen haben (zumindest hier in Deutschland) die deutsche Staatsbürgerschaft. Kein aufrechter Mensch wird ihnen das Recht aberkennen, ihren Sitten und Gebräuchen nachzugehen oder mit merkwürdigen Kopfbedeckungen rumzulaufen. Aber woher leitet sich die Rechtfertigung für das politische Gewicht des Zentralrates der Juden ab? Die BRD funktioniert seit ihrer Installation auf der Basis einer Parteiendemokratie. Wer etwas bewirken will tritt in eine Partei ein und ackert sich hoch. Ein Zentralrat der Juden ist soweit mir bekannt ist im Grundgesetz nicht vorgesehen. Aber da er einmal da ist, wieso haben wir dann eigentlich nicht auch einen Zentralrat der Türken? Als zahlenmäßig stärkster Minderheit stünde ihnen sowas doch zu!
Ich übertreibe bewußt. Ich bin auch in keinster Weise rechts aufgelegt, sondern überzeugter Wirtschaftsliberaler... was mich in gewisser Weise auch schon wieder zum Radikalen macht. Zum Radikalliberalen :) Jedenfalls ist in meinem Denken wenig Platz für milliardenschwere Entschädigungen für Leute, die inzwischen über fünzig Jahre Zeit hatten, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. (Wieviele von denen wohl noch fit genug sind, um sich an der vielen Kohle erfreuen zu können?) Oder für klotzige Holocaust-Mahnmäler. (Mal ehrlich: Betonklötzer. Als nächstes fangen wir vielleicht an, Müll zu streuen?) Insgesamt ein Jahr im Geschichtsunterricht an den Schulen, auf jeden Fall. Vergessen kann Furchtbares bewirken, dem ist entgegenzuwirken. Von mir aus auch ein nationaler Gedenktag mit berühmten Rednern und Fernsehreportagen. Aber nicht das ständige Moralgedöns von Leuten, die inzwischen auch so langsam aber sicher zu jung sind, um das ganze überhaupt erlebt haben zu können.
Hohmann mag in seiner Rede einige Strömungen haben, die nicht ganz erfreulich sind, aus denen man zwischen den Zeilen etwas mehr Braun herauslesen könnte, als für den guten Ton zuträglich ist. Aber der Mann gibt mit Recht einen Denkanstoß. Politisch ist die BRD seit 1949 ein absolut eigenständiges Gebilde, steht in keiner Beziehung mehr zu Hitlers Verbrecherregime. Ich finde, es wird langsam Zeit, auch die Menschen in diesem Land als eigenständig zu betrachten, und nicht als potentielle Verbrecher, die es moralisch zu diszipliniern und an die Kette reuiger Worte zu legen gilt. Und wer mir jetzt vielleicht vorwerfen will, daß ich die Vergangenheitsbewältigung nicht ernst nehme: ich bin jetzt dreiundzwanzig Jahre alt. Ich habe keine Vergangenheit, die ich bewältigen müßte. Wohl aber habe ich Wissen. Wissen um einen recht schauerlichen Abschnitt deutscher Geschichte. Einen Abschnitt, der sich nicht wiederholen darf. Ich finde, das genügt völlig.
tut mir leid: aber jemanden, der eine öffentliche verantwortung trägt und so argumentiert, kann nicht ernst genommen werden. diese welt wird von dummen menschen regiert, die einfach nicht verstehen wollen, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt. hohmann spricht in solch einer verallgemeinerung von DEN deutschen, DEN juden, DEN wasauchimmer, so wie der zentralrat der juden immer das große moralische geflenne anfängt, wenn man sich erlaubt KONSTRUKTIVE kritik an irgendetwas israel oder juden getreffend zu äußern, und dann ebenfalls immer von DER unsäglichen deutschen vergangenheit und DER erblast und DEM blut an den händen eines jeden deutschen zu reden(nebenbei bemerkt sind die juden in deutschland von geburt an nicht nur juden, sondern halt auch deutsche... soviel zu dieser logik...)
klar ist es wichtig über unsere vergangenheit zu reden (auch öffentlich) ABER deutsche vergangenheit heißt NICHT AUSSCHLIEßLICH DRITTES REICH. und wer wie hohmann so undifferenziertes stammtischgelaber loslässt (tätervolk / opfervolk... was für ein schwachsinn) und sich auch noch bemüht dem ganzen garantiert einen braunen anstrich zu verpassen und des weiteren auf 1:1 der gleichen dämlichen diskussionsebene argumentiert wie die, gegen die er zu felde zieht KANN/DARF NICHT ERNSTGENOMMEN WERDEN.
die diskussion an sich ist wichtig und längst überfällig und desweiteren alles andere als einfach, ABER es wird niemand geben, der sie uns abnimmt, und im gegenzug wird die zahl derer, die sich auf jeden fall querstellen werden enorm sein und kann auch nicht von den politikern ausgetragen werden. denn dort geht es nie um die sache, sondern immer um wählerstimmen und machterhalt. ergo muss einmal auch unser geflenne aufhören, dass irgendwer uns immer mit unserer vergangenheit konfrontiert und uns immer wieder runterzieht.
diese menschen oder institutionen ernst zu nehmen liegt bei jedem selbst. unsere zukunft liegt nicht nicht in der vergangenheit des dritten reiches. unsere zukunft liegt darin, was wir aus dem machen, was in der vergangenheit unser land bewegt hat; wie WIR es bewerten und was WIR daraus lernen.
unsere zukunft liegt in uns selbst allein.
um zu verhindern, was schon einmal passierte ist es nicht konstruktiv deutsches nationalbewusstsein zu verhindern, sondern im gegenteil zu schaffen. einen gemeinsamen nenner aller deutschen zu finden und zu definieren. um sich endlich wieder vorwärts in der zeit zu bewegen und nicht rückwärts.
Ich hab jetzt deinen grundlegenden Standpunkt aus deinem Beitrag nicht ganz herauslesen können, aber ich hab dich so verstanden, daß dir zumindest diese 'Tätervolk-Opfervolk'-Formulierung mißbehagt, wenn auch der allgemeine Aufhänger etwa in deinem Sinne ist. Dazu noch eine Anmerkung: Hohmanns zugrunde liegender Hauptgedanke war (jedenfalls unterstelle ich ihm das so), gerade die Unverwendbarkeit dieser Begriffe vor Augen zu führen, indem er sowohl die von ihm erwähnten bolschewistischen Erschießungskommando-Juden als auch die gutchristlich erzogenen Nazi-Henker audrücklich von der Hauptmasse der jeweiligen Völker abgrenzt. Soweit jedenfalls die Gedankenführung, wie n-tv.de sie darstellt. Und das erschiene mir alles in allem doch als ein recht konstruktiver Beitrag. Die vollständige Rede jedoch.... nun, welches Echo die hervorgerufen hat ist inzwischen bekannt.
>>Hohmanns zugrunde liegender Hauptgedanke war (jedenfalls unterstelle ich ihm das so), gerade die Unverwendbarkeit dieser Begriffe vor Augen zu führen, indem er sowohl die von ihm erwähnten bolschewistischen Erschießungskommando-Juden als auch die gutchristlich erzogenen Nazi-Henker audrücklich von der Hauptmasse der jeweiligen Völker abgrenzt mit nichten zeigt er die unanwendbarkeit. im gegenteil bemüht er sich die juden als ganzes als "tätervolk" darzustellen. dafür zählt er ja auch zig beispiele auf - bolschewismus, aufsätze von henry ford... jemand, der gegen die begrifflichkeit "tätervolk" vorgehen will, darf nicht auf gleicher ebene argumentieren und sich eben der thesen bedienen, die ja so widersinnig sind (hab ich ja oben schon gesagt). nach hohmann brauchen uns die juden ja nichts vorwerfen - dazu sind sie ja wegen ihrer "jüdischen vergangenheit" gar nicht moralisch legitimiert. er sagt es nicht direkt, aber er argumentiert in die richtung.
ich halte es einfach für reichlich dämlich in dieser absoluten pauschalisierung zu reden. ich habe nie einen juden auch nur "schräg" angeschaut - und trotzdem wird versucht mir als deutschem kontraproduktive schuldgefühle einzuimpfen. das halt ich für falsch - und hohmann ja soweit auch. ABER hohmann versucht das ganze dann andersherum mit "den juden". beide sind also gleich schuldig. und um die sache versöhnlich zu gestalten argumentiert er, dass die aus christlichem eltenhaus stammenden nazis uns die jüdisch erzogenen bolschewisten einfach "böse" geworden sind, als sie ihre verbindung zu ihrer religion gekappt haben. die gottlosen sind also schuld - und da es kein zentralrat die gottlosen gibt ist halt von der seite auch kein widerspruch zu erwarten.
ein konstruktiever beitrag will vermitteln, einen standpunkt zur diskussion stellen, einen gemeinsamen weg finden. bei hohmann seh ich das einfach nicht. ein konstruktives nationalgefühl schafft man eben nicht durch gegenanschuldigung. wie ich oben schon gesagt habe bedarf es da gehutsamer worte und keiner stammtischpolemik - und vor allem eine auseinandersetzung mit sich selbst und nicht anschuldigung der ankläger.
Hallo ViribusUnitis!
Du schreibst:
"Hohmanns zugrunde liegender Hauptgedanke war (jedenfalls unterstelle ich ihm das so), gerade die Unverwendbarkeit dieser Begriffe vor Augen zu führen."
