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Internet macht Menschen ungeduldig

presla / 1 Antworten / Baumansicht Nickles

Beschleunigung verringert Bereitschaft zu warten:

http://www.pressetext.com/news/20120315019

Grüße aus NRW von Presla....... Horst Evers: Wer alles weiss, hat keine Ahnung
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Olaf19 presla „Internet macht Menschen ungeduldig“
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Hi Presla, das ist ein äußerst lesenswerter Artikel zu einem Thema, das uns Computer- und Internetnutzer wirklich alle betrifft. Bis hierhin ist die Welt noch in Ordnung:

Gleichzeitig sinkt die Toleranz der User für Wartezeiten. Einer von vier Befragten gibt bspw. an, eine Internetseite umgehend zu verlassen, wenn diese länger als 4 Sekunden braucht, um sich auf dem Bildschirm aufzubauen.

4 Sekunden finde ich zwar etwas mager, prinzipiell kann ich das aber noch verstehen. Wenn ich ein gutes altes Buch oder eine Zeitschrift lese, möchte ich auch nicht bei jedem Umblättern 4 Sekunden warten, und mit heutigen Bandbreiten ist es durchaus möglich, dass Internetseiten auf Knopfdruck genau so schnell da sind wie Papierseiten nach dem Umblättern.

Alarmierend finde ich hingegen die Manipulierbarkeit der Menschen, also dass man sich von moderner Technik derartig beeinflussen lässt, dass Verhaltensweisen im Umgang damit schablonenhaft auf andere Dinge und Lebensbereiche übertragen werden, etwa auf den Umgang mit anderen Menschen oder, wie im Artikel erwähnt, die verlorene Fähigkeit zum Genießen.

15 Minuten in einer Warteschlange herumzugammeln, hat mich allerdings schon lange vor der Computerrevolution angeödet, da bin ich als Erwachsener eher gelassen geworden.

Es kommt wie überall im Leben auf die richtige Mischung an. Auch ich kann mich an der Geschwindigkeit moderner Technik berauschen, finde es großartig, dass es neben pfeilschnellen Festplatten nun auch SSDs gibt, dass im Internet praktisch jede erdenkliche Information auf Knopfdruck zu jeder Tages- und Nachtzeit sofort verfügbar ist, dass man mit einer Tabellenkalkulation Tausende und Abertausende Berechnungen durch Kopieren von Formeln über diverse Zeilen und Spalten hinweg automatisieren kann.

Deswegen verliere ich aber keinesfalls meine Genussfreudigkeit. An langen Frühlings- und Sommerabenden nach Feierabend ins Moor fahren, über den See blicken und den balzenden Fröschen zuhören, sich selbst als Bestandteil des Wildlifes empfinden - das sind Dinge, die ich mir nicht nehmen lasse. Ich habe bei solcher Gelegenheit auch nie das Gefühl, Zeit zu verlieren oder sie nicht produktiv zu nutzen - ganz im Gegenteil.

Geistig produktiv sein kann man ohnehin nur, wenn man auch einmal mit seinen Gedanken allein ist. Den Arbeitstag an sich abperlen lassen, den Kopf frei bekommen für frische Ideen, das braucht eben die eine oder andere Zäsur mit Ruhe und Muße.

So, jetzt habe ich mir auch einmal ein wenig Zeit genommen. Dieses Thema war es mir wert.

THX fürs Verlinken
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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