Habe mir den Artikel durchgelesen. Unter anderem kritisiert der Autor, dass keine festen Liefermengen vereinbart worden seien:
Aber die Firmen auf feste Lieferquoten festzunageln, wenn im Vertrag nur ihr "bestes Bemühen" eingefordert wird, ist nahezu aussichtslos.
Wenn ich Verantwortlicher einer Herstellerfirma bin, würde ich mich keinesfalls zu festen Quoten verpflichten, die meinen wirtschaftlichen Ruin bedeuten können. Wie der Autor richtig feststellte, wurden solche Verträge schon lange vor der Zulassung abgeschlossen - zu einem Zeitpunkt, wo kein Hersteller wissen konnte, ob sein Präparat die Zulassung bekommen würde (es wird ein französisches und ein belgisches Präparat genannt, die offenbar gescheitert sind) und wo er auch nicht wissen kann, ob es bei der Produktion möglicherweise unvorhersehbare Pannen gibt (eine Zulieferfirma liefert nicht, eine wichtige Maschine wird defekt und kann nicht von jetzt auf gleich repariert werden, die Mitarbeiter denken, jetzt sei der optimale Zeitpunkt für einen Streik oder erkranken selbst massenweise, so dass es für die Produktion an Fachwissen fehlt, etc. etc.). "Vorhersagen über die Zukunft gehören zu den schwierigsten überhaupt".
Auch der Vorwurf, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben, obwohl es schon im Sommer positive Meldungen über den Pfizer-Impfstoff gegeben habe, geht m. E. daneben:
Schon im Sommer 2020 machten Biontech und Pfizer mit positiven Studienergebnissen auf sich aufmerksam.
Im vergangenen Jahr hat so ziemlich jede im Gespräch befindliche Firma Presseaussendungen über ihren erfolgreichen und vielversprechenden Ansatz gemacht - überprüfbare Testdaten lagen nicht vor (das wird jetzt noch immer diskutiert, ob die Pharmafirmen ihre Testdaten der Öffentlichkeit zugänglich machen müssen und nicht nur der Zulassungsbehörde). Umgekehrt war der russische "Sputnik" und ein chinesisches Produkt schon im Herbst in praktischer Anwendung - nicht in der EU, weil nicht zugelassen. Hat man jemanden auf das russische Präparat angesprochen, hat der nur die Augen in Verzweiflung verdreht: "russisch" als gleichbedeutend mit höchst gefährlich, unsicher, im besten Fall nur einfach Schrott oder so, dabei war schon damals den Fachleuten klar, dass das vom Konzept her der bessere Vektor-Impfstoff als das Präparat von AstraZeneca ist, weil für die Zweitimpfung ein anderes Vektor-Virus als bei der Erstimpfung verwendet wird, sodass das Problem umgangen wird, dass der Körper nicht nur gegen die mRNA des Corona-Virus, sondern auch gegen den Vektor immun werden kann und diesen dann bekämpft, bevor der noch die Gelegenheit hat, bei der Zweitimpfung die mRNA in die Zellen zu injizieren.
Das Geheul kann ich mir gut vorstellen, wenn die EU bei einem Hersteller, der die vielversprechendsten Ankündigungen verbreitete, fixe Mengen bestellt hätte, und sich später herausstellt, dass der Impfstoff solche Mängel hat, dass er nicht zugelassen werden kann.
Da sind wir bei einem weiteren Punkt, den der Autor kritisiert: die Berücksichtigung europäischer Hersteller. Ich kann mich gut an die Diskussionen im vergangen Jahr erinnern, als plötzlich riesige Mengen Masken und Schutzbekleidung gebraucht wurden und man überrascht feststellte, dass das alles aus China kommt und es da Lieferengpässe gibt. Sofort wurde der Ruf laut, wichtige Produkte und auch Arzneimittel mögen doch in der EU hergestellt werden, um nicht abhängig zu sein. Jetzt hat das die EU versucht bei den Impfstoffen, indem sie europäische Firmen förderte und bevorzugt mit diesen Verträge abschloss - wieder nicht recht.
Es ist halt wie immer: herumnörgeln ist leicht und im Nachhinein sind alle gescheiter und hätten es ja gleich gesagt.
Aber so ganz nebenbei erfährt man etwas anderes:
Ende Juli sicherten sich die USA die ersten 100 Millionen Impfdosen, Großbritannien immerhin 30 Millionen. Und die EU tat nichts.
Schau schau, 100 Millionen schon im Juli von der USA bestellt - unter dem damaligen, viel geschmähten Präsidenten Trump.