Kleine Vorbemerkung:
Hohmann hat sich an ein Thema gewagt, dass tiefenpsychologischen Sprengstoff enthält, ohne sich selber wirklich zu kennen und ohne mit der Dynamik der Psyche vertraut zu sein. Sowas bewirkt Denkhemmungen und blinde Flecke und Schlimmeres. Solche Reden sollte man niemals allein ausbrüten, sondern ruhig auch mit politisch konträr denken Leuten besprechen, sonst hat man schon die Kontrolle verloren. Insgeheim muss er erwartet haben, dass ein solcher Kontrollverlust sehnlichst herbeigewünscht wird.
Bezeichnender Weise hat Hohmann sich eben nicht darauf beschränken können den Begriff "Tätervolk" auseinanderzunehmen, sondern hat zur Abrundung versucht auch die Juden zu belasten...und dabei gehörig danebengegriffen und auch noch gerade in den Schlusssätzen nationalistisches Pathos - ununterscheidbar von Nazipathos - losgelassen. Psychisch befindet sich der Mann anscheinend in einer Duellsituation und konnte nicht anders. Er will blos kein Nazi sein und fällt allenthalben in die typische Rhethorik, als könne er wirklich nicht anders: Peinlich, gefährlich, verletzend, intellektuelles Null-Niveau. Auch wenn es Hohmann gelingt die eine oder andere schrille Begebenheit aufzuspießen, reißt das die Rede nicht raus und entschuldigt nicht die Serie der Entgleisungen.
Der Begriff "Tätervolk" hat den Fundamentalnachteil, dass er passt und überhaupt nicht passt. Er passt, insbesondere auf die nationale Gruppendynamik zu der besagten Zeit. Da haben die Machthaber und ihre Anhänger und Ausführungsorgane etwas gemacht, was man im Jargon der Indivialpsychologie "dekompensieren" nennt. Eine Extremform der Aggression bei Verlust aller Ich-Funktionen (außer denen zur Dekompensationshandlung notwendigen), jedenfalls haben sie als Gruppe so funktioniert. Der Rest der Nation war fast ausnahmslos unfähig dagegen einzuschreiten, sichtlich depotenziert oder hat mit Gleichgültigkeit abgewehrt oder war durch anderweitigen Stress gebunden (Kriegsführung). Insofern war die Nation in ihrem Handeln als Ganzem tatsächlich auf ein Tätervolk reduziert.
Es gibt darüber hinaus noch ein paar andere Details, die typisch deutsch sind oder typisch christlich und mit vielleicht in Richtung Tätervolk deuten. Z.B. wird der Antisemitismus von Martin Luther gern unter den Teppich gekehrt. Die langen religiösen Wurzeln, die die Juden zum Tätervolk stempeln und dann als Opfervolk jagen. Die christliche Religion mit ihrer Dualität von Heiland (=Opfer) und Tätern (Pharisärern usw.) setzt ja ein ziemlich enges Denkschema und emotionales Schema.
Andererseits passt der Begriff Tätervolk überhaupt nicht, in einer weniger problematischen politischen Situation würden die Deutschen sich niemals zu solchem tuen hinreißen lassen, wenn wir mal von den Neonazis absehen, von Menschen die nur allzu gern in der schaurigen Vergangenheit leben wollen. Anderen Nationen sind anscheinend Progrommgelüste auch nicht völlig fremd, aber die Deutschen haben es nun mal gemacht. Die Amerikaner mögen ihre Indianer weitestgehend ausgerottet haben, aber es wurde nicht gesagt: Die Indianer sind unser Unglück, die Indianer haben eine Weltverschwörung, die Indianer vergiften das Erbgut usw.. Das besondere an der Judenverfolgung war also nicht nur ihre Grausamkeit, sondern der Überfluss an wahnsinnigen Ideen, die noch nachfolgenden Generationen das Fürchten lernt, denn bei soviel Wahnsinn gibt es keine Sicherheit mehr.
Über den Begriff Tätervolk kann man also diskutieren, der Opferseite sollte man diesen Begriff nicht zumuten, das ist Sadismus.
erstmal danke für deinen ausführlichen kommentar
das zitat "Hohmanns zugrunde liegender Hauptgedanke war (jedenfalls unterstelle ich ihm das so), gerade die Unverwendbarkeit dieser Begriffe vor Augen zu führen." ist allerdings nicht von mir, sondern von spießer. ich habe es auch nur aufgegriffen, um dazu stellung zu beziehen.
zitat von dir: "Über den Begriff Tätervolk kann man also diskutieren...". o.k. auch wenn ich solche absoluten pauschalisierungen eigentlich ablehne. nehmen wir nun an, dass der begriff "tätervolk", auch in seiner negation, auf eine ganzes volk anwendbar sei. und nehmen wir auch an, dass während der NS zeit alle deutschen nazis waren und somit die deutschen ein "tätervolk" darstellten. (ich weiß, dass das überzogen ist und eine blöde verallgemeinerung darstellt, aber mit extremen lässt sich am besten argumentieren). aber jeder vernünftige mensch wird einräumen, dass die nachfolgenden generationen, die sich weit von den distanzieren, was zum dem geführt hat, was passiert ist, nicht mehr unbedingt ein "tätervolk" darstellen. sollte es diese begrifflichkeit eines "tätervolkes" geben, dann muss diese bei den darauffolgenden generationen, die ja ein absolut anderes verständnis vom "deutsch-sein" aufgebaut haben, irgendwann auch einmal verjähren. und das ist längst überfällig. was wohl stimmt und was immer noch argwohn gegen juden in deutschland auslöst ist die tatsache, dass sich der zentralrat der juden als ein quasi-politisches organ versteht, das seine legitimation eben aus seiner "opferrolle" bezieht. hierbei ist es fast schon obligatorisch geworden die moralkeule zu schwingen. und dabei wird eben nicht historische verantwortung gefördert, sondern mit schuldgefühlen gespielt.
eine historische verantwortung und ein gesundes nationales selbstbewusstsein sind aber unerlässlich, um z.b. eine rede wie die hohmanns unmöglich zu machen. ein rhetor, der an den nationalstolz appeliert, wird vor allem bei denen gehör finden, die sich danach sehnen. und allein die resonanz auf eine rede, die in vielerlei hinsicht einer argumentativen basis entbehrt, sich jedoch stark auf das nationalbewusstsein der deutschen beruft, zeigt doch woran es bei uns krankt.
Ich sagte über den Begriff Tätervolk kann man diskutieren. Man kann es ohne ausfallend zu werden und ohne dass einen eine Pressekampagne zerpflückt. Das heißt aber nicht, dass dieser Begriff glücklich oder notwendig wäre, aber er hat sich doch einigermaßen natürlich ergeben...und ruft erhebliche Verärgerung hervor. Er bezeichnet eigentlich nur eine ziemlich wirksame Form der Gleichschaltung im Bösen, etwas recht Bedrückendes. Im Hintergrund stellt sich zwangsläufig die Frage: Einmal Tätervolk - immer Tätervolk? Die Frage von Identität und Veränderung.
Ich glaube mit der deutschen Identität ist es wie mit dem "sei spontan Paradox". Wenn es der Aufforderung bedarf, wenn es ins Bewußtsein rückt, wird es schwierig. Sehnsucht zu befriedigen führt da auch nicht weiter.
Ich will noch auf was hinweisen, was mit dem letzten Teil der Diskusion nicht direkt zu tun hat (ist jetzt also nicht auf ViribusUnitis bezogen): Ein Beitrag auf ntv. Sozusagen über den Antisemitismus der schlichten Gemüter. Den Hinweis auf den Beitrag habe ich im heise-Leserforum Politk gefunden, da tobt die Auseinandersetzung unter vollem Trolleinsatz, aber der Link ist ja ok:
http://www.n-tv.de/5192240.html
Wer es in Deutschland auch nur wagt Kritik an den Juden, bzw.
der israelischen Politik zu üben, wird plattgemacht.
Möllemann war das beste Beispiel dafür.
Was war denn an seinem Flugblatt bitte so schlimm ?
Ich kenne mich in der russischen Geschichte nicht aus,
aber an den Ausführungen dieses CDU Politikers kann
ich nichts entdecken was zu diesem Sturm der Entrüstung führt.
Irgendwann sollte man die ganze Diskussion mal gut sein lassen.
cu swiftgoon
Hast Recht!
Wobei mir das echt übelste Kotzen meines Lebens kam, als Rau vor dem jüd. Parlament in Israel gesprochen hat.Das Erste was er gemacht hat,er ist den Typen so tief in den Arsch gekrochen, dass er ohne fremde Hilfe nicht wieder rauskam.Sowas ist wiederlich!
Sich für was Entschuldigen, wozu die Generationen ab 1946 bis heute null und nix können ist doch der Abschuss.
Nicht das ich Antisemitisch veranlagt bin,aber irgendwo ist ja mal Schluss.Ich hab noch nicht erlebt, dass das,was die Amis mit den Schwarzen gemacht ham in so weitem Spektrum breitgelatscht wird!
Mfg Achmed
Der heutige Wissenstand der Jugendlichen (ich nehm mich da mal aus) bezüglich des Nationalsoz. ist erschreckend.Nur weil einer die Deutsch-Russen oder wie auch immer nicht leiden kann, was teilweise verständlich ist(ich weise auf die Kriminalstatistiken hin), ist er gleich ein "Nazi". So ein dummschwall!
Lässt du dir nicht bieten, dass du in deinem eigenen Land Angst hast vor Russen/Türken oder sonst. bist du auch ein "Nazi"
Ich will nicht behaupten, dass es alle sind, es gibt Ausnahmen.Genausowenig sage ich, das man nicht auch vor einigen Deutschen Angst haben muss.
zurück zum Thema:
Frag doch mal unter Russen/Türken oder sonst. ob es bei denen sog. "Nazis" gibt.Beispiel der Russe.Bei den Russen gibt es auch so ne Hirnrissige Vereinigung.Die essen rohes Bärenfleisch und trinken Blut aus einem Helm der dt. Wehrmacht.Dazu schreien sie "SIEG HEIL!!!"
