Was nicht schwer zu erraten war, geht die Fahrt an diesem Tag zur
"Catacombe dei Cappuccini“ Die, auf schlichtem deutsch, Kapuzinergruft
in Palermo ist nicht leicht zu finden. Ohne viel Mühe erreicht man den Ort
über die "Via Pindemonte" wenn man die Stadtautobahn etwa bei Calatafimi
verlässt. Selbst morgens um 9 Uhr herrscht dort schon viel Betrieb.
Am Piazza Cappuccini entdeckt man am Gebäude links den Ingresso Catacombe.
Dort entrichtet man seinen Opulus, grad mal 3 Euro. Auf einer seichten Schräge nach
unten kommt man sogleich in einen gewölbeartigen hohen Keller.
Man mag mir verzeihen, das fotografieren ist in der Gruft, ist streng verboten. Aus
verständlichen Gründen. So die meisten Bilder aus der Hüfte und etwas verwackelt.
Der Anblick, der zumeist mit Draht an den Wänden gehaltenen Mumien, lässt einem
erst einmal den Atem stocken. Man schaut ihnen unwillkürlich ins Gesicht. Schreiend,
weinend, betend oder fragend, ich kann es nicht beschreiben.
Man könnte meinen, jede einzelne Mumie will mit Gesichtsausdruck und Kleidung
ihre Lebensgeschichte erzählen. Vom jungen Mädchen mit Häubchen bis zum
Diplomaten in prachtvoller Kleidung aus dem 18ten Jahrhundert, Soldaten in ihrer
Uniform oder Mönche in ihrer schlichten Kutte sind hier aufbewahrt.
Auf dem Boden stapeln sich die Särge. Nicht alle Mumien hängen. Wie in einem Lager
liegen viele in Regalen. Rechts im Bild der Zugang zu einem Gebeinekeller.
In einem der Gänge finde ich Kindersärge mit einer Glasscheibe in der Seite. Zwillinge
waren zu sehen, höchstens einjährig. Man wird unfreiwillig schweigsam in dieser Gruft.
Hier kündigt sich etwas an was auf der Welt seinesgleichen sucht. Das Schneewitchen
von Sizilien oder die schönste Mumie der Welt. Erstere Bezeichnung gefällt mir besser.
Zwei Wochen vor ihrem zweiten Geburtstag verstarb sie an der spanischen Grippe. Ihr
Vater beauftragte sogleich den seinerzeit bekanntesten Mumifizierer, sie ewig schön zu
erhalten.
Vor einigen Jahren musste gehandelt werden. Rosalias Gesicht bekam graue Flecken.
Luft drang in den Sarg der nicht mehr dicht war. So bekam sie diesen Sarkophag aus
Metall und Glas. Mit Stickstoff gefüllt und bei gleichbleibender Feuchte, hofft man weitern
Verfall zu verhindern.
Der Anblick dieses Kindes, mit ihrem goldenen Haar und der goldenen Schleife darin,
geht einem schon nahe. Ich kann ihren Vater verstehen, der sein Kind ein Jahr lang
täglich besuchte. Möge sie, Rosalia Lombardo, noch lange so erhalten bleiben. RIP.
Auf Grund der Länge des Beitrags, verschieb ich den Besuch in der Kathedrale von
Monreale in den nächsten Teil. Grüße Andy