Hallo,
nehmen wir an jemand hat einen Idee für ein Online-Projekt und beauftragt einen Programmierer, der das ganze für ihn programiert. Nun könnte doch der Programmierer einfach den ganzen Quellcode kopieren und das gleiche Projekt starten mit anderen Namen. Siehe Beispiel facebook, jemand hatte eine Idee und am Ende gab es nur Rechtsstreitigkeiten. Schon beim Beauftragen des Programmierers könnte der doch auch sagen "ach ne, ich hab doch keine Lust auf das Projekt" und das Projekt selbst auf die Beine stellen, sprich Ideenklaut. Tja, wie geht man sowas am besten an?
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Indem man - am besten mit einem in Internet-und IT-Recht bewanderten Anwalt - ein Verschwiegenheitsklausel in einen Vertrag einbauen lässt, würd ich mal sagen.
Hi!
Technisch kann man das nicht verhindern, dass nur als Randbemerkung.
In der Praxis dürfte es so sein, dass jeder erfahrene Programmierer einen Fundus an Routinen und Funktionen mitbringt, die er im Rahmen anderer Projekte entwickelt hat und darauf zurückgreift und/oder auf diesen aufsetzt (und sie modifiziert).
Somit ist in meinen Augen Coderecycling eine normale Sache (ich mache das auch so; das muss noch nicht einmal wirklich kopierten Code betreffen, man entwickelt so seine Standardlösungen für diverse Probleme und setzt diese immer wieder neu ein; das ist einfach ein Teil des Erfahrungschatzes, den man mit in ein Projekt einbringt).
Das hat sowohl Vorteile, als auch Nachteile. Der Vorteil ist natürlich der Zeitaufwand. Soetwas kann durchaus an den Auftraggeber weitergegeben werden.
Der Nachteil ist natürlich die etwas kitzlige Frage des Urheberrechts. (Wobei ich behaupten würde, dass Streitigkeiten immer aus einer "optischen" Gleichheit heraus entstehen; das jemand Quelltexte Vergleicht, wenn die Optik unterschiedlich ist, kann ich mir nur schwer vorstellen.)
Letztendlich bleibt da nur im Projektvertrag die Weiterverwendung der für das Projekt erzeugten Quelltexte, Layouts und Lösungen festzuschreiben. Der Rest ist dann Vertrauenssache, wie immer im Leben.
Bis dann
Andreas
<cite>Coderecycling</cite>
Schönes Wort!
Zumal es für fast alles, in allen Sprachen Beispielsources gibt. Theoretisch kann man so ein komplettes Programm zusammen googlen, und auf sich anpassen.
Tatsache ist wohl, dass sich heute kaum noch jemand wirklich mit HTML, PHP, Javascript, CSS etc. insgesamt auskennt - die absolute Masse der Internetpräsenzen sind zurechtgepfriemelte Content Management Systeme (CMS).
Dabei erlaubt bereits jedes CMS für sich eine ungeheure Bandbreite im Design und im Layout, so dass der Durchschnittsuser überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass es sich um das gleiche CMS handelt.
Ein einzelner Programmierer wird also immer auf Kupferplatten zurückgreifen, um monatelange bis jahrelange Arbeit zu sparen. Große, aufwendige und erfolgreiche Präsenzen setzen immer ein ganzes Team von Programmierern und Designern ein.
Lies dich einfach mal z.B. in Wordpress richtig ein - es gibt nichts, was mit diesem CMS nicht möglich wäre. Auf so viele Ideen und dann vor allem deren praktische einzigartige Verwendung kommt ein Einzelner kaum.
In der Praxis wird Interaktivität seit Jahrzehnten!, also nicht erst mit dem Hype "Web 2.0" durch Foren, Boards, Gästebücher, Kommentar- und andere Funktionen gelebt. Lediglich ihr Ausbau, ihr Zusammenspiel, ihre Farbe, ihre Schrift, Spaltenzahl und -anordnung, Bildermenge und -größe usw. usf. werden eventuell unterschiedlich verwendet.
Etwas völlig anderes ist es dann, diese Internetpräsenz unters Volk zu bringen. Neben großen Werbeetats, Kauf von Partnern, Kauf von Mitgliedern, zeitweiligen kostenlosen Angeboten, Prämien, "Gewinnen" usw. setzt man dann gern auf Ferkeleien, Ballereien und andere Abgründe. Das allein ist aber ein anderes Thema.
Auf jedem Gebiet im Internet gibt es aber auch Wettbewerb, zu dem immer auch "Wirtschaftsspionage" gehört. Mache es einfach besser - dann kannst Du auch teure Rechtsanwälte einsetzen, um eventuell eine Idee im Kopf vor Gericht nachzuweisen.
Moin,
jetzt bin ich neugierig!
Das Urheberrecht für die einzelnen Quellcodesegmente, die der Programmieren entwickelt hat, kann man also kaum rechtlich absichern, ob nun vorgefertigt, oder nicht.