Viele wissen das gar nicht.Und sowas ist übel!ich hab nen rießen Stress mit meiner Klasse gekriegt als ich das behauptet habe.Bis ihnen dann den beweis brachte.Auf einmal ham'se alle ihr ungebildetes Maul gehalten
So das musste raus, sonst hätt ich heut Nacht nicht gut geschlafen...
Mfg Achmed
Ich glaube die Hohmann-Rede begreift man nicht richtig, wenn man an den Details hängenbleibt.
Hohmann schildert die gegenwärtige Situation schief:
Erst mal empfindt sich die absolute Mehrheit der jungen Deutschen als nicht schuldig - wie denn auch, wenn man noch nicht auf der Welt war - aber eben auch der deutschen Geschichte verpflichtet und da eben nicht nur den positiven Seiten. Die absolute Mehrzahl der Juden sieht es nicht anders. Hohmann macht einen medial aufgeblähten Minderheitenkonflickt (Minderheiten auf beiden Seiten) einfach quer zur Realität zum Hauptproblem.
Hohmann versucht zwar geschickt den Ärger der Leute über gereizte Debatten aufzugreifen, aber er verfolgt doch ein übles Grundschema:
1) Den Einstieg macht er über das Schmarotzer Thema (typisches Nazithema), das Ende ist ein nationalistischer Jubelgruß.
2) In der Mitte greift er Hitlers typische Redefigur auf, die Anklage an ein ungnädiges unverdientes Schicksal, walzt diese Figur kräftig aus, ohne dass sie eine zielführende Erkenntnisfunktion hat.
3) Er stellt den bolschewistischen Terror als typisch jüdisch dar, naja als typisch für die abgefallenen Juden, um das logische Problem der Verfolgung der religiösen Juden durch den Juden Trotzki zu umschiffen.
Der Terror ist aber eher typisch für grenzenlos machtbewusste Leute in einer Katastrophensituation. Schießlich ließen sich - um der Macht willen - die bolschewistischen Revolutionäre von der Deutschen Wehrmacht (deutschen Nationalisten) ihre Revolution finanzieren. Ein so entscheidendes Faktum lässt Hohmann unredlicher Weise weg, denn es geht ihm um die Überhöhung des Nationalistischen.
Rational übrig bliebe allenfalls die Frage, weshalb die Juden in den intellektuellen Eliten überrepräsentiert sind, selbstredend auch bei deren Verirrungen. Es gab auch ein konservatives Judentum, es passte nur nicht so recht unter die Nationalisten.
ja... sie ist.
warum?
es ist eine pauschale aussage nach dem muster - einer hat gemordet - alle sind mörder... die juden also auch.
dann sind aber alle völker "tätervolk".
...und das ist historisch schlicht falsch.
;-)
@ garftermy
Was ist denn daran falsch das alle Völker Täter sind. Welches Volk der Erde kann sich denn da ausschließen? Das ist doch schon seit Jahrtausenden so. Der Mensch ist ein Tier das alles abschlachtet und zerstört wenn es die Möglichkeit dazu hat und es dadurch Vorteile für sich sieht.
Allein im letzten Jahrtausend haben sich da doch zumindest alle Europäischen Länder sehr hervorgehoben. Seit dem geht’s denen ja auch besser. Davor waren es die Kulturen denen es da halt besser ging.
Wenn man sieht wie sich alle Europäer benommen haben.
Afrika, Indien, China, Amerika. Alle Kulturen wurden als Wertlos hingestellt und ausgeraubt. Wenn es nicht anders ging ausgerottet auch im Namen der Kirche.
Und die Juden wurden damals nicht nur in Deutschland gehaßt. Nur heute ist halt nur noch der Deutsche der Sündenbock für alles schlechte was auf der Welt passiert.
Amis sind doch fast alles Europäer. Was ist mit den ganzen Deutschamerikanern? Warum zahlen die nicht auch für die Wiedergutmachung? Sind die bessere Deutsche als ich weil sie früh genug ausgerissen sind um Indianer auszurotten?
Ich lebe jetzt in Spanien und mir kommt echt das kotzen wenn ich solche Diskussionen höre. Frag mal einen Spanier danach was die in Mittel und Südamerika alles ausgerottet und niedergemetzelt haben nur wegen Gold. Das interessiert hier kein Schwein mehr das ist ja auch alles soooo lange her. Oder einen der Pseudoamerikaner was sie von Korea oder den abwürfen der Atombomben halten, oder der Ausrottung der Indianer ,der Umweltzerstörung. Das ist alles ganz Normal; Und noch was die Spanier (und nicht nur die) hassen die Juden immer noch. So hart das ist, ich hatte schon machen Streit hier deswegen weil die so verblendet sind. Selbst gebildete Menschen. Nur der Deutsche ist so doof sich für alles noch nach 50 Jahren zu entschuldigen und zu zahlen.
Ich bin Deutscher und gerne Deutscher auch wenn es langsam den Bach runtergeht wie man ja sieht. Den Politikern sei dank
Hoffe es wird sich zum besseren wenden
Torro
Hallo Torro!
Du schreibst:
"Was ist denn daran falsch das alle Völker Täter sind."
Wenn es Hohmann doch so geschrieben hätte! Nein er benutzt den für die Nazi-Deutschen reservierten - durchaus umstrittenen - Begriff "Tätervolk". Dazu muss man wissen, dass es in der sadistischen Perversion eine der zerstörensten psychologischen Methoden der Opfervernichtung ist, die Dinge auf den Kopf zu stellen und die Opfer als Täter hinzustellen. Man kennt das z.B. von prügelnden Ehemännern, von Folterknechten usw.. Der Hohmann hätte es wenigsten spüren müssen, dass er falsch liegt, aber er spielt das Spiel: Ich fühle nichts (auch typisch für die sadistische Perversion).
Um es nochmal deutlicher zu sagen, der geschulte Psychologe erkennt sofort, das ist schlicht ein perverser Text. Hohmann verbreitet nicht-sexuellen Sadismus. Zur Erklärung: Stalin gilt als ein Fall des nicht-sexuellen Sadismus, während bei Hitler sexueller Masochismus gesichert überliefert ist.
Man muß höllisch aufpassen bei diesem Thema, jedes Wort von vorne bis hinten dreimal abklopfen, bevor man es ausspricht. Und hastu nicht geseh´n, ist das Wort schon im Munde verdreht, bei der geringsten Kritik bist du sofort rechtsextrem.
Die Nazis waren extrem widerlich und menschenverachtend. Jeder weiß, wie lange das her ist, und daß kein Land jemals seine Verbrechen derartig aufgearbeitet und sich zu einer solchen Musterdemokratie entwickelt hat wie Deutschland.
Die menschenverachtenden Schweinereien, die mit den Palästinensern kontinuierlich geschehen, gegen die die ganze Welt sich entrüstet (bis auf die Veto-Amerikaner), sind aber nicht 50 Jahre und mehr her, sondern sie geschehen jetzt, in diesem Moment, immer weiter....
Was mich so furchtbar ärgert (da könnte man ja fast ein Antisemit werden, aber man wird es nicht aufgrund der anständigen Juden), daß deutsche Kritik an der Scharon-Politik durch den Zentralrat als nicht legitim aufgrund der Vergangenheit abgebürstet wurde.
Obwohl sicherlich nicht wenige Politiker deswegen "kochen", keiner getraut sich, sein wahres Gefühl zu offenbaren, alle heucheln. Ist auch klar, weil sie sonst ratzfatz vom politischen Gegner niedergemacht werden.
Wie schon oben angeführt, es gibt zum Glück auch gegen Scharon demonstrierende Israelis, s. a. die Courage zeigenden und den Kalten-Mord-Dienst verweigernden isr. Kampfpiloten.
Denen sollten wir die Hand schütteln und nicht unterdrückten Haß aufbauen und heucheln.
Ob Hohmann recht hat oder nicht, weiß ich nicht, ich war nicht dabei und habe die Quellen nicht nachgeprüft. Grundsätzlich sollte man alle Verbrechen an den Pranger stellen, "selbst" die an Deutschen begangenen. Ob das jetzt dem einen oder anderen Gutmenschen opportun ist oder nicht, ist doch schnurz.
PS: Ich bin ausgewiesener Humanist, kein Nazi, aber Patriot - darf ich?
Hallo Danny Coburg!
Du schreibst:
"Die menschenverachtenden Schweinereien, die mit den Palästinensern kontinuierlich geschehen, gegen die die ganze Welt sich entrüstet (bis auf die Veto-Amerikaner), sind aber nicht 50 Jahre und mehr her, sondern sie geschehen jetzt, in diesem Moment, immer weiter....
Was mich so furchtbar ärgert (da könnte man ja fast ein Antisemit werden, aber man wird es nicht aufgrund der anständigen Juden), daß deutsche Kritik an der Scharon-Politik durch den Zentralrat als nicht legitim aufgrund der Vergangenheit abgebürstet wurde."
Natürlich begeht Israel Verbrechen an den Palestinensern, aber es trifft keine Unschuldsengel, auch wenn Schuldige und Unschuldige erschreckend undifferenziert betroffen sind. Es gibt einen sogenannten "elimentatorischen islamischen Antisemitismus" und der reicht zurück bis zum Großmuffti. Arafat ist dessen Enkel, sozusagen der Kleinmufti. Diesem elimentatrorischen Element wird bis weit in die Reihen der "Unschuldigen" nicht wiedersprochen.
