Hallo zusammen.
Er hat es geschafft. Ein Blick auf die bei MediaMarkt aushängenden Charts verrät: "Alexander" kracht mit Take Me Tonight gleich in der ersten Woche nach Veröffentlichung auf Platz 1 bei den Singles - und verhindert damit den ersten Number-One-Hit für Modern Talking seit 1986 (Platz 2 mit TV Makes The Superstar). Trotzdem Grund zur Freude für Dieter Bohlen: Sein erster "Doppelpack" an der Spitze der Charts seit fast 17 Jahren ist perfekt (damals Spitzenreiter mit Modern Talking und Atlantis is Calling vor Chris Normans Midnight Lady).
So, nun aber genug mit Statistik. Ich greife ins Regal, schnappe mir die Alexander-Single und füge sie zur Liste der Mal-eben-reinhören-CDs hinzu. Schließlich muß man ja wissen, worüber man immer so eifrig mitlästert. Mein Lieblings-CD-Player ganz in der äußersten linken Ecke ist auch gerade frei. Ich höre aber erstmal in ein paar andere CDs hinein... aber dann packt mich doch die Neugier und ich öffne die Alex-CD. Auf der Booklet-Innenseite schaut mich ein Mittelding aus Oblatenengel, Boygroup-Mitglied und Vorzeige-Schwiegersöhnchen selig lächelnd an.
Die Musik beginnt. Ein zischelnder Beckensound, bimmelnde Glöckchen und/oder Celesta. Klavier und Gitarre zirpen ein Intro daher. Oh Baby... haucht Alexander. Es folgen Textbausteine à la when I touch you it's like fantasy oder so ähnlich. Und ganz wichtig: You're my angel... my guardian angel. Singen kann er, und Stimme hat er - auch wenn ich sie nicht mag. Klingt alles zäh wie Kaugummi und irgendwie schleimig. Wie eine typische 0815-Mainstream-Popballaden-Produktion aus den USA - oder eben auch von hier.
Dann der Refrain: Take me tonight, anything is possible, time's on my side, und so weiter und so fort. Schwamm drüber über die Texte - irgendwas muß der Mensch ja zu singen haben. Die Musik kulminiert in einer mega-abgedroschenen Quintfallsequenz. Klingt jetzt eher nach gutem altem Deutschen Schlager als nach US-amerikanischer Boygroup. Dieter Bohlen ist seinem Traum von der banalst-möglichen Allerwelts-Schnulze wieder ein großes Stück näher gerückt.
Und auch sein Vorrat an Textbausteinen hat das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die zweite Strophe macht dort weiter wo die erste aufgehört hat. Damit auch niemand vorzeitig einschläft, wird der zweite Refrain durch einen bierselig-mitgrölenden Chor verstärkt: TAKE ME TONIGHT - ANYTHING IS POSSIBLE - TIME'S ON MY SIDE... noch niemand eingepennt? Ja, das ist der Stoff aus dem Number-One-Hits in Deutschland gemacht sind. Und schon sind vier Minuten vorbei...
Dann gibt es das Machwerk noch als Instrumental-Version - Alex darf seine Stimmbänder zwischenzeitlich auch mal schonen - und als Extended-Version (5 min 19 sec) mit extra-ausgedehntem Intro. Wo der restliche Teil der zusätzlichen 79 Sekunden herkommt, bleibt auch meinem Forschergeist verborgen.
Und dann wäre da noch die neue Single von Daniel K.: You Drive Me Crazy - glaub ich sofort... aber die tu ich mir nicht auch noch an, sonst muß ich noch kübeln. Hat mal wieder einer den Böck zum Gärtner gemacht...
CU
Olaf