Vorgeschichte
Zu den ausgewachsenen „refurbished“ Profi-Notebooks für die gewohnte tägliche Arbeit hatte ich mir auch ein kleines Lenovo ThinkPad X200s mit „Rebecca“ zugelegt. Ich wollte einmal aus reiner Neugierde mit LINUX „spielen“ und sehen, was man heutzutage für rund 130 Euro als „fertiges“ Komplettsystem bekommen kann. Insofern war die Überraschung groß: Vorinstalliert war ein fix-und-fertiges LINUX Mint-Betriebssystem mit allen nur erdenklichen Programmen, die man als Privatmensch je brauchen mag. Ein großer Teil an Alltagsaufgaben lässt sich gewiss mit der LibreOffice-Suite bewältigen. Internet und Mail: Kein Problem, alles Notwendige schon da. Darüber hinaus noch eine „Schubkarre“ voll mit Programmen und Werkzeugen, die wahrscheinlich alle Wünsche abdecken können.
Die Hardware dafür passt ziemlich genau auf ein DIN A4-Blatt und bringt mal gerade 1.600 Gramm auf die Waage und ist damit mindestens so „sofatauglich“ wie viele heutige Netbooks. Und genau diese Funktion sollte das Dingelchen auch erfüllen. Zum Haar in der Suppe wurde jedoch schließlich, dass ich die Lust an LINUX verlor. Ich hatte gesehen, was ich sehen wollte, und hatte mit allem ausreichend „gespielt“. Jetzt konnte ich mir ein gutes Bild machen, was LINUX leistet und dass es mit all der reichlich verfügbaren Software tatsächlich jeden Anwender zufrieden stellen mag. Als jahrzehntelanger eingefleischter Windows-Anwender wollte ich meine Zeit nun nicht länger mit LINUX verbringen. In vielen Bereichen waren meine Anforderungen außerdem zu speziell und mit LINUX nicht zu bewältigen.
Nun wollte ich das Gerät nicht einfach fristgerecht an den Händler zurückgeben, sondern schlug ihm einen Umtausch gegen ein HP-Compaq-Notebook mit Windows 7 vor. Er war einverstanden, und so hatte er wenigstens einen Deal gerettet, wonach ich selbst neben einem ganz kleinen Mobil-Rechner mit Windows 8.1 auch ein leicht portables Gerät mit Windows 7 Professional besitzen würde. Wirklich notwendig war das alles nicht, denn unterwegs bevorzugte ich sowieso ein Lumia 535 mit Windows 8.1.
Zum eigentlichen Thema
Was mich an dem HP-Compaq-Notebook besonders reizte, war die Tatsache, dass es neben den zahlreichen Schnittstellen auch einen Firewire-Anschluss aufweist. Meine beiden alten SONY-Digitalcamcorder würden sich freuen. Früher hatte ich auf Reisen meine Aufnahmen immer in ein Notebook eingespielt und sie in einem Editor kontrolliert. Aber dann kamen bei den neueren Notebooks die Firewire-Buchsen und die ExpressCard-Slots aus der Mode. Sowohl die beiden großen „refurbished“ Notebooks wie auch nun das smarte HP-Compaq-Gerät würden alle meine Firewire-Ambitionen unterstützen. Zumindest gut zu wissen...
Vor allem jedoch – angesichts auch meines Vorrates an Zeit – hatte ich wieder etwas zum „Spielen und Erforschen“. Mich faszinieren Verhältnisse von Leistungen zu Ausmaßen mehr, als manche Leute die Preis-/Leistungsverhältnisse interessieren mögen. Deshalb hat mich auch das Microsoft Lumia 535-Smartphone so beeindruckt. Anstatt wie zuvor ein Notebook oder einen Tablet-PC anzuwerfen, griff ich zunehmend einfach nur noch zum Lumia-Smartphone und tue das heute noch, um „meine Runde“ im Internet zu drehen. Emails werden nur überflogen und markiert, falls sie später vom PC aus beantwortet werden sollen, Nachrichten werden erst in Deutsch, dann auch in Englisch durchgeblättert. Das ist es dann. Natürlich wird mit dem Ding bei Bedarf auch telefoniert.