Zweifellos hat sich Israel den Methoden seiner Angreifer schon ein wenig angepasst, leider.
Schau mal dieses Interview. Den Matthias Küntzel kenne ich ein wenig, wir haben ihn mal zum Schulsprecher gemacht.
http://www.matthiaskuentzel.de/artikel.php?artikelID=21
Der Zentralrat stellt sich vor allem deshalb so bockig, weil die Deutschen (und nicht nur die Deutschen, sondern auch andere vom Antisemitismus betroffenen Nationen) hartnäckig diesen grundlegenden Vernichtungswillen übersehen. Gerade den Deutschen sollte es nicht passieren.
Na, wenn ich die toten Palästinenserkinder anschaue, dann sind das nach meinem Verständnis Unschulds"engel" - im traurigsten und wahrsten Sinne des Wortes.
Es trifft also keine Unschuldsengel, "auch wenn Schuldige und Unschuldige undifferenziert betroffen sind"...
Tut mir leid, ich mag auf diese Replik gar nicht weiter antworten, da bleibt mir einfach die Spucke und auch die Lust weg.
Soviel Kaltschnäuzigkeit wie gegenüber den Palästinensern will ich aber nicht gegenüber den Israelis erleben, gell? Nein, keine Sorge, Danny, mit Sicherheit nicht.
"Na, wenn ich die toten Palästinenserkinder anschaue"
Die Kinder können einem tatsächlich leid tun, das sehe ich gar nicht kaltschäuzig. Die toten haben es hinter sich, die Überlebenden müssen mit körperlichen und psychischen Beschädigungen leben...und die gesamte Gemeinschaft leidet mit.
Was ist meine, ist mehr ein Gruppenklima, eine Gleichschaltung, die den elementatorischen Antisemitismus immer mitschwingen lässt. In dem Sinne wie es Matthias Küntzel formuliert, sozusagen eine vorkapitalistische Form der Grausamkeit. Wobei die Linken (da muss man Küntzel einordnen), die Grausamkeiten des Kapitalismus noch am ehesten begreifen.
Ob die Rede antisemitisch ist oder nicht ist mir bei deinen Aussagen relativ egal. Aber was mir nicht egal ist, ist, wie mit den Palästinensern von den Israelis umgegangen wird. Vor allen Dingen nachdem die Israelis (nicht die Juden!!!) in den 40er Jahren dieselben Mittel angewandt haben, wie die Palästinenser heute, um zu ihrem Staat zu kommen.
Ne das stimmt nicht so und Matthias Künzel versucht das nachzuweisen.
http://www.matthiaskuentzel.de/artikel.php?artikelID=21
Es wurde versucht mit Verhandlungen zu Land zu kommen, aber das wurde vom Großmuffti auf betreiben der Nazis verhindert. Arafat ist der "Kleinmuffti", der Enkel des Großmufti. Außerdem ist zu der Zeit ein Islam enstanden, der einfach alle Juden ausrotten will.
Ich will damit aber nicht Verbrechen an Palestinensern entschuldigen, aber niemand auf der Welt weiß, wie dieser Konflickt zu lösen ist. Übrigens haben in der Gegend immer Juden gelebt, sie hatten blos wenig zu melden. Heut zu Tage trotzen sie eher den Palestinensern das Wasser ab.
Es scheint dass keiner hier die Hohmann-Rede vollständig gelesen hat, sonst würde nicht soviel zusammenhangloser Schwachsinn darüber verzapft werden.
Sie steht übrigens nicht auf dem oben angegebenen link, sondern in voller Länge, nicht aus dem Zusammenhang gerissen und demnach einseitig kommentiert hier:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15981/1.html
Diese Rede in ihrer vollen Länge mit all den dazugehörigen Ausführungen ist nicht antisemitisch.
Frage: sind alle namentlich benannten "Figuren" und ihre Funktionen im geschichtlichen Ablauf wie von Hohmann ausgeführt erstunken und erlogen, also reine Fiction ?
Ich glaube darüber sollte man sich mal erst klar werden bevor man blindlings in bekannter Manier und mit unhaltbaren Verdächtigungen rundum schlägt.
Oder gibt es jetzt ein anderes "Tätervolk" : Geschichtsverdreher
Meiner Meinung nach haben wir es in Deutschland mit einer hirnlosen, rückgratlosen Weicheimasse zu tun, das beweist u.a. die Entlassung des Generals Günzel und das gleichgeschaltete Mediengezetere.
Aber natürlich ist sie das, aber das ist doch auch ok.
Es wurde - wie bereits in diesem Forum mehrfach erwähnt - in Deutschland eine Situation erreicht, in der ein konstruktiver Umgang mit dem jüdischen Volk nicht mehr möglich ist. Auch ist den Deutschen und Nicht-Deutschen die in Deutschland leben oder sich auf andere Weise mit Deutschland verbunden sehen eine nationale Identifikation mit Deutschland nicht wirklich möglich. Habt Ihr schon mal eine Deutschland-Flagge am deutschen Nationalfeiertag zum Fenster herausgehängt? Das wagt - abgesehen von den wirklich rechtsradikal Verwirrten - nur eine sehr sehr kleine Minderheit. Nicht mal bei unserem Ministerpräsidenten, der in meiner Stadt lebt, habe ich eine Deutschlandfahne gehisst gesehen!! Fahrt doch mal nach Amerika, oder näher in die Schweiz, nach Frankreich, Belgien, Italien oder nach Skandinavien und achtet darauf, wie diese Völker mit ihrem Nationalfeiertag umgehen.
Ich finde dies traurig. Ich weiss, dass meine Kinder quasi heimatlos sind, verurteilt, sich auf ewige Zeiten für ihr "Vaterland" zu schämen! Ich kann nicht mal mit dem Finger auf meinen Vater zeigen.
Äusserungen wie die von Herrn Hohmann helfen einer konstruktiven Verarbeitung wenig, aber sie helfen, den Druck aufzubauen um endlich auch die populistischen Themenvergewaltiger (unter anderem Friedmann und andere aktive Vertreter des Zentralrats der Juden) zur Mässigung aufzurufen und der Zukunft in Europa helfen, eine faire Chance auf eigene Identität aufzubauen.
Ist Deutschland verdammt dazu, seine Identität im europäischen Vereinigungsprozess aufzugeben und zu begraben um eine relativ freie Zukunft zu haben??
Warum dürfen wir Deutschen nicht kritische Themen andiskutieren, auch wenn sich am Ende eines konstruktiven Dialogs eine gegenteilige Anschauung als richtiger erweist?
Warum, Warum? Warum war es nach über 50 Jahren Selbstaufgabe, Entschädigungszahlungen, aktiver Wirtschafts- und Aufbauhilfe für Israel, den regelmässigen und unregelmässigen persönlichen und offiziellen Gedenken an das verursachte Leid, erforderlich, dass deutschlands Wirtschaft in 1999/2000 erneut mit Milliardenklagen via Amerika quasi vergewaltigt wurde?
Nein,ist schon gut. Unsere Gegenwart und Zukunft muss mit den Fehlern unserer Grosseltern und Ur-Grosseltern zurechtkommen, muss für die Fehler büssen, Sühne tun und aus der Vergangenheit die Lehren ziehen. Einfach nicht darüber nachdenken, einfach nicht darüber sprechen.. ..einfach nur schämen. Dafür schämen, in Deutschland geboren worden zu sein.. ..dafür schämen, in Deutschland als Christ geboren worden zu sein...
Nein, ist schon gut. Die Gegenwart und Zukunft des jüdischen Volkes muss ebenfalls mit den Fehlern unserer Grosseltern und Ur-Grosseltern umgehen lernen. Denkt daran wenn Ihr nach Palästina blickt, wenn Ihr in das Gesicht der gegenseitigen Blutrache blickt. Denkt daran, und denkt an den Anfang. An den Anfang Eurer Besetzung in 1948. Denkt daran. Denkt auch daran, dass niemand der nicht jüdischer Abstammung ist und in Israel geboren ist, auch in Israel Land kaufen darf.
Ich gehe jetzt in`s Bett und schäme mich! Schäme mich, meinen Namen nicht öffentlich kund zu tun. Den ich habe Angst! Nicht um mich, aber um meine Kinder!
Ich möchte Dir die Hand drücken, @moonsoon. Denn Deine Darlegungen und die anderer dazu sind sehr sachlich und berechtigt. Warum müssen wir, die wir erst im oder nach dem Krieg geboren sind, uns immer noch laufend in den Staub werfen? Warum darf man keine berechtigte Kritik an der Selbstherrlichkeit, mit der Israel seinen Standpunkt als ABSOLUT darstellt, äußern? Ich finde diese Rede mutig. Auch wenn man über manche Redewendung deuteln könnte.
Das scheint wohl niemand bislang zu stören:
"Schlimm ist es besonders, wenn ein U.S.-amerikanischer Junior-Professor (Daniel Jonah Goldhagen) als Ergebnis seiner Aufklärungsarbeit unser ganzes Volk als "Mörder von Geburt an" bezeichnet!" (Zitat)
Das ist zum Beispiel eine Äußerung, über die keiner redet, die in unseren Masochistischen Unterwürfigkeitswahn voll akzeptiert wird!
Ob die Juden ein Tätervolk sind oder nicht: ich will jedenfalls nicht zu einem sich selbst verachtenden Volke gehören!
