Allerdings wird dieser feine Zug etwas getrübt durch Behauptungen, Samsung hätte diese Blogger dann vor Ort unter Druck gesetzt sich als Promoter für Samsung zu betätigen, andernfalls würde man ihren bezahlten Rückflug stornieren und sie müssten selbst für ihre Rückreise sorgen - ein durchaus kostspieliges Unterfangen wenn die Heimreise zum Beispiel nach Indien führt.
So berichtet der indische Blogger Clinton Jeff der Seite Unleash the Phone über genau diesen Umstand. Angeblich lud Samsung ihn zu der Messe ein, bot ihm an den Flug und die Unterbringung für den Zeitraum der Messe zu bezahlen und fragte ihn ob er als unabhängiger Blogger, oder als Promoter zu der Messe anreisen wolle. Seiner Aussage nach wollte er explizit als unabhängiger Blogger anreisen. Trotzdem habe ihn Samsung vor Ort dann mehr oder weniger genötigt auf der Messe als Promoter Werbung für das Unternehmen zu machen und drohte ihm sowohl den Rückflug zu stornieren, als auch sein Hotelzimmer sofort zu kündigen.
Laut Jeffs Aussage konnte er sich zuerst mit Samsung auf einen Kompromiss einlassen und zwar in Samsung-Standkleidung an einer Veranstaltung teil zu nehmen und dafür nicht sofort "vor die Tür" gesetzt zu werden. Gleichzeitig sprang Nokia als "Retter in der Not" ein und erklärte sich bereit sein Hotel bis zum Ende, so wie seinen Rückflug zu bezahlen.
Das klingt alles erst einmal recht dubios, gerade wenn man auch Meldungen anderer Blogger wie Amit Bhawani zu diesem Thema liest in der er behauptet, dass Samsung ganz klar auf die Bedingungen der Einladung hingewiesen hätte.
Hat hier Samsung also wirklich einen PR-Gau begangen indem sie Bloggern das Messer auf die Brust gesetzt haben um sie zu Sockenpuppen im Samsung-Marketing zu machen, oder hat hier ein Blogger nur das Kleingedruckte nicht richtig gelesen, oder ist dies hier mal wieder ein perfider Fall von Guerilla-Marketing gegen Samsung? Gerade zu einem Zeitpunkt wo Samsung dank des verheerend verlorenen Prozesses gegen Apple und der erneuten Meldungen über Kinderarbeit in den Medien ist?
Unternehmen sind nicht gut oder böse, es sind Unternehmen und prinzipiell ist es absolut vorstellbar, dass ein Unternehmen so eine miese Tour fährt - ebenso wie es vorstellbar ist dass ein anderes Unternehmen so eine Aktion inszeniert, um einen Konkurrenten schlecht dastehen zu lassen. Aber genau so ist es auch vorstellbar, dass ein Blogger sich als Trottel outet, weil er es versäumt hat dem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen - oder aber dachte mit einer inszenierten Skandal-Meldung seine Seite ordentlich pushen zu können.
Klar ist das Unternehmen Samsung bestimmt kein Waisenkind - aber wäre Samsung so blöde auf diese plumpe Art einen PR-Gau quasi zu forcieren? Kinderarbeit bei Auftragsfertigern hin oder her - in einem Land wo Arbeitnehmerrechte quasi in den Kinderschuhen stecken (nein, das sollte kein Kalauer sein) und Wanderarbeiter zum Alltag gehören und ab und an auch Meldungen zu Sklavenarbeit die Runde machen - man sollte nicht vergessen - auch andere Unternehmen fertigen sehenden Auges dort und auch diesen Unternehmen geht es nur um Gewinnmarge und Profit.
Der Hintergrund, sofern er denn wirklich geklärt wird dürfte also interessant werden - aber eines ist mittlerweile klar: Die Schlammschlacht im Mobile-Business ist schon länger eröffnet und da dürfte keiner der Beteiligten eine saubere Weste haben, was die Wahl der Waffen angeht.