Mit Wechsel von Debian 6 zu 7 habe ich auch zur Vermeidung von Gnome 3 auf meinem Hauptrechner KDE installiert, bei Debian ist das eben Version 4.8. Diese Version ist aber schon wieder völlig veraltet, mit 4.9 und 4.10 stehen schon zwei Nachfolger bereit (und Debian 7 ist noch nicht definitiv veröffentlicht, wird aber kaum noch nachziehen).
Nun, an KDE selbst stört mich unterdessen nur noch wenig. Auf den Einzelklick falle ich zwar nach wie vor andauernd rein, aber das ist kein Fehler von KDE sondern sein Design und wäre änderbar (wie so viele Details). Seit ich vor ein paar Monaten umgestellt habe, hat sich auch einiges getan und einige Peinlichkeiten sind verschwunden. So war anfänglich die in QT entwickelte Applikation Mumble deutlich besser in Gnome/XFCE integriert als in KDE. Das hat sich geändert, notifications funktionieren jetzt auch im eigentlich "nativen" Umfeld.
An Features in KDE fehlt mir letztendlich nur noch nahtlose MTP-Unterstützung wie ich sie in Gnome2 kannte: Android-Gerät anstöpseln, Gerät erscheint als virtueller Mountpoint im Dateimanager. Unter Gnome2/Debian6 eine Selbstverständlichkeit, unter KDE 4.8/Debian7 unmöglich. Allgemein ist die MTP-Unterstützung von Debian7 so schlecht (auch mtpfs ist sehr unzuverlässig und erlaubt Gerätezugriff nur im Zufallsprinzip), dass ich unterdessen Dateien per SSH auf mein Telefon übertrage (die App DroidSSH tut Wunder). Grundsätzlich wäre so eine Middleware wie gvfs für KDE gar nicht verkehrt.
Mir fehlt vor allem gute QT-Software:
Instant Messenger? Fehlanzeige. Kopete ist ein Totalausfall, weil der sich aufgrund fehlender SSL-Algorithmen nicht zu meinem Jabber-Server verbinden kann. Telepathy ist ein Moloch und das KDE-Frontend erscheint mir lieblos (ausserdem fehlen mir Features).
Mediaplayer? Bislang hat jeder einen anderen Bug. Kmplayer und Kplayer haben Probleme mit dem Fortschrittsbalken und können bei einigen Videodateien nicht genau bestimmen, wie weit er schon abgespielt hat. Bangarang startet öfters mal das Video in einem separaten, kleinen Fenster, Kaffeine crasht permanent und lässt sich erst nach mindestens einer Minute Ruhepause wieder starten. Und ganz allgemein: Drag&Drop aus dem Dateimanager Dolphin funktioniert mit kaum einem Player!
Audioplayer: So ein simpler Player für zwischendurch fehlt mir. Da bleibe ich bei Audiacious. Das QT-Frontend für mpd ist zu minimalistisch und alles, was ich damit fertigbringe, ist die Playliste zu versauen. Also auch hier wieder zurück zu GMPC. Auch für die Audiobearbeitung bleibt nur ein GTK-basiertes Toolkit: Audacity, Easytag, Asunder.
Bildbetrachter: Gwenview ist halbwegs OK, wenn man es mal richtig eingestellt hat. Aber Geeqie bietet nach wie vor die schnellere Bedienung. Für Bildbearbeitung ist natürlich GIMP die Referenz, hier ist klar, dass eine QT-Alternative nur Verschwendung von Enwicklerressourcen wäre.
Schade ist, dass sich GTK-Software nicht nahtloser integrieren lässt. Die von mir häufig verwendeten Programme Iceweasel/Firefox, Icedove/Thunderbird, Pidgin, Eclipse (primär Java) und LibreOffice (trotz installiertem Paket libreoffice-kde) heben sich vom look&feel deutlich ab von der restlichen Umgebung. Grad Dateiauswahldialoge etc sind hier deutlich zu anders als die KDE-Vorgabe. Das ist ein relativ grosser Bruch im Benutzerhandling und macht KDE letztendlich nicht tauglich für weniger erfahrene Computerbenutzer.
Früher war KDE die führende Plattform und brachte Perlen wie K3B hervor. Grössere GTK-Softwareprojekte hatten zumindest noch ein QT-Backend (z.B. Firefox). Heute, mit dem Popularitätsverlust durch KDE 4.0, dem von Ubuntu gebrachten Erfolg von GTK (Gnome, XFCE et al) hat KDE natürlich einen schweren Stand und der Rückstand auf Gnome scheint vorerst uneinholbar. Grad die fehlende Unterstützung durch Projekte ausserhalb der KDE/QT-Kerngemeinde ist faktisch ein Todesstoss. Eine Plattform ohne Software ist nur bedingt brauchbar.