Die Entlassung des Generals sowie der seltsam anmutende Aufschrei -nicht des Volkes!- zeugen einmal mehr davon, das noch nicht alle sich zu Boden werfen, wenn ein Jude erscheint und schon Zustimmung zu seiner Meinung schreien, bevor er sie noch kundtat!
Hallo "moonsoon",
ich gebe dir in allen deinen Punkten Recht.
Die Deutschen sind absolute Weicheier wenn es um ihre Identitaet geht.
Ich sage nicht "das deutsche Volk", denn das gibt es schon lange nicht mehr .......
Eines hat mir aber bei deinem Artikel nicht gefallen, naemlich dein erster Satz: "Aber natürlich ist sie das, aber das ist doch auch ok."
Unter Antisemitismus versteht man meiner Meinung nach etwas anderes, naemlich aus der deutschen Geschichte gesehen die gwaltsame Ausrottung und Vertreibung von Juden bzw. Menschen juedischen Glaubens.
Das aber wiederum Hohmann zu unterstellen und aus seiner Rede herauszulesen waere genau das was die Befuerworter der Schuldzuweiung gegenueber den Deutschen ueber Generationen hinweg ja permanent mit aller Gewalt staendig predigen.
Es darf und es muss in Deutschland auch konservative christliche "Hohmaenner" geben die auch ihre Meinung sagen koennen ohne gleich massiv vom Medienmop bedroht zu werden.
Zu behaupten und eventuell "psychologisch" zu begruenden dass solche Reden Rechtsradikalismus foerdern ist gleichermassen schwachsinnig.
got your point.
Aber es ist sehr wichtig - wie es bereits sehr gut und ausführlich von anderen Forum-Teilnehmern getan wurde - den gesamten Rede-Kontext zu betrachten. Leider hilft Herr Hohmann in seiner Position niemanden, wenn er grob fahrlässig - im Sinne unserer Hoffnung auf Konstruktivität - oberflächliche und populistische Halbwahrheiten verbreitet.
Leider hat Herr Hohmann nicht das Potenzial für unsere Hoffnungen. Ist schon gut so, dass er sich jetzt mit Umwelt-Themen beschäftigen muss ;=)
Hohmann hat aber nicht einfach ein Problem angesprochen, sondern einseitig Probleme zur Pflege eines Vorurteils genutzt.
http://www.welt.de/data/2003/11/05/192652.html
Oder in der Netzzeitung:
http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/260503.html
sehr trefflich formuliert. Eben darum stufe ich seine Rede - trotz der hier sehr interessanten Themendiskussion - als Antisemitisch, respektive sehr gefährlich ein. Er bewegt sich auf dem Pfad der Opfer-Täter-Polarisierung..
..ja nun, wie dem auch sei. Ich widme dem Typen jetzt keine Zeit mehr, das ist er mir einfach nicht wert!
Über 100 Palarmentarier bis hin zur PDS haben die Rede per E-Mail zugesandt bekommen und nicht reagiert. In den Büros ist sie z.B. im Spam-Filter hängengeblieben und den Abgeordneten deshalb nicht zur Kenntnis gelangt, weil die Rede von bekannten Neo-Nazis gepostet wurde, die schon im Spam-Filter eingetragen waren. Oder wenn die Bürokräfte doch die Rede lasen, hielten sie sie für eine Fälschung. Sie hielten das, was sie da lesen mussten für völlig unglaubwürdig. Siehe Spiegel-Meldung:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,272544,00.html
............ und der Spiegel schreibt nur die reine Wahrheit ..... BRAVO !
Ich moechte wissen wieviel Prozent an dieser Geschichte dichterische Freiheit und medienwirksame "Anpassungen" (Verdrehungen?) sind.
Um das zu untersuchen gibt es aber garantiert in Deutschland kein unabhaengiges Institut.
Also heult man eben weiter mit den Woelfen bis in alle Ewigkeit.
Genauso uebrigens wie mit der Aufarbeitung der allerjuengsten Geschichte.
Es ist eben breitenpolitisch wirksamen so genannte Ostalgieshows zu veranstalten als der Stasi-Opfer und deren Hinterbliebenen zu gedenken.
Armes Deutschland ..............
Hallo Hansi!
Natürlich schreibt der Spiegel nur die reine Wahrheit...sonst hätten die Rechten ihn längst vom Markt gefegt und in Grund und Boden verklagt. Die sind nämlich wieder ziemlich mächtig.
ha ha ha ha .... klasse Antwort.
.... ich glaube aber eher dass der Spiegel aus seinem damaligen Franz-Josef Strauss Trauma noch nicht raus ist.
Kannst das vielleicht mal psychologisch darauf untersuchen.
Mir stellt sich auch noch die Frage wo hoert "rechts" aber auch wo hoert "links" auf, also ab wann wird es unertraeglich, oder wo laesst man gesagtes und gedrucktes einfach unbeachtet.
Aha, jetzt wissen wir es, Solschenizyn war der Taeter ..............
mein Gott, wann geht euch endlich ein Licht auf in Deutschland ?
Wann hoert ihr endlich mit dieser Scheiss Schwarz-Weiss-Malerei auf und vermutet (wie Michel Friedman) hinter jedem Baum den ein deutscher Schaeferhund angepinkelt hat einen Antisemit ?
Quelle angeblich Solschenizyn
Wie die "Bremer Nachrichten" berichten, haben diese Äußerungen vermutlich ihre Quelle in dem jüngsten Buch des russischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Alexander Solschenizyn. Es gebe teils wörtliche Übereinstimmungen von Passagen der Rede Hohmanns mit denen des Solschenizyn-Werkes "Zweihundert Jahre zusammen". Darin untersucht der Autor auch die Rolle der Juden in der russischen revolutionären Bewegung.
was muss sich deutschland noch alles gefallen lassen? mir kommt es sauer hoch, wenn ich sehe, über was in diesen land diskutiert wird. schuld, weil man hier geboren wurde und keinerlei unrechtsbewußtsein gegenüber den juden hat? ist es schuld, wenn man sich fragt, wann es endlich mal gut sein wird mit den ewigen vorwürfen?
Uhhh, herr sowieso hat was gegen die heilige kuh gesagt... herr sowieso ist ausländerfeindlich weil er gegen die hohe zuwanderung einwände hat...
wie kann sich überhaupt ein unbefangenes und konsruktives miteinander entwickeln, wenn man bis zum erbrechen immer wieder "seine schuld" auf´s brot geschmiert bekommt?
meinem empfinden nach ist keines der völker besser oder schlechter als andere. die deutschen die nichtarier, die amis die indianer und sklaven, die israelis die palestinänser, die russen die gefangenen in den gulaks... die aufzählung ließe sich noch unendlich weiterführen.
als rechtschaffender und mitfinanzierender bundesbürger (französisch-holländischer abstammung) kotzt es mich an, wenn ich sehe, was sich die sogenannten "gäste" alles rausnehmen dürfen. wer hier als gast in diesen land lebt, sollte sich gefälligst auch so benehmen, sonst tschüß. so einfach ist (wäre) das. und diese einstellung hat definitiv nix mit ausländerfeindlichkeit zu tun. jemand der hier in diesem land leben möchte, sollte sich vorher überlegen, ob er hier auch die lebens- und kulturbedingungen vorfindet, die ihm zusagen und sich dementsprechend integrieren. schließlich wird niemand gezwungen hier zu leben. aber laut aussprechen darf man es nicht, weil man gefahr läuft in eine antike schublade gepackt zu werden. aber wie machen es andere länder? redet da einer von ausländerfeindlichkeit? sicher nicht, aber wehe, wenn hier jemand es wagt...
mir scheint es, als ob deutschland immer ganz besonders schuldig ist, wenn es um irgendwelche zahlungen geht... kann man schuld in beträgen aufrechnen? wahrlich nicht, aber wenn´s hilft...
wann steht deutschland endlich auf und zeigt profil (auch mit ecken und kanten)? wann steht dieses land mal für die menschen ein, die hier leben und arbeiten? in diesen land fühle ich mich von diesen schon sehr lange im stich gelassen.
Hallo zusammen
Ich würde gerne mal einen anderen Aspekt ansprechen. Klar hat er auf den Gefühlen der jüdischen Opfer mit Geschick herumgetrampelt, weist antisemitsche Tendenzen auf usw., das ist klar...
...aber ich behaupte, dass es darum gar nicht geht. Es geht nicht um die Juden, die sind nur ein zufälliges Opfer und hätten wir Franzosen in die Gaskammern geschickt, hätte er die französische Revolution herausgekramt, nein, ich denke es geht um etwas anderes.
Deutschland befindet sich in einer Umbruchphase. Während wir früher politisch und wirtschaftlich bereits sehr wichtig waren, aber gleichzeitig immer sehr vorsichtig sein mussten, ist das heute nicht mehr so. Wir sind *Deutschland*, geeint, grösste Bevölkerung Europas, geachtet und respektiert in der Welt, politisch und wirtschaftlich eines der Schwergewichte, bald vielleicht ständiges Sicherheitsratmitglied, haben uns mit 10 Mrd von künftigen Zwangsarbeiter-Prozessen losgekauft, setzen uns in der Frage nach dem Standort des Mahnmals gegen die Opfer durch und bauen es lieber bei uns, haben Tausende von Soldaten ständig in allen Herren Ländern als Besatzungs- und Hilfskräfte, haben bald ein euphemistisch "Parlaments-Beteiligungs-Gesetz" genanntes Regelwerk, das die Regierung schneller und problemloser erlaubt zu entscheiden wie und wo "humanitäre Hilfe" mit Waffengewalt geleistet wird (haben wir da irgendwelche grösseren Pläne? Wofür braucht man so ein Gesetz??) und unser künftiger brutalstmöglicher Bundeskanzler Roland Koch träumt von einem deutschen Flugzeugträger...