Auf Reisen, selbst bei nur einem Wochenend-Trip, liebe ich es aber, an irgendwelchen Arbeiten – meistens an Manuskripten oder an Video-Clips – weiter zu basteln. Zur Erholung brauche ich kein Herumhängen, sondern nur einen Ortswechsel. Mal Neuastenberg, mal Monschau oder mal ganz entspannend mit dem HKX nach Hamburg... – das reicht völlig. Doch was gerade an Arbeit in der Pipeline ist, reist stets mit; und wenn mir dazu etwas einfällt, will ich es auch gleich anpacken können. Da macht es wenig Spaß, ein klotziges Notebook mitzuschleppen. Und der ASUS-Convertible-T100A mit Windows 8.1, auf den ich zunächst große Stücke hielt, reicht mir nicht mehr. Durch den engeren Tastenabstand verhaue ich mich auf der Tastatur ohne Unterlass, so dass mir vor allem auch an einer normalen Tastatur mit den üblichen Abständen der Tasten zueinander liegt.
Das i5-ThinkPad, der an seine Stelle getretene i7-DELL, das HP-Elitebook und auch das zurück wandernde ThinkPad X200s hatten alle eine Tastatur ohne Abweichung von der Norm für die Zeicheneingaben. Dem entspricht auch die Tastatur des HP-Compaq-Notebooks. Das ist sehr wichtig. Hinzu kommt aber noch die Ansprechbarkeit der Tastaturen. Die ist bei den Notebooks der prominenten Marken-Hersteller besonders ausgewogen. Bislang habe ich an neuesten Rechnern noch keine Tastatur gefunden, die besser gewesen wäre als die Tastaturen bei „refurbished“ Rechnern ab etwa 2010. Hinzu kommt – nebenbei bemerkt – noch die Tatsache, dass ich bis jetzt auch noch keinen Rechner erhalten habe, der nicht aussah wie fabrikneu.
Was also macht das HP Compaq 6910p-Notebook vielleicht so besonders? Da ist einmal der bereits erwähnte Firewire(IEEE1394)-Eingang. Die nicht seltenen Hilferufe von Videofilmern mit neueren und abgespeckten Rechnern, wie sie vielleicht „mit dem Firewire-Ausgang an einen USB-Eingang kommen“ können, lassen erkennen, dass diese spezielle Schnittstelle noch Sinn macht. Das Gros aller Anwender wird jedoch auch ohne IEEE1394 auskommen. Über den Gerätemanager lässt sich erkennen, wie üppig und zeitgemäß ausgestattet der Rechner aus dem Karton kommt. Etwas negativ mag sein, dass nur 2 GB RAM geliefert werden, wenn man nichts anderes anmeldet. Ansonsten mag man sich zu Gemüte führen, was ein Magazin nach dem Erscheinen des Rechners zu diesem Modell anmerkte: „Verarbeitung: Ausgezeichnet – Unser Testcenter bescheinigt dem HP Compaq 6910p eine sehr gute Verarbeitung. Alles sitzt und passt, nichts wackelt oder knarzt. Die Tastatur eignet sich auch fürs Tippen längerer Texte.“ Und dann, für die damalige Zeit: „In der Leistungsabteilung legt das HP Compaq 6910p einen Traumstart hin und übernimmt die Spitzenposition in der Notebook-Klasse ohne Grafikkarte vom bis dahin führenden Lenovo ThinkPad T60.“
Seinerzeit wurde dieses Modell von HP-Compaq mit Windows XP oder Windows Vista und 2 GB Speicher geliefert. Jetzt – ausgestattet mit einem vorinstallierten Windows 7 Professional – könnte dieser Speicher allein schon für das System etwas eng werden. Multitasking dürfte dann je nach Beanspruchung schwierig werden. Wer jedoch gerade plant, sich einmal mit LINUX zu beschäftigen, könnte sich den Rechner statt mit Windows auch mit LINUX Mint (Rebecca) kommen lassen. Da dürften die 2 GB RAM durchaus reichen. (Jemand kam unter einem Linux sogar mit nur einem einzigen Gigabyte zurecht...)