Ich vergleiche vielleicht mal mit einem Puzzle, denn etwas Anderes ist es ja eigentlich nicht. Das einzelne Teilsegment kann nicht gesichert werden, wohl aber das Gesamtprodukt? Das würde doch heißen, ich sichere mich lediglich gegen die Möglichkeit ab, dass jemand anderes dieses Puzzle genauso zusammensetzt?
Gruß
Maybe
Hi!
Das ist ein Thema über das sich Rechtsgelehrte streiten, soweit ich das mitbekommen habe. Der Kern der Diskussion in Deutschland scheint sich um eine schöpferische Leistung zu beziehen, der über den reinen Quelltext hinausgeht (ist zumindest mein Eindruck).
Im etwas größeren Maßstab diskutiert man ja schon länger über die Patentierbarkeit von Algorithmen. Soweit ich das verstehe, hat man das ja abgelehnt. Eine Funktion wäre aber nicht mehr als ein Algorithmus - oder ist es doch mehr?
Ich verstehe das ansonsten so wie in deinem Puzzle-Vergleich: das was geschützt werden kann, ist IMHO das aussehen und evtl. das Verhalten des Endproduktes. Das betrifft aber anscheinend nur den deutschen Raum.
Aus US-Prozessen, weiß man ja, dass man Zeilen in Quelltexten gezählt hat, die angeblich aus Unix in Linux übernommen wurden. Andererseits hat MS soweit ich weiß, nie gegen kompatible DOS-Versionen geklagt.
Das ist alles rechtlich irgendwie sehr merkwürdig und IMHO nichts, woran sich Otto-Normaluser rechtlich verbindlich berufen kann.
Bis dann
Andreas
Moin Andreas,
danke für Deine Erläuterung. Meine Programmierkenntnisse sind lediglich rudimentäre Grundkenntnisse. Es scheint aber ein sehr komplexes und kompliziertes Thema zu sein.
Wenn man noch mehr darüber nachdenkt, landet man irgendwann bei der grundlegenden Mathematik und Befehlsfolgen, die durch die Programmiersprache festgelegt werden, oder? Wie soll man sowas patentieren, oder schützen lassen???
Layout, Verhalten und Bedienbarkeit, das kann ich noch nachvollziehen.
Verwirrend alles! ;-)
Gruß
Maybe
Lies dich einfach mal z.B. in Wordpress richtig ein - es gibt nichts, was mit diesem CMS nicht möglich wäre.
Das bezweifle ich. Du kannst mit den großen CMSs zwar eine ganze Mange anstellen, aber sobald Du etwas Innovatives machen willst oder zu weit von den üblichen Anforderungen abweichst wirst Du um eine umfangreiche Eigenentwicklung nicht herumkommen. Und sei es "nur" ein großes Plugin für das CMS. Häufig wird man dann zudem auch noch zu unschönen Bastellösungen gezwungen die langfristig einen hohen Wartungsaufwand nach sich ziehen...
sich heute kaum noch jemand wirklich mit HTML, PHP, Javascript, CSS etc. insgesamt auskennt - die absolute Masse der Internetpräsenzen sind zurechtgepfriemelte Content Management Systeme (CMS).
Das ist vor allem eine Kostenfrage: Die die alles können sind nicht zum Discountpreis zu haben. Eine teure Individualentwicklung durch diese lohnt sich daher nur in seltenen Fällen...
Servus Hawkin,
dazu gibt es eine sehr gute Abhandlung unter http://www.internetrecht-rostock.de/programmierer-arbeitsvertrag.htm - ist ein bisschen was zu lesen, aber sehr gut verständlich!
Die Absätze "Allgemeine Verschwiegenheitsklausel" sowie "Nachvertragliches Wettbewerbsverbot" sind hier wohl hilfreich - aber: ein Gang zum Anwalt wird auf jeden Fall notwendig sein!
BG, Bergi2002
Also mit wordpress und CMS komme ich da nicht weiter, der Programmierer muß vom 110%-Typ sein.
Danke für den o.g. rechtlichen link, sehr wichtig. Demnach kann es wohl anfangs für schlechte Stimmung sorgen einen Vertrag abzuschließen zwischen Ideenhaber und Programmierer, dennoch wahrscheinlich besser als hinterher einen riesen Ärger zu haben, wenn das Projekt erfolgreich sein sollte. Ich habe mir den Film zur facebook-Geschichte angeschaut (nehmen wir in diesem Beispiel einfach mal an, daß der Film der Wahrheit entspräche), dann wäre es auch da besser gewesen alles von Anfang an vertraglich zu regeln, obwohl ja keiner wissen konnte, daß es zu solch einem Megaerfolg kommt.
Ich stelle mir grad selbst die Frage, zu welchen Konditionen man das vertraglich regeln sollte, denn es könnte ein Projekt sein, wo der Programmierer seine komplette Zeit und Energie reinsteckt, selbst bei der Weiterentwicklung mitwirkt, auch eigene Ideen mit reinbringt, das Projekt wohl nie entgültig abgeschlossen wird und es ständig Weiterentwicklungen/Anpassungen geben wird. Der Auftraggeber hat praktisch "nur" die Idee (was ja aber wohl am wichtigsten ist). Ob man da eine Gewinnbeteiligung abschließen sollte?