...ob es uns gefällt oder nicht, wir sind wieder wer. Ja, im Ernst. Deutschland geht als unabhängiges Land und Global Player in die Zukunft, kann sich Dinge trauen (und tut sie), die vor 10 Jahren noch für einen Aufschrei in der Welt gesorgt hätten und dieser Ballast aus dem letzten Jahrhundert steht dabei im Weg. Mit Recht, wie ich finde, aber man fragt mich nicht.
Während die ganze Welt Deutschland zuschaut und sich wundert, dass Patriotismus bei uns ein Verbrechen ist und dass sich Deutschland schämt bei der Einweihung des Bundeskanzleramts die Hymne zu spielen, während in Amiland Tarnkappenbomber über das Superbowlstadion fliegen und General Schwarzkopf unten salutiert, versuchen starke Kräfte in Deutschland Normalität einzuführen. Aus Gründen der Staatsraison ist das auch logisch. Natürlich ist die "Täterschaft" ein Problem, wenn man gleichberechtigt Handel treiben will (unter Umständen reicht ein französisches "ach so, jetzt kriegen die Deutschen die russischen Ölquellen ja doch noch" aus, um normalen Handelsgeschäften einen fahlen Beigeschmack beizumischen. Wir sind angreifbar, denn wir waren die Bösen. Und am schlimmsten ist es, wenn es ums Militär geht. Jedes Land hat ein Heer, dass die Interessen seines Landes vertritt. Je grösser ein Land ist, desto grösser ist die Chance darauf, dass es auch ausserhalb der eigenen Grenzen Interessen wittert. Das ist bei Deutschland genauso, aber man muss halt aufpassen. Deshalb hiess es 1998 nicht in den Zeitungen "Deutsche Stiefel marschieren wieder auf dem Balkan" sondern "Nie wieder Auschwitz". So kann man eine Zeit lang herummanipulieren, nur letztlich reicht das nicht. Eine permanente Lösung muss herbei. Also ziehen wir doch einfach einen Schlussstrich.
Natürlich kommt auch gerade bei Hohmann eine Menge mehr hinzu, auch seine religiösen Gefühle dürfen meiner Meinung nicht ignoriert werden, genauso wie seine antisemitischen Einstellungen, aber dieser Aspekt hier ist meines Wissens noch nicht erwähnt worden. Auch wenn man in den Zeitungen im Allgemeinen nur über amerikanische "Think-Tanks" liest, die gibts natürlich auch in Deutschland. Und ich denke auch, dass es deshalb niemandem in der CDU aufgestossen hatte... die sind durchaus dieser Meinung, das zieht sich durch alle Parteien. Klar, Deutschland muss nach dem Wegfall der Sowjetunion und der Wiedervereinigung seinen Weg machen und nur weil man für die Staatsraison auf ein paar jüdische Füsse tritt.... hey, wir bleiben natürlich gaaanz eng mit Israel verbunden und ausserdem bauen wir noch ein paar Mahnmale, so könnte ich mir deren Gedankengang vorstellen. Das ist nicht antisemitisch. Das ist einfach nur zukunftsdeutsch.
Wir sind wieder wer. Schade.
Hallo Twilli!
Du schreibst:
"...aber ich behaupte, dass es darum gar nicht geht. Es geht nicht um die Juden, die sind nur ein zufälliges Opfer und hätten wir Franzosen in die Gaskammern geschickt, hätte er die französische Revolution herausgekramt, nein, ich denke es geht um etwas anderes."
Nein, es ist kein Zufall, dass Menschen mit unsicherer Identität die Stütze des Antisemitismus und des Nationalismus brauchen. Dazu wird hier
http://klick-nach-rechts.de/antisemitismus/antisemitismus03.htm
Hitler indirekt zitiert:
Der Jude ist ein Übermensch. Der Jude ist im Denken und bei wirtschaftlicher Betätigung gewandter, schlauer und so erfolgreicher als die Arier. "Bei kaum einem Volk", so Adolf Hitler in "Mein Kampf", "ist der Selbsterhaltungstrieb stärker entwickelt als beim sogenannten auserwählten." Sie haben das geschafft, worum andere sich vergebens bemühten: "Welches Volk endlich hat größere Umwälzungen mitgemacht als dieses - und ist dennoch immer als dasselbe aus den gewaltigsten Katastrophen der Menschheit hervorgegangen?" "Es ist immer der gleiche Jude", der bspw. "auf die Erhaltung seiner Sprache nur sehr wenig Wert legt, hingegen allen Wert auf die Reinerhaltung seines Blutes." Der Jude hat schon immer das geschafft, was die Deutschen erst lernen und erzeugen müssen.
Es ist der Neid auf eine gelungene Identitätsbildung, die ohne Brimborium und Staat auskommt. Identität ist die Dialektik von Kontinuität und Veränderung, in der Einzelpsyche und in der Gruppenpsyche (auch über Generationen).
mbG Tilo
Menschen mit unsicherer Identität? Ich rede nicht von arbeitslosen unsicheren Youngstern, die glauben sie seien antisemitisch und die beim Stammtisch dreckige Judenwitze reissen. Ich rede von Hohmann und Konsorten, der gefährlicheren Sorte von "Nazis", die klug daherreden kann und Anzüge trägt. Und hier ganz konkret von Hohmann.
Oder meinst Du Hohmann sei unsicher? Wenn ja, warum meinst Du das?
Mit meinem letzten Beitrag meinte ich der Antisemitismus ist nicht zufällig, es hat eine Logik dieser Neid auf die Juden, es hat schon mit Kultur und Religion zu tun. Tatsächlich reiben sich Menschen mit unsicherer Identität (gemeint durchaus als Diagnose eines psychischen Defekts) mit Vorliebe gerade an der "Judenfrage". Hitler ist ja in der zitierten Äußerung ganz besessen von diesem "Problem".
Du schreibst:
"Ich rede nicht von arbeitslosen unsicheren Youngstern"
"Ich rede von Hohmann und Konsorten, der gefährlicheren Sorte von "Nazis", die klug daherreden kann und Anzüge trägt."
Häufig ist eine Neurose der Antrieb es zu etwas bringen zu wollen, sie führt nicht immer zum frühen Absturz. Kann man vielleicht am Fall Barschel sehen, der war vor lauter Antrieb kaum zu bremsen. Auch wenn sie Anzüge tragen, so ertragen sie es doch nicht, wenn sie nicht ständig gepampert und beweihräuchert werden, sondern scheinbar überall Vorwürfe lauern...kein Wunder bei dem schlechten Gewissen, dass sie haben müssten.
Bei Günzel und Hohmann kommt so nach und nach raus, dass sie schwer mit der rechtsradikalen Szene verschwestert sind, die wurden schon öfter auffällig. Selbst wenn man sie nicht unbedingt als Defizitwesen sehen muss (karrieremäßig, bisher), so lieben sie es doch die Dynamik rechter Gruppen auszuagieren, die Verrücktesten werden Führer und erscheinen in dieser Rolle vergleichsweise stark und intelligent, solange man nicht zu sehr an ihnen kratzt.
Als Angela Merkel in der Fraktion die Kritik an Hohmann vortrug, gab es nur äußerst schwachen Applaus...und der war auch noch meist ganz anders gemeint. Hohmann hätte den privaten Brief von Günzel nicht veröffentlichen dürfen. "Der hat unseren besten Mann auf dem Gewissen". Es scheint also so zu sein, dass ein großer Teil der CDU-Fraktion ihr Herz sehr, sehr weit rechts trägt. Bezeichnender Weise fallen die Kommentare in der FAZ lau aus. Dagegen hat wurde in der Zeit messerscharf analysiert:
http://www.zeit.de/2003/46/Kommentar_S_6
Die eigentliche Frage ist doch: Wer hat diese Rede denn eigentlich wirklich komplett (nicht nur in Auszügen!) gelesen? Wo ist diese Rede antisemitisch? Welche darin aufgeführten Tatsachen entsprechen nicht der Wahrheit und sind erfunden?
Nach einem ersten Studieren dieser Schrift stellte ich mir ebenfalls die oben aufgeführten Fragen. Die erhobenen Vorwürfe waren für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Bin nun also ich antisemitisch eingestellt? - Ich glaube nicht, denn bisher bin ich allen Religionen und ihren Auffassungen mit gebührender Akzeptanz und Respekt begegnet. Gerade mit dem Judentum und ihrer Religion habe ich mich in der Vergangenheit wiederholt begeistert und fasziniert beschäftigt. Unter anderem ist der jüdische Glauben an der "Geburt" des Christentums nicht unwesentlich beteiligt und in vielen Aspekten und Ritualen erscheint er häufig wie eine "Brücke" zwischen Orient und Okzident.
Leider musste ich feststellen, dass einige der veröffentlichten Auszüge der Hohmann-Rede massivst dem Zusammenhang entrissen waren. Darum kann ich nur jedem nahe legen, sich das ganze einmal durchzulesen.
Aber auf was will Herr Hohmann in seiner Rede eigentlich hinaus?
Diese Rede stellt sich für mich als ein Versuch dar, den dunklen und traurigen Aspekten der deutsch-jüdischen Vergangenheit in sicherlich für uns ungewohnter Perspektive zu begegnen.
Wir haben es in einem vereinten Deutschland bis heute nicht geschafft, ein nationales Eigenverständnis und dem damit verbundenen Mut zur Vergangenheit zu begegnen. Bei den Worten "Juden in Deutschland" steigt vielen Politikern zumindest innerlich Schamröte ins Gesicht. Aber warum?
