Als Erster eine tolle Idee haben und sie umsetzen, zählt heute nicht mehr viel. Kassieren tut der, der es sich als Erster erfolgreich patentieren lässt. Und die ständigen Berichte über Klagen wegen Patentverletzungen und daraus resultierende horrende Schadensersatzforderungen beweisen, dass das ein lukratives Geschäft ist.
Jetzt geht ein Aufschrei durch die Linux-Welt. Microsoft hat es offensichtlich geschafft, sich eine Sache patentieren zu lassen, die es bei Linux seit einer halben "Ewigkeit" gibt: SUDO. Damit ist eine Methode gemeint, bei der man in einem Betriebssystem zwar als "Normalnutzer" ohne Systemrechte arbeitet, aber dennoch Administrator-Aufgaben erledigen kann.
Im Fall einer systemkritischen Anweisung öffnet sich beispielsweise ein grafischer Dialog der mitteilt, dass die Sache nur vom Administrator erledigt werden kann und fordert zur Eingabe dessen Passworts auf.
Im Prinzip ist das eigentlich die deutlich bessere Variante des UAC, den Microsoft seit Windows Vista eingeführt hat. Microsoft Patentbeschreibung ist zwar recht allgemeingültig gehalten, beschreibt in gewissermaßen allerdings auch genau das, was SUDO seit Bestehen von Linux tut.
Entsprechend verärgert beschreibt Pamela Jones die Sache in ihrem Blog groklaw. Microsoft droht den Linux-Machern schon lange damit, dass Linux in "hunderten Fällen" Microsoft-Patente verletzt.
Es gab seitens der Linux-Leute bereits mehrfach die Aufforderung diese Patentverstöße zu bezeichnen, damit sie untersucht und gegebenenfalls beseitigt werden können. Aber da hüllt sich Microsoft in Schweigen. Das Patent "SUDO" ist jetzt also vermutlich ein weiteres auf Microsofts "böser Liste".
Michael Nickles meint: Fraglich ist natürlich wie immer, wie es überhaupt möglich ist, dass derlei Patente erteilt werden. Spekuliert werden kann eigentlich nur, dass die Patentbehörden nicht wirklich wissen, was sie tun.
...wie es überhaupt möglich ist, dass derlei Patente erteilt werden.
Ob SUDO eine patentierwürdige Schöpfungshöhe hat, vermag ich zwar nicht zu beurteilen - aber dass das jetzt keine "neue Erfindung" von Microsoft darstellt, können Millionen Linux-User weltweit bezeugen :-/
Wenn überhaupt, dann geht das Patent an den Falschen. Ob sich Microsoft auch noch Gnome, Yast, Synaptic und KDE patentieren lässt...?
Synaptic passt nicht in die Reihe? Passen die anderen denn besser ;-)
Danke übrigens für deine Ausführungen zu Prior Art, den Begriff kannte ich noch nicht. Nach dem was the_mic schreibt, lässt das einen Funken Hoffnung zu.
Windows hat schließlich gar keine Paketverwaltung
Das ist so nicht richtig. Schon seit Windows95 gibt es diesen Assistenten unter Systemverwaltung\Software, worüber sich Windows-Komponenten installieren lassen. Das kann man durchaus als Paketverwaltung betrachten.
Man könnte es in der Tat so nennen. Die Funktionsweise ist dann aber doch eine ganz andere als bei Linux. Insbesondere entfällt dieser für mich geniale, zumindest intelligente Abgleich von Library-Bestandteilen, der dazu führt, dass nur installiert wird, was nötig ist.
Für den Anwender ist es natürlich einfacher, wenn es so läuft wie unter Windows oder Mac OS - ohne diese Paketverwaltung.
MS schwingt ja gern die Patentrechts-Keule, an diese "Kinderkacke" gewöhnt man sich nie!
