aber ich handhabe es seit etwa einem Jahr so: wenn jemand anruft, den ich nicht kenne, frage ich zuallererst sinngemäß: "Guten Tag, könnten Sie mir bitte nochmal deutlich Ihren Namen nennen?" Manchmal wird dann einfach der Name des Unternehmens wiederholt. Dann sage ich: "Ich meine Ihren persönlichen Namen, nicht den Ihres Unternehmens!". Wenn der Name dann genannt wird: "Herr XXX, ich kenne Ihr Unternehmen leider nicht und weiss nicht, weshalb Sie anrufen. Sind Sie damit einverstanden, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird?". Dann wird schon oft gestammelt und öfter mal verneint. In diesem Fall sage ich nur: "Schade, aber dann haben Sie bitte Verständnis, dass ich dieses Gespräch nun beenden muss. Ich wünsche Ihnen dennoch einen schönen Tag!" und lege auf.
Manchmal fragt man mich dann, weshalb ich aufzeichnen möchte, dann meine ich nur, dass ich dies aus verschiedenen Gründen will, z. B. weil ich mir so die Inhalte unseres Gesprächs nochmals anhören und notwendinge Notizen machen kann, weil dies meine Frau auch interessieren könnte und da ich ja noch nicht weiss, worum es geht, einfach zu meiner Absicherung.
Wenn die Person dann die Aufzeichnung bejaht, geht es weiter: "Vielen Dank, Herr XXX ich zeichne nun auf, bittte bestätigen Sie nochmals, dass Sie damit einverstanden sind, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird!". Bis jetzt hat das noch jeder nochmals bestätigt. Wenn ich meine, das könnte ein nicht allzu nervendes Gespräch werden, geht das Gespräch jetzt weiter und er darf anfangen.
Manchmal gibt es aber noch eine Hürde, indem ich einfach frage: "Herr XXX! Sind sie damit einverstanden, dass dieses Gespräch vollständig oder auszugsweise veröffentlicht wird?". Das reicht so manchem und er legt auf, manche verneinen und manche bejahen.
Wer sich bis dahin durchgehangelt hat, mit dem spreche ich auch gerne weiter. Zwar ist dann so mancher dabei gewesen, der mir tatsächlich was andrehen wollte, allerdings habe ich das nie zugelassen und zweitens war es zumindest bis jetzt immer wenigstens noch ein nettes Gespräch das auch zivilisiert geendet hat.
Also werde ich wohl erstmal dabei bleiben.
Früher habe ich allerdings noch anders agiert: Ich habe mir gleich angehört, worum es geht. Wollte man mir zig Kartons Wein andrehen, habe ich gemeint, ich müsse jetzt aber los zum Treffen der Anonymen Alkoholiker, wollte man mir irgendwelche Aktien etc. andrehen, sagte ich einfach, dass sie zu spät anrufen. Daraufhin wurde ich wirklich von jedem gefragt, warum es zu spät sei, dann meinte ich einfach, weil meine Frau die Scheidung eingereicht hat, ich derzeit arbeitslos sei und morgen der Gerichtsvollzieher zur Zwangsvollstreckung vorbeikommt. Manchmal habe ich bei besonders nervenden Anrufen gefragt, ob sie mal kurz dranbleiben könnten, es habe geklingelt. Dann bin ich einfach in die Küche und habe mir was zu Essen gemacht.
Ein einziges Mal war noch jemand dran, wenn ich ans Telefon zurückkam. Dem habe ich dann einfach gesagt, er müsse zu einem anderen Zeitpunkt anrufen, weil die Polizei gerade meine Tür aufgebrochen hat und ich jetzt meinen Anwalt anrufen müsse.
Ich weiss, meine Fantasie hat da mal wieder überhand genommen, trotzdem hat dies seine Wirkung nicht verfehlt. Die Anrufe wurden weniger. Trotzdem bin ich nunmehr zur eingangs geschilderten Vorgehensweise übergegangen. Nicht dass hier tatsächlich nocheinmal jemand behauptet, ich sei Alkoholiker oder pleite!
Auf jeden Fall wird eben nunmehr aufgezeichnet, falls sich da je etwas ergeben sollte, habe ich wenigstens eine Beweismöglichkeit.
Wie auch immer, beides scheint funktioniert zu haben. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, wann ich den letzten Anruf von diesem Callcentern bekommen habe, muss also schon einige Monate her sein.