Hi ich hab jetzt schon des öfteren gehört das es möglich sein soll die Kopfhörer auch als Mikrofon zu verwenden wie geht das?
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Jede Wechselsprechanlage arbeitet nach diesem Prinzip - der "Schallwandler" ist Lautsprecher und Mikrofon zugleich!
Wie das funktioniert? Ein (dynamisches) Mikrofon ist die Umkehrung des Lautsprecherprinzips und umgekehrt! In beiden Fällen bewegt sich eine Spule in einem Magnetfeld (Induktion). Beim Lautsprecher wird die Spule vom "Verstärkerstrom" durchflossen, die dadurch erzeugten Magnetfelder bewegen je nach Polarität und Amplitude die Spule und gleichzeitig die mit der Spule verklebte Lautsprechermembran - die wiederum erzeugt die Schallwellen.
Beim (dynamischen) Mikrofon bewegen die Schallwellen eine Membran, diese bewegt eine mit der Membran verklebte Spule; die Spule erzeugt eine Wechselspannung, da sie ja in einem Magnetfeld bewegt wird. Es gibt noch Mikrofonarten, die nach völlig anderen Prinzip arbeiten. Dynamische Mikrofone arbeiten (wie der Name schon sagt) nach dem Dynamoprinzip: eine Spule wird in einem (Permanent-) Magnetfeld bewegt und erzeut dadurch eine Spannung.
Wenn Lautsprecher als Mikrofone verwendet werden, dann sind das sehr kleine Lautsprecher, etwa PC-Speaker-Größe. Diese sind meist auch hochohmig (hohe Windungszahl), damit bei Umschaltung auf Mikrofon eine gewisse Mindestspannung induziert wird.
Du kannst auch einen großen Baßlautsprecher als Mikrofon verwenden, diese Anordnung würde aber nur eine sehr kleine Spannung abgeben und es würden keinerlei hohe Töne erzeugt werden. Der Grund ist die hohe Masse von Membran und Spule und die harte Aufhängung, die Masse muß ja auch von den auftretenden Schallwellen bewegt werden, um eine Spannung in der Spule zu induzieren.
"Richtige" dynamische Mikrofone haben sehr kleine und leichte Membranen und Spulen, um eine extrem kleine zu bewegende Masse zu erreichen ... nur so können auch hohe Töne in elektrische Signale umgewandelt werden.
Dynamische Kopfhörer sind Mikrofonen eigentlich am ähnlichsten, quasi Mikrofone, die als "Lautsprecher" betrieben werden.
rill
Danke für die schnelle Antwort also meinst du das ich einen Kopfhörer oder eine Boxe nehmen kann und die dann einfach an den Mic-Input anschliessen kann und dann klappts?
Kopfhörer würde schon eher gehen, aber eine Lautsprecherbox macht keinen Sinn (wäre viel zu leise und viel zu dumpf).
In er Praxis bringt das auch keinen Sinn (Fehlanpassung, schlechte Qualität). Die Lösungen, wo Schallwandler zugleich als Mikrofon und Lautsprecher verwendet werden, sind speziell angepasste Lösungen.
Ich dachte, Du wolltest nur wissen, ob dies prinzipiell geht, eine praktikable (Dauer-) Lösung gibt es kaum.
So ein Ersatz-"Mikrofon" würde auch enormen Lärm durch Körperschall (Anfass- und Griffgeräusche) erzeugen. Selbst beim billigsten Mikrofon ist die Kapsel mit Schaumgummi oder Filz im Innern gegen Körperschall mehr oder weniger gut isoliert. Bei Studiomikrofonen wird erheblicher Aufwand zur Absorption von Körperschall getrieben.
Selbst das billigste Mikrofon vom Supermarkt wäre besser als die "Ersatzlösung"! Auf Flohmärkten kann man auch Glück haben.
Ich habe für wenige Mark das legendäre Studio- und Reportermikrofon Sennheiser MD 21 erworben:
MD 21
Bei anderer Gelegenheit habe ich bei einem An- & Verkauf gleich 3 gleiche DDR-Studiomikrofone für einen Spottpreis gekauft (neu, mit Original-Meßprotokoll!).
Billig zu Mikrofonen zu kommen (müssen ja keine Studiomikes sein) ist also kein Thema.
rill
Dynamische Mikros haben 200-500 Ohm Widerstand (Impedanz). Oft werden noch Trafos benutzt um sie mittelohmig (2000 Ohm und mehr) oder hochohmig zu bekommen (jenseits 5000 Ohm). Für den Rauschabstand und Brummabstand sind niederohmige Mikros günstig. Weil bei niederohmigen Mikros die Spannungen besonders gering sind, ist aber ein qualitativ hochwertiger Vorverstärker notwendig. Mit den üblichen Soundkarten im Computer ist da nichts zu holen. Die Soundkarten sind für mittelohmige Piezo-Mikros ausgelegt, die eine Spannung vom PC erhalten. Insgesamt gibt es folgende Probleme:
1) Widerstand zu gering, 8 Ohm bei Lautsprechern, ca. 35 Ohm bei Mini-Kopfhöhrern. => Geringe Spannung, spezieller Vorverstärker notwendig.
2) Membranfläche zu groß => Überbetonung der Bässe, schlechte Höhen. Praktisch gehen nur Kleinlautsprecher wie man sie aus Gegensprechanlagen kennt. Ev. Angekoppelt über Elko, um die Bässe fernzuhalten.
3) Spannung auf dem Mikroeingang. Diese Spannung würde von dem Lautsprecher (zu niederohmig) kurzgeschlossen. Ev. Beschädigung an der Soundkarte.
4) Anschlusskabel nicht abgeschirmt. Brummeinstreuung. Wird ev. unterbunden, weil der Lautsprecher, bzw. der Ohrhöhrer sehr niederohmig ist.
Am besten gehen so hochwertige Kopfhöhrer mit 500 Ohm, wenn das Anschlusskabel Mikrofonkabel-ähnlich ist, also mit der Masseleitung außen als Abschirmung. Über Elko ankoppeln, vielleicht 4,7µF/ein paar Volt. Trotzdem wirst Du wahrscheinlich - ohne extra Vorverstärker - ziemlich reinbrüllen müssen.
Electrec-Kondensator-Micros gibt es in gut verständlicher Sprachqualität spottbillig. Spezielle Computer-Headsets von Sennheiser, die Störgeräusche ausblenden, sind durchaus bezahlbar.