Es ist in der Tat eine Frechheit, aber ich habe MS leider seit 14 Jahren nicht anders kennengelernt,
und bin daher seit einigen Jahren "befreit" mit Linux unterwegs.
mmmh... Per se hat Microsoft eigentlich gar nicht mal so übel reagiert. Theoretisch könnte Microsoft die Linux-gemeinde wohl relativ unglücklich machen, immerhin gibt es da so einige ansätze, die Microsoft möglichkeiten zum einschreiten gäben. Ich will als beispiel nur mal die NTFS Implementierung im Linux-kernel anführen, die allein schon eine Patentverletzung darstellt(NTFS=Property of M$, patentiert, und wer NTFS für seine Produkte einsetzt, der müsste per Se Lizenzgebühren abdrücken).
Letztlich glaube ich, dass Microsoft einfach nicht weiss, wen man verklagen könnte. Ich meine, mal ganz im ernst, wer ist linux? Linus Torvalds? RedHat? SuSe/Novell? Die Debian Foundation? Canonical? Wohl eher alle zusammen. Und genau diese alle zusammen könnte Microsoft nicht verklagen. Dazu hat Linux einfach eine zu grosse kasse. Vom support seitens der User mal ganz zu schweigen. Denn ganz am ende steht sogar die US-Regierung hinter linux -
ändert aber alles nix daran, dass das Patent auf ein system zur dynamischen rechteerweiterung niemals bestand haben kann. es ist einfach prior art und damit ungültig
Letztlich glaube ich, dass Microsoft einfach nicht weiss, wen man verklagen könnte.
Ich glaube, Steve Ballmer war es, der eine ziemlich griffige Formulierung zu diesem Thema hatte. Danach ging es nicht nur um eine Klage gegen die Linux-Distributionen sondern - auch gegen die End-Anwender.
Sinngemäß hatte er so etwas gesagt wie: "Jeder, der in seinem Betrieb Linux benutzt, muss in seiner Buchhaltung ausreichende Rückstellungen bilden, damit er eines Tages die Schadenersatzforderungen und Lizenzgebühren von Microsoft begleichen kann" - oder so ähnlich.
"Jeder, der in seinem Betrieb Linux benutzt, muss in seiner Buchhaltung ausreichende Rückstellungen bilden, damit er eines Tages die Schadenersatzforderungen und Lizenzgebühren von Microsoft begleichen kann" - oder so ähnlich.
Ich glaube, Steve Ballmer war es, der eine ziemlich griffige Formulierung zu diesem Thema hatte. Danach ging es nicht nur um eine Klage gegen die Linux-Distributionen sondern - auch gegen die End-Anwender.
Wobei sich mir die Frage stellt, ob eine klage gegen *Endanwender* überhaupt aussicht auf Erfolg hätte, hier in EU-Land. Von den US of A rede ich nicht, da ist eh jede noch so absurd erscheinende klage erfolgversprechend.
Naja, prinzipiell sehe ich bei uns auch Möglichkeiten - wenn du eine "Raubkopie" von Windows benutzt, machst du dich ja auch strafbar.
Wenn ich in gutem Glauben, legal zu handeln, ein Ubuntu installiere und später stellt sich heraus, dass hier Microsoft-Patente verletzt werden, dann mache ich mich zwar nicht strafbar, hätte letztlich aber doch eine Quasi-Raubkopie von Win im Einsatz.
Könnte Microsoft dagegen nicht zivilrechtlich vorgehen? Ich weiß, das ist alles nur graue Theorie.
Als Erster eine tolle Idee haben und sie umsetzen, zählt heute nicht mehr viel. Kassieren tut der, der es sich als Erster erfolgreich patentieren lässt.Und die ständigen Berichte über Klagen wegen Patentverletzungen und daraus resultierende horrende Schadensersatzforderungen beweisen, dass das ein lukratives Geschäft ist.
Sorry Mike, aber da gibt es etwas, das nennt man "Prior art".
dazu in der kürze die Wikipedia Fassung(en):
Prior art (also known as state of the art, which also has other meanings, or background art[1]), in most systems of patent law,[2] constitutes all information that has been made available to the public in any form before a given date that might be relevant to a patent's claims of originality. If an invention has been described in prior art, a patent on that invention is not valid.