Ich habe den Eindruck, Juden in Deutschland werden aufgrund der Vergangeheit immer wieder wie ein rohes Ei behandelt und der Eindruck eines kleinen Staates im Staate lässt sich nicht von der Hand weisen. Aber Fakt ist: wir reden hier über Glaubensauffassungen, die nach unserem Grundgesetz immer noch eine absolut private Angelegenheit sind. Juden in Deutschland werden aufgrund der Vergangenheit leider viel zu oft als "deutsche Juden" behandelt und zugleich auch als politische Institution; die Tatsache, dass es "Deutsche jüdischen Glaubens" sind liegt in der gesamten Dikussion leider ferner denn je. Dies im wesentlichen neu zu gestalten ist ebenfalls eine Augabe des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Ehrlisch gesagt fühle ich mich nicht verantwortlich für den begangenen Holocaust an den Völkern Europas. Und ich lehne es ab, dafür noch immer bereits in der zweiten Nachkriegsgeneration verantwortlich gemacht zu werden - nicht nur in Form von finanziellen Gutmachungen etc. Mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht allein. Wohl gemerkt: ein schlichtes Verdrängen und Vergessen der Vergangenheit lehne ich ab. Das differenzierte und sensible Auseinandersetzen mit den Tatsachen der deutschen und europäischen Vergangenheit ist nötiger denn je. Und Fakt ist eben auch, dass neben vielen vielen Juden auch viele andere Religionen und Volksgruppen unter der Naziherrschaft intensivst verfolgt worden sind. Leider zeigt sich in der deutschen Öffentlichkeit nur allzu oft das Bild, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland sich als "wichtigstes" (einzigstes?) Opfer des Nationalsozialismus "empfindet". Dieser Art der Selbstdarstellung sind viele in unserem Lande mehr als überdrüssig. Und wenn dann auch noch der Zentralrat Strafanzeige gegen Herrn Hohmann stellt oder Herr Friedmann in der ARD sich als vorgekokster bzw. vorbestrafter Publizist zum Thema "Glaubwürdigkeit von Politikern" bei Frau Christiansen am Sonntag Abend äussert wird dieses negative Erscheinungsbild der jüdischen Vertreter in Deutschland zusätzlich genährt.
Im wesentlichen bin ich der Auffassung, dass Herr Hohmann mit seiner Rede als Lückenfüller für die deutsche Medienlandschaft herhalten sollte. Ich bezweifle, dass die meisten Journalisten tatsächlich komplett diese Rede gelesen haben.
Und das Stolpern des Generals ist meiner Ansicht nach nichts anderes als der Versuch der SPD den Eindruck zu erwecken gegenüber der CDU einen Schritt weiter zu sein. Mit Sicherheit hätte die Bundeswehr keinen Mann zum Chef einer Eliteeinheit gemacht, wenn sie auch nur im Ansatz den Eindruck gehabt hätte, bei ihm lägen antisemitische Auffassungen im Verborgenen.
Was ist des positive Aspekt dieser Hohmann-Affäre?
Eine differenzierte und objektive Dikussion über die dunkle Vergangenheit der Deutschen und die Verfolgung anderer ist gerade in einer Zeit, in der Europa aufbricht zu neuen Horizonten nötiger denn je.
Hallo sveniman!
Die Fragen die Du aufwirfst habe ich versucht an verschiedenen Stellen in diesem Thread zu beantworten. Ist blos alles inzwischen ziemlich lang geworden. Auch einen Link mit dem vollständigen Text habe ich gleich an den Anfang gestellt.
Ich muss auch sagen, dass mir beim ersten Überfliegen des Hohmanntextes mit seinen vielen Entschuldigungen nicht gleich klar war, ob nicht hier und da irgendein Bemühen am Werke war. Aber die Schlußsätze sind ja so kompakt im Pathos, das ist ganz eindeutig. Und dann liest man die Sache genau.
Die Frage weshalb es diese gereizte Dauerbeschäftigung mit dem Thema gibt, ist auch schon beantwortet. Solange die deutsche Identität nicht geklärt ist, ist ein Volk mit scheinbar unverwüstlicher Identität (die Juden) eine Art Stachel und ständig von unbändiger narzistischer Agressivität bedroht, wenn die auch zumeist verborgen bruzelt. Man merkt es deutlich bei Hitler, zunächst sieht er in den Juden eine Art Übermenschen und dann soll sich der Arier an deren Stelle setzen und sie Verschwinden lassen.
Die Neidthemen werden z.Z. nicht gerade auf kleiner Flamme gekocht! - Nebenbei, es gibt noch einen ganz anderen Grund, weshalb die Stimmung so mies ist, kann man hier nachlesen:
http://www.cash4energy.de/mittelstand/aufstand.html
Die Frage nach Hohmanns Standort und vermeintlich gutem Willen wurde ganz knapp in diesem Zeit-Kommentar auf den Punkt gebracht:
http://www.zeit.de/2003/46/Kommentar_S_6
In wie weit Rechtsradikale nicht schon länger bekannt sein sollten, dazu gibt es Infos auf dieser deutschen jüdischen Internetseite, natürlich im Moment ganz vorn: Günzel und Hohmann.
http://www.hagalil.com/index.htm
Hallo,
in den letzten Tagen habe ich mich ziemlich aufgeregt über die Hohmann-Affäre und das, was ich in den Medien darüber gehört habe. Heute nun habe ich mich hingesetzt und einmal recherchiert, wodurch ich inzwischen die Kritik berechtigt finde.
* Trotzdem finde katastrophal: seit Tagen hört man im Radio und selbst in kürzeren Zeitungsartikeln nur, daß diese Rede "unerträglich", "klar rechtsradikal" etc. sei, ohne, daß dies auch nur im Ansatz begründet würde. Stattdessen wird kritisiert, daß die Äußerungen an die nationalsozialistische Propagande "erinnere" oder schon von den Nazis "verwendet" worden sei (mit anderer Absicht allerdings, was aber verschwiegen wird). Ob und inwiefern die Aussagen wahrheitsgemäß sind, wird nicht erörtert - für mich das eigentlich wesentliche Kriterium.
Es fragt sich, ob die zitierten Politiker mit schnellen Rücktrittsforderungen sich damit überhaupt auseinandergesetzt haben, oder ob sie vielleicht selbst historisch inkompetent sind und lediglich nach dem Antisemitismus-Reflex und Parteikalkül handeln.
* Andauernd werden Hohmanns Aussagen falsch wiedergegeben, teilweise auch in dieser Diskussion. Er hat NICHT gesagt, die Juden seien ein "Tätervolk". Er hat dies zunächst als Frage gestellt ("Täterschaft"), dieser Formulierung später nur die gleiche Gültigkeit beigemessen, wie sie eine entsprechende Formulierung für die Deutschen haben könnte, um schließlich zu argumentieren, daß die Bezeichnung für NIEMAND zutreffend ist und als Pauschalierung abzulehnen.
Mit diesem Kommentar will ich in keiner Hinsicht Hohmanns Ansichten schönreden oder verteidigen; allein die Wahl des Wortes "Tätervolk" ist bestenfalls dumm. Mir geht es um die Korrektheit und Zuverlässigkeit der Berichterstattung. Es geht nicht an, daß Aussagen verdreht werden, sei es unabsichtlich (Unvermögen) oder gar absichtlich.
* Für die Beurteilung, ob die Rede antisemitisch ist oder nicht, ist für mich nicht die Wirkung ausschlaggebend, sondern die Intention Hohmanns. Hier muß man sagen, daß sie klar nicht antisemitisch ist. Soweit ich das "Gesamtwerk" Hohmanns und die gesamte Rede inzwischen verstanden habe, geht es ihm um zwei Themen:
a) von der Vergangenheit zur Ruhe kommen. Dies hat eigentlich nichts mit Juden zu tun, sondern mit uns Deutschen selbst. Wenn man ernsthaft Buße getan hat, dann sollte man sich selbst auch wieder vergeben (siehe Hohmanns umstrittenen Redebeitrag zum Holocaust-Mahnmahl, 1999). Dabei die Schuld der Juden heranzuziehen ist aus vielfältigen Gründen abzulehnen, jedoch verstehe ich das auch nicht als Hohmanns Ziel. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, daß Hohmann, anders als in manchen Beiträgen, auch in diesem Forum, zitiert wird, nicht die Juden für das "mangelnde deutsche Selbstbewußtsein" verantwortlich macht, sondern ausschließlich uns selbst.
b) Was bisher von keiner Veröffentlichung berücksichtigt wurde, ist, daß Hohmann zu dem Höhepunkt kommt, daß er die Entfremdung von Gott als Ursache allen Übels ausmacht. Dies scheint mir sein zentrales Anliegen gewesen zu sein und darüber hinaus die eigentlich spannende Frage des zwanzigsten Jahrhunderts. Hohmann kommt zu dem Schluß, daß die Frage ob Deutscher oder Jude keine Rolle spielt. Weder im Nationalsozialismus noch bei den anderen Greuelregimes - immer waren es moralisch-religiös entwurzelte Menschen. Dieser Gedankengang hat nun gar nichts mehr mit Antisemitismus zu tun.
