Cablecom ist in der Schweiz der führende Kabel-TV-Anbieter. Vor einigen Monaten führte Cablecom für seine Kunden Smartcards mit dem CI-Plus-Standard ein. Das "Plus" steht bei diesem Standard eigentlich für Verbraucherverarsche, die Rechte der Zuschauer können (werden) dabei brutal eingeschränkt.
TV-Sender können beispielsweise festlegen, dass sich Werbung in Aufzeichnung nicht wegspulen lässt, Aufnahmen nur eine bestimmte Haltbarkeit haben oder sie komplett verbieten. Auch moderne Techniken wie Unterbrechen einer Sendung mit Timeshift können deaktiviert werden. Bei den CI-Plus-Smartcard ging Cablecom radikal vor und verbot das Aufzeichnen von TV-Sendungen sämtlicher Kanäle pauschal.
So weit bekannt haben deutsche Privatsender Druck gemacht, die ihre Sender ebenfalls über Cablecom auslieferten. Eigentlich können TV-Sender individuell für jede Sendung entscheiden, was dem Verbraucher erlaubt ist. Da die individuellen "Schalter" allerdings noch nicht funktionierten, wurde halt pauschal alles verboten.
Konkret wurden dabei auch Aufnahmen der öffentlich rechtlichen Sender gesperrt. Unter anderem aufgrund Drucks beziehungsweise Klagen durch Schweizer Verbraucherschutzverbände will Cablecom ab heute ein automatisches Software-Update einspielen, das die Pauschalsperre deaktiviert und durch den sogenannten "dynamischen Kopierschutzmechanismus" ersetzt.
Das ist der, bei dem die TV-Sender individuell entscheiden können, was sie zulassen und was nicht. So weit bekannt, gibt es bislang noch keinen Sender, der die Aufnahmerechte einschränken will. Die Schweizer Cablecom-Kunden haben ihre Aufnahmefreiheit (vorübergehend?) zurückgewonnen.
Michael Nickles meint: CI-Plus. Das wird in den kommenden Jahren gewiss noch eine verdammt lustige Sache werden. Ich kritisiere bei diesem Standard ja schon lange, dass ein besonderes heißes Feature anscheinend nicht vorhanden ist. Und zwar: das Wegzappen zu einem anderen Sender verbieten, sobald die Werbung losgeht.
Und: dann auch bitte gleich die Lautstärke auf Maximum hochfahren sobald die Werbung losgeht und die Lautstärke-Tasten für die Dauer der Werbung auf der Fernbedienung sperren. Und das Ausschalten des Fernsehers während Werbung läuft sollte sowieso verboten werden.
Das setzt natürlich voraus, dass alle aktuellen TV-Geräte verboten und durch solche ersetzt werden, die eine "unterbrechungsfreie Stromversorgung" drinnen haben, die zumindest für die Dauer der Werbestrecke durchhält. Spannend wäre gewiss auch eine Zwangs-Webcam in TVs mit Gesichts-/Verhaltenserkennung. Sobald der Fernseher erkennt, dass einer bei der Werbung weggeht oder nicht aufmerksam zuguckt, muss er irgendwie bestraft werden.
So eine Zwangs-Webcam könnte im Fall von "Pay-per-View"-Sendungen auch die Personen zählen, die vor dem TV mitgucken. Also mal ernsthaft: da blecht einer 5 Euro für einen Kinofilm im Wohnzimmer und dann gucken zig Leute mit - das kann doch wohl nicht so bleiben!