FRUEHSTUECKSLIEBE
Donnerstag morgen. Wir sitzen am Fruehstueckstisch. Ich habe Kaffee gekocht und Broetchen geholt, den Tisch gedeckt und dich gerufen. Genau wie am Montag, am Dienstag, am Mittwoch und morgen auch. Wie jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr. Wie immer. Du beisst in dein Broetchen, kaust langsam, nimmst einen Schluck Kaffee. Ich beisse in mein Broetchen, kaue langsam und nehme auch einen Schluck Kaffee. Du trinkst ihn schwarz, ich mit Milch und Zucker. Ich habe mein Broetchen mit Honig bestrichen, du mit Himbeermarmelade, von Zentis natuerlich. Einen Biss ins Broetchen, einen Schluck Kaffee. Ich schaue dich an, du schaust in deine Tasse schwarzen Kaffee. Genau wie am Montag, am Dienstag, am Mittwoch und morgen auch. Wie jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr. Wie immer. Schweigen. Ich schweige, du schweigst, wir schweigen uns an. Darin haben wir Routine, professionelle Routine. ...ausbrechen. Etwas veraendern, bewegen, umstrukturieren. Ich schaue dich fordernd an. Du blickst in deine Kaffeetasse, schwarz, ohne Milch, ohne Zucker, ohne alles, nur mit Schweigen, kaust auf deinem Himbeermarmeladenbroetchen , von Zentis natuerlich. Ich lasse meine Gedanken kreisen, schaue dich fordernd an. Na los, was ist ? Lass uns etwas anders machen als sonst. Sprich mit mir. Komm. Bitte, sag etwas. Du hast die Moeglichkeit unsere Routine zu durchbrechen in deiner Hand. Auch wenn ich nur schweige und denke und dich fordernd anschaue, ueber meine Honigbroetchenhaelfte hinweg, es liegt an dir. Komm, schau mich an. Na los, sprich mit mir. Nur einen Satz, nur ein Wort, nur eine Silbe, nur einen Laut, der mir zeigt, dass ich noch existiere. Schau auf, blick mir in die Augen, nicht in die Tasse mit Kaffee, schwarz, ohne Milch und Zucker. Du hast die Moeglichkeit etwas zu aendern, den Donnerstag, diesen Donnerstag nicht zu Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag zu machen. Komm, sprich mit mir, nicht wie gestern, nicht wie morgen, nicht wie jede Woche, nicht wie jeden Monat, nicht wie jedes Jahr, nicht wie immer. Ein Wort, mehr verlange ich nicht. Bitte, sprich mit mir. Bitte, nur dieses eine mal, nur einen Laut. Komm, ich weiss heute kann sich alles aendern. Bitte sprich mit mir. Zeig mir, dass es mich noch gibt in dieser Fruehstueckswelt. Fordernd blicke ich dich an. Du nimmst einen Schluck schwarzen Kaffee, beisst in deine Zentishimbeermarmeladenbroetchenhaelfte, kaust langsam. Ploetzlich haelst du inne. Du blickst hoch, oeffnest den Mund, raeusperst dich, schaust ueber deine Kaffeetasse direkt in mein Gesicht und sagst:
`Die Zeitung, bitte.`
Off Topic 20.481 Themen, 227.570 Beiträge
es gibt tage die sind anders, täglich ist etwas anders, wenn du in die arbeit fährst dann fahren jeden tag ein paar andere autos, jeden tag ist etwas anders, in der Zeitung steht etwas anderes, der kaffee hat eine tempertatur die um ein zehntel grad abweicht...
Allteg eben. Oder?