Hallo zusammen!
Mag ja sein, dass spezielle "Plagiats-Aufdeckungs-Software" vor fünf Jahren noch nicht so ausgereift war wie heute. Halte ich ohne weiteres für möglich. Aber Textrfragmente in Anführungszeichen setzen und bei Google eingeben, das ging doch schon immer? Wozu bedarf es da einer "Fein-Justierung"? Insofern finde ich diesen Artikel etwas befremdlich. Kann sich von euch jemand einen Reim darauf machen?
CU
Olaf
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Ich vermute mal, das 2006 die Suche in online verfügbaren Dokumenten noch nicht so ausgereift war. Die meisten relevanten Texte stehen ja nicht als Webseite, sondern als Datei zur verfügung (in der Regel PDF). Und das ist schon was anderes als einfach Webseiten zu durchsuchen.
Nebenbei ist es natürlich auch fraglich, in wieweit die relevanten Texte online verfügbar waren bzw sind. Ich gehe mal davon aus, das 2006 wesentlich weniger der relevanten Quellen einfach online verfügbar waren als heute. In den letzten Jahren wurden viele alte Diplom- und Doktorarbeiten online gestellt. Was vor allem Hochschulen, aber auch Anti-Plagiatsdienstleister machen, einerseits natürlich für eine einfachere Recherche vorhandener Quellen (zitieren ist ja durchaus erlaubt), andererseits natürlich auch um eben diesen Diebstahl geistigen Eigentums zu verhindern.
Anders gesagt - jemand der 2006 seine Doktorarbeit durchgelogen hat muss hoffen, das er heute nicht noch mal überprüft wird...
2006 gab es schon sogar google scholar ...
Weiter: http://www.supportnet.de/newsthread/2362938
Hi!
Das ist natürlich - gelinde gesagt - Blödsinn, den der Herr Kontrolleur da zur eigenen Verbreitung verzapft. Ich habe das Buch "Das Google-Copy-Paste-Syndrom" von Stefan Weber in der ersten Auflage im Regal. Das ist von 2007. Der Inhalt basiert auf mehreren Arbeiten von Stefan Weber, die er in den Jahren davor geschrieben hat. Das Vorwort ist auf den Herbst 2006 datiert.
http://www.heise.de/tp/r4/buch/buch_25.html
Das Buch ist eine Streitschrift gegen die lasche Handhabung und das Wegsehen/Ignorieren der Verantwortlichen, was das Kopieren von Texten in wissenschaftlichen Arbeiten angeht. Leider ist es als ernste wissenschaftliche Arbeit aufgestellt und daher extrem trocken und dank der ganzen Quer/Literaturverweise nicht immer einfach zu lesen ("staubtrocken" nenne ich das). Zudem schlägt der Autor am Ende etwas über die Stränge, indem er Anfängt generell die Netzsprache und den SMS-Style zu verdammen.
Obwohl: genau damit kämpfen wir hier ja ebenfalls seit mehreren Jahren; Stichwort nutzlose Einsatzfrage und zusammengestolperte Wörter ohne echten Nährwert. (Plus die Weigerung dieser Fragesteller auf Rückfragen zu reagieren - wie sinnvoll ist dann die Frage, wenn sie nie gelöst werden kann? Stichwort: Scheissfrage )
Onlineartikel zum Thema vom Autor findet man hier:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24006/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24006/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24771/1.html
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25137/1.html
Alles von Ende 2006/Anfang 2007. Das Thema ist vor der Buchveröffentlichung schon mindestens 3 Jahre durch die Presse gegangen. Wer da nicht mit verschlossenen Augen gelebt hat, muss das mitbekommen haben - das gilt auch für Rechtswissenschaftler an renommierten Universitäten.
Kurz als Einwurf mal meine Meinung zur aktuellen Diskussion:
Sie ist richtig und es ist gut, dass sie die Sache in den Blickwinkel der normalen Leute holt. Was schlecht ist, ist dass zu wenig darauf eingegangen wird, dass es nicht um eine einzelne Arbeit geht! Es betrifft den gesamten Wissenschaftsbetrieb und zieht dessen Qualität und Bedeutung fast ins Bedeutungslose.
