Allgemeines 22.005 Themen, 148.987 Beiträge

News: Klatsche für Dr. Kawashima

Gehirn-Jogging als Zeitverschwendung entlarvt

Michael Nickles / 5 Antworten / Baumansicht Nickles

Mit "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" hat Nintendo für seine portable DS-Spielkonsole einen weltweiten Hit gelandet. Bereits 2008 wurden, so weit bekannt, über 20 Millionen Exemplare des Gehirn-Trainers verkauft.

Dabei ist Dr Kawashima keineswegs eine Nintendo-Erfindung, sondern ein real existierender japanischer Gehirnforscher: Ryūta Kawashima. Der hat unter anderem das Buch "Train Your Brain: 60 Days To A Better Brain" veröffentlicht, das Übungsaufgaben zum fit halten des Denkapparats liefert und aus dem dann auch das Nintendo-"Spiel" entstanden ist.

Wenig überraschend: der Wissenschaftler geht davon aus, dass sich die Leistung des menschlichen Gehirns durch regelmäßiges spezielles Training verbessern oder zumindest aufrechterhalten lässt. Wer täglich mit Nintendo DS beziehungsweise Dr. Kawashima trainiert, hat eventuell allerdings Pech gehabt.

Die BBC hat eine wissenschaftliche Untersuchung durchführen lassen, was computerunterstütztes Gehirn-Training bringt. Und so wie es aussieht, bringt es schlichtweg nichts. Nicht weniger als 11.430 Testpersonen nahmen an der sechswöchigen Studie teil.

Dafür wurde eine "Gehirn-Jogging-Software" verwendet, die von Wissenschaftlern des "Medical Research Council" und der "Alzheimer's Society" entwickelt wurde. Die Teilnehmer wurden gebeten die Training-Software täglich 10 Minuten lang zu nutzen. Die Tester wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe kriegte Software die dafür ausgerichtet war, ihre Denk- und Problemlösungs-Fähigkeiten zu trainieren.

Die zweite Gruppe kriegte "Minispiele", die das Kurzzeitgedächtnis beanspruchten. Die dritte Gruppe kriegte lediglich gewisse Aufträge, im Internet zu surfen, was keine speziellen "Gehirnregionen" besonders beansprucht. Festgestellt wurde zwar, dass die Spieler bei der "Gehirn-Jogging-Software" immer besser wurden, das aber nicht unbedingt zu einer generellen Leistungsverbesserung des Gehirns führt.

Zumindest kamen beim Vergleich der Tests vor dem Training und danach keine feststellbaren Unterschiede raus. Es ist also schnuppe, ob man sechs Wochenlang alle Weile "nur" im Internet surft oder mit einem Ding wie "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" rummacht.

Auch Nintendo hat gegenüber der BBC inzwischen eingeräumt, dass es für die Effizienz seiner Gehirn-Jogging-Spiele keinen wissenschaftlichen Beleg gibt. Es ist also zu befürchten, dass spezielles Gehirn-Jogging schlichtweg Zeitverschwendung ist.

Den kompletten Bericht gibts hier bei BBC: Brain training doesn't boost brain power, work suggests.

Heute Abend wird die BBC auch eine Sendung zur Sache ausstrahlen. Die kann anschließend auch im BBC-Internet-Mediaportal target=blank>Iplayer angeguckt werden.

bei Antwort benachrichtigen
mono Michael Nickles „Gehirn-Jogging als Zeitverschwendung entlarvt“
Optionen

...ich denke nicht, das ein Test, der auf täglich 10 Minuten ausgelegt ist, eine aussagekräftige Referenz darstellen kann. Wenn ich jeden Tag nur 10 Minuten lang Schach spielen würde, dann würde ich auch kaum spürbare Fortschritte machen...

Dagegen habe ich schon Berichte gelesen, dass wenn man sein Leben lang einer Tätigkeit nachgeht, die das Gehirn überdurschnittlich fordert, das dann das Risiko für Alzheimer bzw. den Grad dieser Krankheit erkennbar reduziert werden kann.

Daher glaube ich sehr wohl, dass die Nutzung von Logik-Spielen nur vorteilhaft für einen selbst sein kann...

:-)

bei Antwort benachrichtigen
Ma_neva mono „...ich denke nicht, das ein Test, der auf täglich 10 Minuten ausgelegt ist,...“
Optionen

Nabend,

dass spezielles Gehirn-Jogging schlichtweg Zeitverschwendung ist. glaube ich auch nicht so.
Ich denke mir mal das jede Art von "geistiger Aktivität" einen Nutzen bringt, auch wenn man gegen diese Verklebungen im Hirn nicht wirklich (ohne ärztlichen Eingriff) was helfendes machen kann.dass die Nutzung von Logik-Spielen nur vorteilhaft für einen selbst sein kann... ist auch nach meiner Ansicht nie falsch, ebenso wie lesen oder auch von Ärzten empfohlene ausstreichen von Buchstaben in Artikeln. Alles ist eben besser als nix tun :-). Spaß sollte man auch noch daran haben :-).

Gruß
Manfred

Das Genie tut was es muß, das Talent tut was es kann
bei Antwort benachrichtigen
PaoloP Michael Nickles „Gehirn-Jogging als Zeitverschwendung entlarvt“
Optionen

Das dieses Gehirnjogging oder was auch immer zu keinerlei Verbesserung führt war aber bereits bewiesen, es hat sich nur niemand dafür interessiert. Dem entgegen halten kann man das es immmerhin in kleinsten hilft kognitiven Abbau zu verhindern.

Jedes mal wenn jemand "Cloud" sagt, verliert ein Engel seine Flügel.
bei Antwort benachrichtigen
Xdata Michael Nickles „Gehirn-Jogging als Zeitverschwendung entlarvt“
Optionen

Das Lösen von Problemen die für den oder die betreffende(n) interessant sind, also in denen sie oder er etwas Sinnvolles sieht,
können wohl schon gut für das Hirn sein.

Dümmliche Zahlenfolgentests (wie gerne von Psychologen genommen) oder anderes banales Zeug ohne Tiefe und sinnreichen Inhalt ist eher abträglich.

Klar kann man sein Gehirn mit sinnvollen Inhalten trainieren oder gar erfreuen.
Ein Mathematiker hat die Unsitte alles wissen zu müssen wohl mal etwa so kommentiert:
"Studenten sind keine Container für Wissensmüll"

Sehr gut fand ich auch Tegtmeier:
"was man nicht selber weiß - das muß man sich erklären.."

bei Antwort benachrichtigen
Ghost-Biker Michael Nickles „Gehirn-Jogging als Zeitverschwendung entlarvt“
Optionen

Jede Art von geistiger Arbeit hilft das Gehirn aktiv zu halten. Ich kenn einige ältere Herren die immer mit dem Kopf gearbeitet haben, da Akademiker, in entsprechenden Positionen. Die sind mit 80 immer noch klar im Kopf. Schaue ich aber auf Leute, die ihr Wissen aus der Bild haben und sich nur von Telenovelas und/oder Soapies berieseln lassen, dann sehe ich da ältere Mitbürger die geistig nur mehr wenig aufbringen können.
Auch wenn die Intelligenz genetisch bedingt ist, hilft es dennoch seinen Geist zu schulen und neugierig dem Leben entgegenzusehen. Nur wer nicht mehr neugierig ist, nicht wie Klatschweiber, sondern wissbegierig, der wird auch im ALter geistig fit bleiben. Aber auch im Alttag hilft es Probleme zu bewältigen. Nur wer viel weiß, kann auch viel anwenden.

bei Antwort benachrichtigen