Seit Schließung des "One-Click-Hosters" Megaupload im Januar, stehen bei dessen Server-Dienstleister Carpathia 1.103 Server mit dem Megaupload-Datenbestand rum. Jetzt spitzt sich das Geraufe zu, was mit diesen Servern/Daten passieren soll.
Die US-Justiz hat ihre Ermittlungen gehen Megaupload soweit bekannt abgeschlossen, braucht diese Server nicht mehr und hat prinzipiell wohl auch nichts gegen die Löschung der Daten.
Ganz anders sehen das allerdings die EFF (Electronic Frontier Foundation), MPAA (Motion Picture Association of America) und auch die Megaupload-Betreiber selbst, berichtet Torrentfreak. Angeblich soll Megaupload Carpathia angeboten haben, die Server für eine Million Dollar abzukaufen. Dieser Deal wurde allerdings von der Justizbehörde untersagt.
Megaupload behauptet wohl die Daten haben zu wollen, weil sie für die Verteidigung benötigt werden. Auch die Vereinigung der Filmrechteinhaber (MPAA) befürchtet anscheinend, dass bei der Löschung der Daten gewichtiges Beweismaterial (in diesem Fall zum Zweck der Anklage) verloren geht.
Die EFF, die "Verbraucherrechte in der digitalen Welt" schützen will, kämpft um den Erhalt der Daten weil sie erwirken will, dass Megaupload-Nutzer ihre hochgeladenen "persönlichen Daten" zurückholen können sollen.
Alle Parteien drängen jetzt auf eine Entscheidung seitens eines Richters. Carpathia ist es dabei egal, ob die Daten gelöscht werden oder ob Megaupload die Server kauft. Sollte der Richter entscheiden, dass die Server und Daten weiter aufbewahrt werden müssen, will Carpathia eine Entschädigung haben.
Michael Nickles meint: Irgendwie ist das eine verdammt absurde Nummer. Exakt die Daten sind es doch, mit der sich recht genau beweisen lässt, was bei Megaupload transportiert wurde. Waren es Raubkopien oder waren es vorwiegend "legale persönliche Backups"?
Für eine Beweisführung macht der Datenbestand natürlich nur dann Sinn, wenn er von einem unabhängigen Unternehmen analysiert wird - die Server an Megaupload zu geben wäre kompletter Quatsch.
Fraglich ist da dann auch gleich, woher eigentlich die Million Dollar kommen soll, die Megaupload für die Server zahlen will. Angeblich wurden doch alle Konten weltweit eingefroren. Bizarr ist auch die Rolle der Verbraucherschützer (EFF). Die will in den kommenden Tagen vor Gericht ziehen und für einen Megaupload-Nutzer die Herausgabe seiner dort archivierten Daten erreichen.
Bizarr deshalb, weil es in den USA soweit bekannt bislang nur eine einzige Person gibt, die Megaupload nach eigenen Angaben für legale persönliche Daten genutzt hat und die wieder haben will.
Weiter gilt zu wissen, dass es bei Megaupload auch eine "lebenslängliche Premiummitgliedschaft" (glaub für ca 200 Dollar) gegeben hat. Alle die das geblecht haben um Megaupload für legale Backups zu nutzen, sind durch die Schließung gearscht.
Normalerweise löst in den USA doch jeder noch so kleine Furz eine Sammelklage aus. Ist es nicht komisch, dass das im Fall Megaupload nicht passiert? Vielleicht wünschen sich die meisten Megaupload-Nutzer doch eher, dass die Daten möglichst schnell verschwinden.
Ich glaube übrigens nicht, dass der Datenbestand bei Carpathia irgendeine Rolle spielt. In der Anklageschrift, bei der Auflistung der beschlagnahmten Dinge auf Seite 70, finden sich unter anderem 60 Dell R710 Server.
Details zur Ausstattung dieser Server werden zwar nicht genannt, es ist aber zu bezweifeln, dass die Megaupload-Betreiber sie nur für "Computerspiele" genutzt haben. Der Inhalt dieser beschlagnahmten Server ist gewiss sehr interessant.