von: Pfarrer Richard Pfaff
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"Wenn der Hans zur Schule ging,
Stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
Schaut er aufwärts allenthalben:
Vor die eignen Füße dicht,
Ja, da sah der Bursche nicht,
Also dass ein jeder ruft:
'Seht den Hans Guck-in-die-Luft!'"
Liebe Schwestern und Brüder,
Sie alle kennen diese Geschichte aus dem guten alten Struwwelpeter. Und sie wissen auch, wohin es am Ende führt:
"Also dass er kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih'
Sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! und plumps! der Hans
Stürzt hinab kopfüber ganz!"
So geht es halt, wenn man nicht schaut, wo man lang geht, dann fällt man irgendwann einmal zumindest auf die Nase, wenn nicht gar, wie der Hans Guck-in-die-Luft, hinab in den Graben.
"Schau, wo du hintrittst!" sagt man einem Kind deshalb nicht umsonst immer wieder. Und wenn ich es mir recht überlege, dann wäre es wahrscheinlich manchmal nicht weniger gut, wenn man uns das ab und an auch wieder einmal sagen würde.
Die heutige Lesung zumindest die scheint mir genau dies zu tun. Sie erinnern sich an die Männer in den weißen Gewändern und das was sie am Himmelsfahrtstag den Jüngern zugerufen haben: "Was steht ihr da und schaut zum Himmel?"
Als ob sie uns sagen wollten: Schaut auf den Boden, schaut wo ihr hintretet. Denn wer dauernd in die Wolken starrt, der fällt am Ende wie der Hans Guck-in-die-Luft auf die Nase! Deshalb: Schaut nicht auf den Himmel, schaut auf den Boden!
Mag sein, dass der ein oder die andere jetzt am liebsten einwerfen würden: "So kann das ja aber wirklich nicht stimmen! Ein Christ muss doch auf den Himmel blicken." Wir müssen doch unser eigentliches Ziel in den Blick nehmen.
Alle Welt schaut doch nur auf irgendwelche Ziele, die einzig und allein in diesem Leben eine Rolle spielen: auf irdischen Profit, Glanz und Glamour, und von der Werbung vorgegaukeltes falsches weil allzu kurzfristiges Glück. Da ist es doch mehr als geboten, den Himmel in den Blick zu nehmen.
Nicht umsonst heißt es ja in 'zig Gebeten: Richtet Euren Blick nicht auf das Irdische, nicht auf das Vergängliche, blickt auf das Unvergängliche und - wie es nachher im Gabengebet heißt -: "Lasst uns suchen was droben ist!" Ein Christ, das muss doch einer sein, der zum Himmel schaut.
Das mag stimmen, wenn man damit meint, dass wir für unser Leben eine klare Orientierung brauchen, dass wir Zeiten der Ruhe nötig haben, in denen wir uns das Ziel vor Augen führen und klar machen, was wirklich wichtig ist und was Bedeutung hat für unser Leben. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir zum "Christ guck-in-die-Luft" werden dürfen!
Wenn wir als Christen nämlich nur noch auf den Himmel schauen, all dem, was hier um uns herum geschieht, nur noch mindere Bedeutung beimessen würden, wenn wir uns vormachen würden, dass es vor allem auf Gebet und Gottesdienst ankäme und die Menschlichkeit, das Miteinander die Sorge mit und für den anderen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, wenn wir anfangen würden zu glauben, dass Christsein zu praktizieren Gottesdienst besuchen bedeutet, und was ich außerhalb der Kirche mache, allein meine Sache sei, die niemanden etwas angeht, wenn wir es so verstehen würden, dann wäre das ein mehr als fataler Irrtum.
Steht ja nicht da und schaut so zum Himmel! Schaut auf den Boden, denn hier spielt die Musik!
Der Himmel mag das Ziel sein und das Ziel darf man nicht aus den Augen verlieren. Aber hier, vor uns, hier ist der Weg dorthin. Und wer nicht auf den Weg schaut, fällt über kurz oder lang auf die Nase!
Wer Christus sucht und ihm folgen will, der darf nicht nach oben schauen. Denn wo zwei oder drei von uns, wo die versammelt sind, dort ist er mitten unter uns und dort ist er deshalb auch zu finden. Und was wir irgendjemandem von denen, die mit uns unterwegs sind, was wir einer oder einem von ihnen getan haben, das haben wir ihm getan - oder wir haben es ihm am Ende auch nicht getan.
Hier spielt die Musik, hier ist der Weg, hier begegnen wir Christus - nicht in einem fernen Himmel. Deshalb: Schaut nicht hinauf, der Herr ist hier bei uns.
Das - denke ich - bedeutet im letzten der Rat dieser Männer mit den weißen Gewändern. Und wer diesen Rat befolgt, der darf gewiss sein, dass er am Ende mit Sicherheit nicht fehl gehen wird. Denn wer den zum Himmel aufgefahrenen in den Menschen sucht, der wird entdecken, dass Jesus bei uns ist. Und er ist nicht nur da, er geht uns voran und er tut dies, damit wir das Ziel sicher erreichen.
Der "Christ Guck-in-die-Luft" wird ihn kaum bemerken und er wird deshalb auch nur schwerlich an sein Ziel gelangen. Denn wer dauernd in die Luft guckt, der fällt schließlich höchstens in den Graben, und da fressen einen am Ende ja bekanntlich nur die Raben.
Amen.
Wie sagte Otto Waalkes als Fernsehpfarrer in den goldenen Siebzigern:
"Als ich neulich in meiner Jukebox blätterte, stieß ich auf folgenden Satz: THEEE-OOO, WIR FAHRN NACH LODZ!!!
Was wollen uns diese Worte sagen?
Da sind also vier Menschen unterwegs - doch wer sind diese vier?
Sind es die vier Musketiere? Sind es die vier Weisen aus dem Morgenlande? Oder sind es VIER alle?
Da fällt mir eine Geschichte ein, von einem Freund, einem Millionär.
Der glaubte, der unglücklichste Mensch auf der Welt zu sein, weil ihm sein Rasierpinsel ins Klo gefallen war. Daaa nahm ich ihn beiseite und sprach: Lieber Freund, es mag ein großes Unglück sein, was Dir da widerfahren ist. Doch es gibt Menschen, die noch viel ärmer dran sind als Du. Die haben nicht einmal einen Bart..."
So oder ähnlich war's. Ich glaube, das war sogar Material aus zwei verschiedenen Sketchen:-)