Hi van Goehs,
erst wollte ich deine beiden Postings "in einem Aufwasch" beantworten. Ich trenn das aber doch mal, damit es nicht zu lang wird.
> Tatsache ist, der wirtschaftliche Schaden ist tatsächlich katastrophal. Da gibts nichts zu deuteln.
Sorry - aber das ist genau so wenig erwiesen wie meine kühne Behauptung ("alles maßlos überschätzt - MI rechnet sich arm").
Das Problem dabei ist: Du wirst kein geeignetes Instrument finden, um diesen Schaden objektiv zu beziffern. Du weißt ja nicht, ob jemand der sich Musik aus dem Netz gezogen hat, anderenfalls tatsächlich einen Tonträger gekauft oder "dankend" darauf verzichtet hätte. Du weißt auch nicht, ob er sich einen Tonträger gerade deshalb kauft, weil er durch KaZaa o.Ä. auf die Musik aufmerksam geworden ist. Laut statistischen Erhebungen kaufen Leute, die Musik aus dem Netz herunter laden, mehr CDs als andre! Was bei Lichte gesehen sogar logisch ist...
Und schließlich: Wer einen Tonträger kauft, der kennt die Musik und will sie haben. Vielleicht, weil er sie im Radio/TV gehört hat. Vielleicht aber auch, weil er sie bei Freunden gehört hat, die sie ihrerseits illegal aus dem Netz gezogen haben - der Werbeeffekt. Das ist bei Programmen genau so: Viele Leute kaufen sich legal lizenzierte Software, nachdem sie mit einer Raubkopie ausgiebig getestet haben.
Das sind alles Unwägbarkeiten, die es unmöglich machen zu ermitteln, wie sich die >10% Umsatzeinbruch in der MI wirklich zusammen setzen. Zumal es noch diverse andere Faktoren gibt, die dafür verantwortlich sind oder sein könnten:
- die Leute haben nicht mehr so viel Geld wie früher
- der Markt ist gesättigt: wer von Vinyl auf CD umrüsten wollte, hat das längst erledigt
- der Anteil besch... Musik ist in den letzten Jahren größer geworden
Und dieser dritte Aspekt führt mich zum letzten Punkt:
> Kann mich nicht erinnern, dass die MI es war , die NApster un Co erfunden hat.
> Oder alle dazu aufgefordert hat, sich die Songs doch lieber kostenlos zu holen.
Nein - so war das nicht gemeint :-)
Aber ich behaupte, dass die MI großen Anteil daran hat, dass Musik zunehmend nicht mehr als wertvolles Gut wahrgenommen wird. Musik ist wenn ich drück mal auf den Knopf und da kommt irgend so ne Klangtapete raus und wenn mir die zu doof wird na und dann klopp ich sie wieder runter von meiner Festplatte.
So oder ähnlich mag es sich in den Köpfen vieler speziell Jugendlicher Musikhörer abspielen. Dass man sich keinen Tonträger kauft, wenn man die Musik sowieso nur für einen kurzen Zeitraum hören will, dass es ökonomisch wie ökologisch sinnvoller ist, Speicherplatz auf einer Harddisk wieder freizugeben statt eine CD in den Mülleimer zu werfen, finde ich einleuchtend.
Da die Veröffentlichungspolitik von Plattenfirmen in den letzten Jahren zunehmend dahin geht, dass fast nur noch leicht verdauliche, risikoscheue, unverblümt kommerziell ausgerichtete, platte Massenware produziert wird, ist es kein Wunder, dass Menschen ein Gefühl für den Wert geistigen Eigentums verloren geht. Küblböck, Bohlen und DSDS sind nur die Spitze des Eisbergs.
CU
Olaf