Ich übersetz es mal:
Prior art (auch bekannt als "state of the art", ein Begriff der auch andere Bedeutungen hat, oder Background art[1], bezeichnet in den meisten Patentgesetzen jegliche information, die vor einem gegebenen Datum in irgendeiner Form veröffentlicht wurde, und die relevanz zu den Ansprüchen eines Patents auf Originalität hat. Wenn eine Erfindung bereits in "prior art" beschrieben wurde, ist ein Patent aufgrund dieser Erfindung nicht gültig.
mmh, meine übersetzung ist zwar nicht besonders gut, aber sie sollte verständlich machen, worum es geht: Niemand, auch nicht Microsoft, kann dinge patentieren lassen, die er/sie/es(<-Microsoft) nicht erfunden hat und die bereits vorher beschrieben oder implementiert waren. Damit ergibt sich wohl dann auch die ganze relevanz dieser news
Wenn man sich das so an-ließt ist das wieder ein Grund mehr von diesem Verein Abstand zu nehmen.
Wie war mal ein Plakat im Siliziumtal zu bewundern: </netscape>
Es wird Zeit für </microsoft>, aber zügig!
Hat es da UNIX und auch sudo nicht schon lange gegeben?
UNIX ja
X11 ja
sudo? fraglich. Die ersten mir bekannten referenzen auf sudo stammen von 1980. Damals war X übrigens schon seit ein paar jahren etabliert.
bei sudo bin ich echt überrascht, das hätte ich schon in einem recht alten UNIX vermutet
dd hast du auch absolut recht. Ich kann mich garnicht mehr erinneren in welchem Unix der "Superuser Modus" nicht verfügbbar war. Die Arbeit des zuständigen Patentamtes ist hier leider beschränt. SUDO ist nicht patentrechtlich geschützt also kann sich jeder die Idee patentieren lassen, wenn sie dann patentwert ist. Ob er dann mit Zitronen gehandelt hat, entscheidet sich später. Aber zahlen muss er wenigstens erst einmal!
@Synthetic_codes
Prior art ist hier sicherlich zutreffend, kann aber erst im Nachhinein festgestellt werden.
Die Kosten für SUDO Patent dürften auch nicht unerheblich sein. Wenn Patentrechte erworben werden, die sich später nicht vermarkten lassen, wird sich diese UNSITTE hoffentlich selbst ad absurdum führen.
wie es überhaupt möglich ist, dass derlei Patente erteilt werden.
Indem die Patentanträge durch das überforderte Patentamt mehr oder weniger ungeprüft einfach abgestempelt und akzeptiert werden.
sich eine Sache patentieren zu lassen, die es bei Linux seit einer halben "Ewigkeit" gibt
Na genau darum ist das kein all zu grosses Problem. Das Patent kann wegen "prior art" relativ leicht wieder storniert werden.
Allerdings zeigt diese Geschichte wieder einmal ganz genau, weshalb man bei Microsoft immer extrem aufpassen und jede Aktion auf die Goldwaage legen muss.
Na genau darum ist das kein all zu grosses Problem. Das Patent kann wegen "prior art" relativ leicht wieder storniert werden.
was mich bei dieser sache allerdings wundert, ist dass es noch nicht storniert wurde... der weiter oben verlinkte heise-artikel beschreibt das patent ja bereits, und der artikel stammt von vor 5 Jahren. Das in selbigem Artikel bezifferte Patent(der Link auf heise ist dead, daher meiner: 6,775,781 scheint aber nach wie vor gültig zu sein:
Inventors: Phillips; Thomas G. (Bellevue, WA), Sutton; Paul C. (Bellevue, WA), Wang; Gang (Issaquah, WA)
Assignee: Microsoft Corporation (Redmond, WA)
Appl. No.: 09/620,746
Filed: July 20, 2000
Microsoft hält so viele Prior-Art-Patente, dass sich die FSFE und das SFLC nicht um alle gleichzeitig kümmern können. Man könnte dies als MS-DoS-Attacke bezeichnen ;-) (ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass die Akronyme für "Denial of Service" und "Disk Operating System" bis auf die Gross-/Kleinschreibung eines Buchstabens identisch sind? Ein Schelm, wer böses denkt)
Microsoft kann nicht die Urheberrechte beanspuchen , weil der ursprüngliche sudo Befehl für AT&T Unix System V in 1983/84 entwickelt wurde.
