N Abend Tilo!
Bis jetzt konnte ich ja noch halbwegs mitgehen, aber jetzt wirds doch etwas, öhm hmm bunt? - okay *bunt* in den Meinungen. Bunt soll ja gut sein für Kultur :-)
Aaaalso, wo fange ich an? "Kulturmangel führt zu schlechtem Geschmak [...] Schlechter Geschmack ist der Anfang von Gewalttätigkeit und Faschismus". Eine sehr abenteuerliche Interpretation in meinen Augen. Ich kann viele Ursachen für Faschismus ausmachen - das quasi primär dem erhöhte Preis für CDs oder Filme zuzuschieben ist geradezu eine Verunsachlichung der Diskussion. Das ist für mich in dreierlei Hinsicht gefährlich: zum einen schadet es der Diskussion um Kultur (die etwas wesentlich Anderes ist, als die von dir angesprochene "Massenkultur [...] finanzieller Eliten" [der Begriff ist im übrigen ja schon ein Widerspruch in sich ]), zum zweiten der Diskussion um Aufgabe und Sinn von Massenkultur und vielleicht am Schlimmsten schadet es der Diskussion um Faschismus. Dieser wurzelt nämlich tiefer als im Hören von Radiomusik ohne Tiefe. Wenn du Kultur als Ansatz gegen Faschismus siehst, dann bitte den Teil der die Menschen dagegen bildet.
Freies Kopieren garantiert im Übrigen noch lange nicht guten Geschmack: Kopiert wird das, was gefällt und verfügbar ist. Und das ist nun mal in der Mehrzahl das, was in den Charts ist und von den Großen den Musikgeschäfts gemacht wird. Der Musikmaschinerie geht es keineswegs um Kultur, ich denke da sind wir uns einig.
Was der Abschnitt über einen bestimmten Musikstil soll weiß ich nicht. Jeder darf seinen eigenen Geschmack haben, entscheiden was er dafür ausgibt. Und kein Musikstil an sich ist ein ehrlicher Grund, jemanden in eine politische oder mentale Ecke zu stellen. Es gibt überaus harte, gegröhlte Musik mit biblischen Texten. Schon gewusst? ;-)
Oh bevor ichs nochmal überlese: "Faschismus kollidiert immer mit gutem Geschmack". Ist dir schon mal aufgefallen, dass es rotzgefährlich ist "guten Geschmack" zu definieren? Das haben nämlich die faschistischen Systeme sehr gern gemacht um ihn von "schlechtem Geschmack" und "entarteter Kunst" zu trennen. Mit der Argumentation sägst du mit Wonne an dem Ast, auf dem du sitzt.
Hmm soviel wollte ich gar nicht über den Faschismus schreiben, weil eigentlich gehts uns ja um File-sharing, bzw um Copyright an Filmen und Musik, richtig? Kriminell ist das Ganze durch Festschreibung per definitionem im Gesetz. Daher bleibt an den Fakt des Diebstahls geistigen Eigentums nicht zu Rütteln. Frage ist nun - stimmt es mit deinem Empfinden überein? Offensichtlich nicht. Welche Möglichkeiten hast du nun? Du ignorierst das Ganze und bist somit kriminell. Eine andere Variante ist, zu versuchen das die "Illigalisiereung" aus deiner Sicht vom Gesetzgeber rückgängig gemacht wird. Dein Versuch könnte ein EU-Volksbegehren sein. Oder du hältst dich an Kultur, die in der Tat Kultur für die Bildung ist und deren Macher die Verbreitung wünschen. Ein schönes Beispiel hierfür ist George Michael mit politischen Werken.
"Wer Massenkultur teuer verkaufen will, verkauft Themen, die zum Raukopieren annimieren." Bitte hör doch damit auf. Das ist wie "wer was Schönes in seinem Supermarkt hat, animiert zum Stehlen."
"Etwas Wichtiges, diese Form von Kriminalität gefährdet NICHT den sozialen Frieden, eher stiftet sie sozialen Frieden. Raupkopieren führt höchstens dazu, dass weniger aufwändig produziert wird. Dass gar nichts mehr produziert wird, kann ich nicht recht glauben."
Aha. Und alles was nicht den sozialen Frieden gefährdet ist Erlaubt? Ich weiss, ich rede viel mit Beispielen. Aber wenn ich also den Supermarkt beklaue und er trotzdem noch Waren verkauft, weil es sein Geschäft ist - ist das dann in Ordnung?
Ich bestreite nicht, das einiges faul ist im Staate Dänemark - pardon - Staatenbunde Europäische Union. Aber mit russischen Verhältnissen das Raubokpiern von Eigentum privater Firmen zu rechtfertigen? Hui hui hui, da denkt jemand sehr - ummmm - mit einem Fuß in den Wolken. Das ist halt wie Taubeneier mit Äpfeln zu vergleichen - andere Größe, andere Geschmack und außerdem anderes Feld.
Ich will nicht, dass du denkst ich befürworte die Vorgehensweisse von Musikindustrie und Staat in Bezug auf die Copyright-Änderung und dem Rattenschwanz der hinten dran hängt. Auch ist nicht alles ohne Boden was du sagst. Nur ist die Argumentation einfach als Ganzes schlichtweg nicht zu gebrauchen. Gründe finden sich hoffentlich genug im Text oben.
Bis dann,
TheMidge