Es ist im Wissenschaftsbetrieb normal, dass man Arbeiten schreibt und es ist auch normal dass ein Student dem zukünftigen Dr. und der dem Professor zuarbeitet. Was nicht normal ist, dass der Wissenschaftsbereich mit einer Masse an Arbeiten überflutet wird, die keine neuen Sichtweisen oder Erkenntnisse bringen und die von niemanden mehr richtig gelesen werden. Hier krankt das System!
Hier normal ein Link von Oben, der genau diese Sichtweise wiedergibt: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24006/1.html
Bis dann
Andreas
Vielen Dank Andreas für deine Zeilen! Das was du schreibst, kam mir auch gleich in den Sinn, als ich den Golem-Artikel las: Google gab es 2006 auch und dort konnte man auch schon Plagiate finden, wie am Beispiel Stefan Weber zu sehen ist.
Hinzu kommt, dass auch heute von den "Plagiats-ExpertInnen" nach wie vor Standard-Suchmaschinen die erste Wahl sind (und keine spezielle Plagiatssoftware), was ebenfalls gegen die These spricht (vgl. hierzu: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,738264,00.html)
Was nicht normal ist, dass der Wissenschaftsbereich mit einer Masse an Arbeiten überflutet wird, die keine neuen Sichtweisen oder Erkenntnisse bringen und die von niemanden mehr richtig gelesen werden. Hier krankt das System!
Ausschließlich dieser These möchte ich widersprechen. Ich glaube nicht, dass der Wissenschaftsbereich "überflutet" wird und die armen Profs nicht mehr hinterherkommen. Der Anteil der Promotionen schwankt in den letzten 15 Jahren zwischen ca. 23 000 und 25 000 Abschlüssen pro Jahr bei steigender Studierendenzahl.
Auch der Anteil der Promotionen an allen Studierenden ist seit 1980 nur marginal gestiegen: von ca. 1,18 % auf ca. 1,24 %. (Quelle: www.destatis.de)
Ich denke, dass viele Profs (natürlich nicht alle und der Anteil wird im Laufe der Zeit auch immer kleiner) dem Zeitgeschehen (was Internet und PC angeht) ein wenig hinterherhinken. Die Studis hatten es schneller drauf, dass man mit copy&paste sich nun schneller die Arbeit zusammenbasteln kann als noch 1998 und früher. Die Profs kamen erst Ende der ersten 2000-er Dekade immer mehr auf den Trichter, dass man Google und Co auch für den umgekehrten Weg (also: Prüfung auf Plagiate) nutzen kann und muss! Ich kann mich noch gut erinnern dass Anfang der 2000-er Jahre leichte Diskussionen bezüglich copy&paste aufkamen, die Diskussion aber meistens abgewürgt wurde, dass das nicht so relevant sei. Das war halt eine Fehleinschätzung, wie man heute sehen kann (hinterher ist man meistens klüger).
Ich habe damals Seminare gegeben und da war es oft üblich, dass die Studis oft das Siegel der Uni oder der Fakultät auf ihre Hausarbeiten draufgemacht haben (war halt einfach über copy&paste). Wenn ich die Leute dann aber darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie auf diese Weise Siegelmissbrauch betreiben (Man suggeriert, dass die Arbeit ein offizielles Dokument der Uni ist ...), wurden sie schnell ganz bleich und das Titelblatt wurde dann ganz schnell korrigiert ;-)
So ein Mist! meine ganze Antwort wurde beim Absenden geschluckt.
Jetzt muss ich wohl alles noch einmal restaurieren und die Zitate neu zusammensuchen...
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Ich übernehme hier die Meinung anderer Autoren. Eigene Erfahrung kann ich nicht vorweisen, da ich nie eine Assistentenstelle (oder gar mehr) hatte.
