Wäre es auch möglich, dass zukünftig zweigeleisig gefahren wird?
Im professionellen Bereich, wo mit hochsensiblen Daten gearbeitet wird(Medizin, Banken etc.) wäre so eine Technologie aus Gründen der Sicherheit grundsätzlich begrüssenswert und die Unternehmen sicher auch bereit, die dafür entstehende Mehrkosten zu zahlen. Die Vorteile überwiegen hier. Gleiches gilt auch z.B. für kommerziell ausgerichtete Publikationen (bisheriger Printbereich). Bisher sind hier Verlage noch sehr zurückhaltend, wenn es z.B. darum geht, teure Fachbücher auch auf diesem Wege zu veröffentlichen. Das dürfte sich dann schlagartig ändern und somit den Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen erleichtern/ermöglichen bzw. das Angebot erweitern.
Im privaten Bereich düfte sich diese Technologie nicht durchsetzen, vorausgestzt, Otto-Normaluser legt seinen bisher gepflegten Pavloff'schen Reflex ab und kauft wie ein Kleinkind im Bonbon-Laden alles, was bunt und neu ist. Und hier kann man was durch Aufklärung erreichen. Deshalb ist es gut, möglichst viel darüber bekannt zu machen. Anbieter könnten zukünftig z.B. dadurch Produkte gezielt bewerben und absetzen, die NICHT dieser Technologie unterliegen. Ein Markt dürfte dafür ja dann gegeben sein.
Ausserdem: Steht es im Grundgestzt, dass jeder Rechner online sein muss? Was ist mit Regionen auf der Welt, in denen ein onlinezugang nicht so problemlos zu realisieren ist, wie bei uns? Will man auf Milliarden von Menschen als zukünftig potentielle Kunden verzichten?
Zum Problemkomplex "Raubkopie" ein paar Aspekte aus meiner Sicht:
1.Wenn Produkte zu teuer sind, dann lohnt sich erst Kriminalität. Das ist kein neues Phänomen, sondern seit altersher z.B. beim Schmuggel oder Markenpiraterie/Plagiatentum bekannt. I.a. liegt hier die Hauptproblematik im Bereich der Unterhaltungsmedien und mancher Softwareprodukte.
2."Kopierschutz" wird sowieso fraglich, wenn man sich mal im Audiobereich klarmacht, mit welcher Begeisterung Musik in zum Vergleich von konventionellen Audio-CD-Tracks lausiger Qualität aus dem Netz gezogen bzw. über MP3-Player konsumiert und anscheinend damit auch akzeptiert wird. Unser Equipment ist mittlererweile auch im "Konsumerbereich" so gut geworden, dass man via DAD-Rerecording hier qualitativ so hochwertige Aufnahmen fertigen kann, die klanglich weit über diesem Level liegen. Es braucht u.U. halt etwas mehr Zeit als eine digitale Kopie. (Zu anderen Inhalten (Bild, Filme) habe ich diesbezüglich aber keine Erfahrungen und kann mich nicht dazu äussern)
3. Wenn das Podukt "stimmt" d.h., wenn der subjektiv durch den Kunden empfundene Wert des Produktes den Preis aus seiner Sicht rechtfertigt, dann greift er auch zum Original. Gute Handbücher oder Support, Zunkunftssicherheit und eine faire Firmenpolitik sind hier u.a. ausschlaggebend. Nur, was in konventionellen Branchen hier hinsichtlich Kundenfreundlichkeit schon generationenlang üblich ist, scheint im DV-Breich und hier v.a. bei Privatkonsumenten ein Fremdwort.
Will man gegen Raubkopien wirkungsvoll vorgehen, so müssen mehrere, auch für die Produzenten solcher Produkte unangenehme Strategien angewandt werden, als nur technische Lösungen. Als Musikanbieter zu glauben, so, wie man bisher operiert hat, weitermachen zu können, ist naiv, da durch die Entwicklungen auf dem DV-Sektor zunehmend die traditionelle Kontrolle über Produktionsmittel und Vertriebswege und damit die Möglichkeit des qualitätsunabhängigen Preisdiktates der Branche entzogen ist.
Übrigens: Hat vielleicht noch jemand im Kopf, wieviel z.B. Elvis für seine Plattenverträge in den 50ern bekam? Damit hätten die Stones Probleme, ihre Back-Stage-Physiotherapeuten zu bezahlen! Insgesamt ist nämlich die Branche in den späten 60ern finanziell aus dem Ruder gelaufen. Wir haben uns nur daran "gewöhnt", ein traditionell verbrieftes und damit zu schützendes Kulturgut ist es aber nicht, dass, wenn jemand zwei/drei Chart-Hits zusammenträllert er bis zu seinem Lebensende Multimillionär sein muss.