* Sorgen mache ich mir um die Person Hohmanns und wie mit ihm umgegangen wird. Wie kann es sein, daß in den Medien bedauert wird, daß Hohmann nicht ausreichend ausgegrenzt wird, daß ihm immer noch Parteikollegen freundlich begegnen? Finden wir keine anderen (Ausdrucks)möglichkeiten, jemanden zu rügen oder seine Einstellungen zu mißbilligen, als ihn mit persönlicher (Menschen)verachtung zu strafen? Darf man für so jemanden kein freundliches Wort mehr haben? (das ihm vielleicht den Weg zurück in die Gemeinschaft öffnet?) Ich mißbillige diesen Wunsch, den Mann persönlich fertigzumachen und halte ihn für zivilisierte Menschen, die Toleranz predigen, nicht für angemessen. Damit meine ich übrigens nicht, daß man ihn nicht rügen, aus dem Ausschuß abziehen oder aus der Fraktion ausschließen könnte.
* Weiter mache ich mir Sorgen um Brigadegeneral Günzel. Was denkt ihr, daß er sich gedacht hat? Meine persönliche Meinung ist, daß er die Hintergründe der Rede selbst nicht so genau gekannt hat. Vermutlich war er selbst entrüstet darüber, daß wir in Deutschland noch immer Demutsbezeugungen und Rituale aufgrund des Holocaust durchlaufen müssen. Daß immer noch nicht neutral über Schuld und die Abgrenzung davon geredet wird. Und daß der Zentralrat der Juden beispielsweise mit der unverschämten Anmaßung, Moralwächter Deutschlands zu sein, und kritikerhabener stereotyper Empörung sich nicht gerade Sympathien erwirbt.
Interessant finde ich auch, daß der General Hohmanns Mut zu solch unpopulären Aussagen gelobt hat (ich dachte, wir haben Meinungsfreiheit und brauchen keinen Mut), und inzwischen selbst zum Beweis geworden ist, wie gefährlich es sein kann, seine Meinung zu äußern. Hätte er dies öffentlich getan, wäre er zurecht getadelt worden. Nicht wegen seiner Ansicht, sondern, weil er sich als Bundeswehrmitglied öffentlich politisch neutral verhalten sollte. Daß er aber wegen eines privaten Briefes abgesägt wird, ist kritisch. Für mich ist der Verdacht nicht von der Hanz zu weisen, daß er ein Bauernopfer dafür wurde, daß ein Minister seine Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte und dadurch gleichzeitig ide Opposition unter Druck bringen konnte.
Diese Ausführungen, zu denen ich mich über Kommentare freuen würde, sollen, das möchte ich betonen, keine ausgewogene Auseinandersetzung mit der Struktur, dem Gedankengut und den Aussagen Hohmanns sein. Es handelt sich mehr um Beobachtungen am Rande der Affäre, die mich wegen ihrer Schlampigkeit oder Heuchelei wirklich aufregen.
Ja, ist sie.
Die, die das nicht kapieren, sollten sich fragen, was in ihren Augen ein Jude ist?
Jemand, der zu einer Religionsgemeinschaft gehört? Dann sind die "Gedanken" von Herrn Hohmann spätestens da absurd, wo er über diejenigen Juden schwadroniert, die ihren Glauben abgelegt haben: "(Trotzki) leugnete damals sein Judentum, wurde aber von den Russen und weltweit als Jude wahrgenommen". Offenbar ist er auch in den Augen von Herrn Hohmann einer, Religion hin, Religion her. Ich wüsste gern warum. Wenn nicht wegen seiner Religion, dann vielleicht weil er jüdische Vorfahren hatte? Kommt Euch das nicht bekannt vor? Wenn das nicht rassistisch und antisemitisch ist, was dann.
@dr oetker
Mir ist nicht ganz klar, worin der Zusammenhang besteht, Trotzkij als Juden einzuordnen und antisemitisch eingestellt zu sein.
Natürlich kann man sich aufregen, daß Menschen in Schubladen gesteckt werden, und möglicherweise liegt darin bereits die erste Bedingung für alles "anti". Es ist aber noch nicht mit "anti" gleichzusetzen.
Ich schlage einen pragmatischeren Ansatz vor: wir alle stecken andere Menschen in Schubladen. Ob und wie wir eine Gruppe "Juden" definieren, abstammungsmäßig, prägungsmäßig oder aufgrund ihrer tatsächlichen Religionspraxis, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr, wie wir mit dieser Gruppe umgehen.
Bei Hohmann kann ich nicht in erster Linie eine aggressive Feindschaft gegen "Juden" erkennen - es geht ihm eher um die Deutschen. Für sie wünscht er sich Befreiung vom Stigma der zurückliegenden Schuld, die er nicht leugnet und für die er Buße für angemessen hält. Es ist in der Psychologie unbestritten, daß nach Buße und Reue eben auch Vergebung (sich selbst gegenüber) kommen muß - über eine entsprechende Übertragbarkeit auf ganze Gesellschaften wie unsere muß nachgedacht werden können.
Aber selbst, wenn sich Hohmann zu einer Antipathie hinreißen läßt, würde ich dies noch nicht Antisemitismus nennen, auch, wenn eine solche pauschale Einstellung für einen deutschen Politiker nicht tragbar ist.
Aber wer dürfte wegen der Verteilung seiner Sympathie oder Antipathie zur Rechenschaft gezogen werden? Auch hier ist wieder ein pragmatischer Ansatz wichtig: füge ich meinem Nächsten realen Schaden zu, töte, bestehle, benachteilige ich ihn, so ist dies zu verfolgen. Ansonsten nicht. Und erst eine wirkliche, Juden schaden wollende Einstellung würde ich als Antisemitismus bezeichnen.
Gruß,
mores
Hallo mores!
Deine Fragen sind eigentlich alle in diesem Thread beantwortet worden. Der Thread ist halt blos entsetzlich lang, insbesondere wenn Du auch noch alle Links liest, was absolut erforderlich ist, denn was meine Beiträge betrifft, enthalten sie Kerninformationen.
Heute lebende Deutsche werden nur noch selten angeklagt und fühlen sich auch kaum schuldig. Gelegentlich finden solche Debatten in den Medien statt und es interessiert die Leute mäßig. Um so was Realität werden zu lassen, zitiert Hohman erst mal ausführlich diese Anklagen, um sich sogleich darüber zu empören. Was macht er noch?
1) Er walzt ein typisches Nazithema aus, das heut zu Tage wieder aktuell ist: Die Neid- und Schmarotzerdebatte. Er macht das einfach so, ohne ein Problem lösen zu wollen.
2) Er beruft sich auf Adolf Hitlers Vorbild Henry Ford. Obwohl Hobby-Historiker, ignoriert er das:
http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/260503.html
3) Er benutzt den Dreh der Neuen Rechten, sich pausenlos zu entschuldigen, mit dem Konjunktiv zu arbeiten und am Ende Täter und Opfer als prinzipiell austauschbar hinzustellen. Auch die Neue Rechte zitiert mit Wonne progressive jüdische Köpfe. Gerade erst eine positive Besprechung von Hermann Brochs Massenwahntheorie gefunden, ausgerechnet ein Papier der Neuen Freiheit. Die treten auch gern als linksradikal auf (Kalaschnikow, dort durfte Karl Eduard von Schnitzler weiterschreiben).
Es geht also nicht um Gerechtigkeitsempfinden, sondern um Verarschung und Aufweichung der Grenzziehung. Nebenbei: Hohmann erwischt den Schwachpunkt aller Debatten ums Verstehen des Nationalsozialismus, die deutsche Identitätsschwäche und den grenzenlosen hochaggressiven narzistischen Neid auf die jüdische Identität, gerade auch bei Hitler, das wird nie erwähnt. Hat etwas mit Erziehungsstilen zu tun, sehr schön im lange verbotenen sowjetischen Film "Die Kommissarin" dargestellt. Viele Leute meinen Hohmann zu verstehen, weil es in der Identitätsfrage ein unverstandenes Element gibt.
4) Hohmann unterschlägt die sozialistischen Elemente aller anderen Religionen. Er unterschlägt die Verbrechen der Religionen. Er beleidigt alle Menschen die mit Religionen und übersinnlichem Krimskrams nichts am Hut haben.
5) Er macht den Begriff Juden nicht richtig fest, nicht als Nationalität, nicht als Kultur, nicht als Religion, vermutlich könnte er auch keinen Deutschen definieren. Goebbels hat es natürlich versucht, auf die ihm gemäße Weise. Er bemängelte in Bezug auf "unwertes Leben", dass die Juden das Lebensrecht überbewerten und daher der notwendigen Aggressivität der deutschen Rasse im Wege stünden (der "notwendigen" Aggressivität im Wege stehen!). Was sind eigentlich Juden? Vielleicht einfach Menschen, die wissen, was es heißt verfolgt zu werden und sich trotzdem jenseits der christlichen Täter-Opfer-Polarität sehen...aber genau da sollen sie hineingezwungen werden, damit sie die Bedeutung der Aggressivität erfassen oder untergehen. Wenn Hohmann den Begriff Jude nicht festmacht, bleibt er so unpräzise und flexibel wie ihn die Nazis benutzt haben...so dass die vermeintlich objektive Rasselehre nun leider wieder unverzichtbar wird.
6) Hohmann beschließt die Rede mit einem nationalistischen (über alles) Gruß.
Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass der Jammerton, indem sich Sadisten (Neue Rechte) beklagen (und nach dieser Pleite verstärkt beklagen), typisch ist für Sadisten, die ihr Objekt verloren haben (psychoanaltische Theorie), die größte denkbare Katastrophe für ihre labile psychische Stabilität. Das Objekt unbeschädigt, aber unerreichbar, Hohmanns Möglichkeiten auf "die Juden" einzuwirken, erheblich reduziert. Die Sorge um Hohmann ist die Sorge um jemanden, in den sie sich nur allzugut hineinfühlen können.