Den Link http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24006/1.html hatte ich gesetzt, weil die Meinung da schon dargelegt wird:
"Irgendetwas stimmt nicht mehr mit der Textproduktion der Kulturwissenschaft."
"Die Studierenden sind nicht (nur) die Bösen. Die Lehrenden sind nicht (nur) die Versager. Beide Gruppen sind nicht nur faul. Und auch das Internet ist nicht nur Verführung zu Copy/Paste."
"
100 Seiten mit 200 Fußnoten = Diplom- oder Magisterarbeit, 200 Seiten mit 400 Fußnoten = Doktorarbeit, 400 Seiten mit 800 Fußnoten = Habilitationsschrift: Irgendwie scheint das nicht mehr recht zu funktionieren. Die Zahl der Autoren übersteigt die der Leser bei weitem, manche Arbeiten haben wohl keinen einzigen Leser (..)
Eine Lösung wäre: Schreiben wird doch bitte viel weniger Seiten, und formulieren wir dafür jeden Satz selbst (außer, der Gedanke aus der Literatur ist so dramatisch wichtig, dass er zitiert werden muss)!"
Hier http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19921/1.html zitiert der Autor Debora Weber-Wulf:
"Wir behandeln Studierende wie Nummern in einer Abschlusszeugnis-Erzeugungsmaschinerie, es geht kaum noch um wissenschaftlichen Diskurs. Und wir lesen die Texte nicht mehr sehr gründlich".
Im Spiegel gab einen Kommentar der ebenfalls auf einen Systemfehler im Wissenschaftbetrieb heraushebt, aber in eine etwas andere Richtung argumentiert:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747408,00.html
"Schluss mit akademischer Vetternwirtschaft, her mit echten Prüfern
Der Skandal um Guttenbergs Doktorarbeit ist in jedem Fall ein Skandal um das deutsche Wissenschaftssystem und seiner Institutionen. Bei aller Konzentration auf den Minister und sein Fehlverhalten sollte das nicht übersehen werden. Meines Erachtens sind - neben Konsequenzen für die Verantwortlichen - einige tiefgreifende Reformen des deutschen Wissenschaftsbetriebs dringend angeraten."
Bis dann
Andreas
Hallo Andreas,
dann haben wir vermutlich ein wenig aneinander vorbeigeschrieben. Ich meinte nur, dass im Verhältnis nicht mehr Doktorarbeiten geschrieben werden, aber in der Tat werden die Texte immer umfangreicher ... was dann sicherlich Kern des Problems wäre. Insofern stimmt dann deine These doch wieder ;-)
Viele Grüße
Werner
Das entspricht alles etwa meinem ersten Eindruck bei der Lektüre des verlinkten Artikels.
Allerdings finde ich die Einwände von ABatC auch ganz nachdenkenswert. War vor 5 Jahren schon genau so eine große Fülle an wissenschaftlichen Arbeiten online wie heute? Und hat die Google-Suche von Textfragmenten innerhalb von Textdateien oder PDFs, also nicht Webseiten!, schon genau so ausgereift funktioniert wie heute?
Generell tendiere ich mehr zu den Ansichten von Karlheinz, Kien und Andreas, aber diese Aspekte sind schon noch ernst zu nehmen.
CU
Olaf
Das ist absoluter Blödsinn was die Professoren da behaupten. Es gab bereits vor mehr als 10 jahren Software um einfacher! Plagiate zu finden. Natürlich ist diese bis heute immer besser geworden. Aber gerade bei einer solchen Fülle von Plagiaten ist es ausgeschlossen, dass eine spoezielle Software vor 5 jahren nicht in der Lage war, diese zu finden.
Ausserdem ist es auch möglich Plagiate ganz ohne Software zu finden, was in gewissem Maße auch Aufgabe der Bewertungskomission ist.
Es wurde ganz einfach (absichtlich) "vergessen" überhaupt in irgendeiner Weise zu prüfen. Mit solchen Agrumente werden die Doktorväter ihren kopf nicht aus der Schlinge ziehen könnnen.