Wer sich für einen Rechner wie den 6910p interessiert, sollte sich jedoch merken, dass er kein HighEnd-Rennpferd bekommt, sondern nur eine solide Kiste, die sich zum Beispiel hervorragend für Home Office und Kommunikationen eignet. Der WLAN-Zugriff war mit einem Fingerschnippen eingerichtet. Überraschender Weise war der Mozilla Firefox schon installiert, mit dem sich das Internet zügig aufrollen ließ. (Im System enthalten ist freilich auch noch der Internet Explorer 8!) Wegen der Gleichartigkeit auf allen Rechnern wurde jedoch Google Chrome installiert, wonach im Nu auch alle gewohnten Favoriten automatisch zur Verfügung standen. Auch beantwortete sich die Frage nach einem Mail-Programm von selbst: Wie auf allen anderen Rechnern hatte auch hier Mozilla Thunderbird den Job zu übernehmen. Kaum waren die üblichen Konten eingerichtet, waren auch schon alle Ordner mit ihren Inhalten verfügbar.
An der Arbeitsgeschwindigkeit gibt es meinerseits nichts auszusetzen. Fettleibige Programme mit dicken Armen für schwere Arbeiten sollte man bei einem solchen Rechner nicht einplanen. LibreOffice quasi als „Schweizer Taschenmesser“ für vielseitige HomeOffice-Aufgaben ließ sich mühelos installieren und lief selbst mit nur 2 GB RAM einwandfrei. Wie auch bei anderen Rechnern unter Windows und sogar unter LINUX Mint wurde diese Office-Suite sehr gut fertig mit Dokumenten aus dem Bereich von MS-Office. Als beeindruckend darf man die Arbeitsgeschwindigkeit von LibreOffice auf dem kleinen Notebook bezeichnen. Wirklich erstaunlich – egal aus welchem Grund. Dieser Rechner wurde seinerzeit aber offiziell als „Business Notebook“ angeboten, was ja die „Office-Tauglichkeit“ in etwa schon beinhaltet und nicht auf eine „Workstation“ hindeutet.
Im Gegensatz zu manchen „modernen“ Netbooks ohne Zugriff auf Scheiben bietet dieser Rechner einen vollwertigen Dual-Layer-DVD-Brenner von Matshita (Panasonic), der vor allem auch DVD-RAM bedienen kann. Mit einem solchen Laufwerk gerät man nie in Verlegenheit. Viel wichtiger für viele Anwender mag der SD-Karten-Sot sein, der hier mit einer 64GB-Karte ausprobiert wurde und fehlerfrei arbeitete. Es wurde überhaupt nichts gefunden, das nicht so funktionierte wie es sollte. Bei einem älteren Modell mag man eher davon ausgehen, dass es nicht so viel leistet wie ein aktuelles System. Hier jedoch sieht es so aus, dass heute übliche Anforderungen von einem „Refurbish“-Gerät immer noch erfüllt werden können.
Nicht ausprobiert wurde der Fingerabdruck-Sensor. Für dessen Nutzung bestand kein Bedarf.
Schlussfolgerung
Mit einem solchen aufbereiteten Profi-Notebook erhält man (endlich?) auch ein Betriebssystem, das noch völlig unbelastet ist und frei von möglichen Ungereimtheiten, die man bei einem System, das schon vier oder sechs Jahre gelaufen ist, vielleicht beklagen darf. Das sollte den Gedanken nahe legen, künftig mit Installationen sparsam umzugehen. Und zwar sollte man Programme nur dann installieren, sobald man sie vermisst und tatsächlich benutzen möchte.
Hinsichtlich Preis mag es kaum Verlockenderes geben als solch ein Notebook, falls man entsprechenden Bedarf hat oder sich an LINUX heranwagen möchte. Erstklassige Hardware, ein gutes Betriebssystem, eine kostenlose Office-Suite und die Möglichkeit, sich noch weitere Programme und Tools zum Nulltarif aus dem Netz zu angeln... – was will man mehr!? Man kann sich ja einmal umsehen, was man anderweitig für 130 Euro bekommt. Manch lausiges Handy zu weniger als 150 Gramm kann schon mehr kosten als dieser vollwertige Mobilrechner.
Falls man aber nicht Acht gibt und nicht vorsorgt, mag man beim Herunterfahren plötzlich über die Nachricht staunen: „Schalten Sie den Computer nicht aus. Installiert wird Update 1 von 170“. Immerhin tröstlich: Anschließend verfügt man über ein topaktuelles System.
(Anmerkung: Dieses Modell – so toll es auch anmuten mag – sollte man sich unbedingt mit mindestens vier GB Speicher, also zwei weiteren GB, ausstatten lassen.)
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