Hat sich AT&T sudo damals nicht patentieren lassen ?
1983 gab es von Microsoft ein kleines DOS .
Microsoft sollte endlich mal ein richtiges Betriebsystem wie Unix programmieren und nicht mit diesem Patentschei* kommen.
@Microsoft Steve Ballmer
Wir wollen ein Open Source Unix und keine Spielekonsole wie Windows !
wurde beim ausstellungsverfahren eines patents ein fehler gemacht, ist dieser AFAIK ungültig.
längere zeit bekannte methoden dürfen nicht patentiert werden zumindest nach deutschem patentrecht), sodass man zB rad oder feuer nicht patentieren kann.
da "sudo" länger bekannt ist und auch BENUTZT wird, darf es,wie ich vermuten würde, so nicht Gegenstand des patents sein, sonst ist dieser ungültig.
gegenklage könnte interessant aussehen.
Ich finde das man ohnehin viel zu viel patentieren kann.
Wenn man zum Beispiel ein Handy baut, muss man dermaßen viele Rechte für patente erwerben, sonst hat man ein handy ohne die gängigen Funktionen, beim Pc ist es nicht anders.
Man kann sogar so etwas patentieren:
also ich wäre für einen freieren Umgang von Wissen!
Wobei sich hier das Problem der Vergütung der Schöpfer stellt, andererseits halten die meisten Patente für wichtige Errungenschaften sowieso nur größere Unternehmen, von daher sollte man den Patent-Wahn stark eindämmen!
Hach, Leute, warum fallt Ihr - wie die Presse - auf solchen Schiss rein?
Der ganze Kram ist bloß eine ABM für irgendwelche nicht ausgelasteten Trottel bei M$, die zu wenig zu tun haben.
Und mit solchen "Schreckensmeldungen" die Welt "aufzuscheuchen", ist M$-Tradition.
Die Welt soll ständig vor diesem Hosenscheißer zittern, der an der Uni stets geduckt herumgeisterte oder in irgendeiner Ecke kauerte.
Ich finde, es müsste eine Linux Organisation geben, die für die Gemeinde der Linux Entwickler, alles patentiert. Wird dagegen von jemanden verstossen, wird die Gewinnausschüttung an die Gemeinde und zum einem Teil an den originalerfinder der entspr. Routinen übergehen. Ich finde, das sind genau die Schwachpunkte hier. Oder aber, es müssten Sachen, die GPL unterlegen vor Patentierung weltweit geschützt werden.
Interessant - offenbar hat es aber nichts genutzt oder SUDO war damit nicht geschützt. Mikrosaft wurde schon vieler solcher "illegallen Patientierungen" verdächtigt. Angefangen bei der GUI - die haben sie von yeroy. (Firmennamen wurden verändert)
Patente sind heute nicht mehr ein Schutz kleiner Erfinder sondern in Kombination mit Patentklagen ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Aufgrund der Anzahl und Trivialität vieler Softwarepatente ist es praktisch unmöglich, nicht irgendwie Patente zu verletzen. Um die deshalb drohenden Patentklagen abwehren zu können, braucht man selbst genügend Patente, so dass man auch dem Kläger ein paar Patentverletzungen vorwerfen kann. Dadurch erhofft man sich, nie wirklich vor Gericht ziehen zu müssen (und ja, ein Vergleich mit der Rüstungspolitik von '45-'89 ist nicht unzutreffend...). Das OIN sammelt also nur Patente, um im Fall einer Patentklage ein anständiges Arsenal für den Gegenschlag bereitzuhalten.